Partnerin wider Willen
wegen Kranz, hatte Dana gesagt. Mehrmals hatte sie versichert, sie würde die Geschichte nicht benutzen. So sah das also aus, wenn Dana ein Versprechen gab. Und du machst dir Sorgen um sie. Du Idiotin! Ellen hatte Mühe, nicht vor Wut gegen das Schreibtischbein zu treten.
In dieser Stimmung war sie auch noch, als Dana die Tür zum Büro aufstieß und Ellen ein munteres »Schön, dich zu sehen« zuwarf.
Ellen, die am Fenster stand, drehte sich um. Ihr Blick war düster.
Danas Lächeln verrutschte bei diesem Anblick. Ellen sah die Fragezeichen in Danas Gesicht. Habe ich was angestellt, stand vor ihnen.
»Ist alles in Ordnung? Du schaust drein, als wäre jemand gestorben?«, versuchte Dana mit einem Scherz ihre offensichtliche Unsicherheit zu überspielen.
Ellen antwortete nicht.
Dana ging langsam auf Ellen zu. »Ist es wegen Britta? Ist sie wieder weg?« Dana hob die Arme, wollte Ellen tröstend umarmen.
»Bleib ja von mir weg!«, grollte Ellen.
Danas Arme verharrten in der Luft. »Was?«
Ellen schüttelte den Kopf. »Wie kann man nur so falsch sein.«
Dana schluckte ob der Kälte in Ellens Worten. Sie ließ die Arme sinken. »Was meinst du?«
»Stell dich nicht dumm.« Ellen ging zum Schreibtisch, griff die bewusste Akte und warf sie Dana hin. Mehrere Seiten flatterten zu Boden. Dana bückte sich, hob sie auf, sah drauf. »Der Vertrag, mit dem wir Martin Kranz die Rechte an seiner Story abkaufen.« Sie zuckte ratlos mit den Schultern. »Ja. Und?«
Ellen kam auf Dana zu. »Ja, und?«, wiederholte sie. »Wie abgebrüht bist du eigentlich? Du hattest versprochen, nichts darüber zu schreiben. Und jetzt kaufst du die Story!«
»Aber doch nicht, um sie zu veröffentlichen, sondern nur um Kranz kaltzustellen!« rief Dana. »Was denkst du denn?«
Ellen atmete heftig. In ihren Augen blitzte Wut. Danas Worte hatten sie jedoch deutlich aus dem Konzept gebracht.
»Ich kaufe die Rechte an der Geschichte, habe aber nicht die Absicht, sie zu schreiben«, erklärte Dana nun. »Der Vertrag überlässt es mir, ob ich meine Rechte ausübe. Hier.« Sie drückte Ellen den Vertrag in die Hand. »Seite 2, Paragraph 9. Sollte Kranz sich an einen andere Zeitung wenden, bekommt er eine saftige Klage an den Hals.«
Ellen nahm die Blätter und legte Seite zwei obenauf. Ihre Augen wanderten über die Zeilen. Ein kurzer Blick zu Dana, dann wieder auf das Papier. Noch einmal lesen.
Dana wartete.
Endlich schaute Ellen auf. »Das soll ich dir glauben?«
Dana stöhnte. »Wenn du mir nicht glaubst, kannst du den Vertrag ja einfach zerreißen.«
»Dann lässt du einen neuen schreiben.«
Dana verlor die Geduld. »Jetzt reicht’s«, schnaufte sie. »Du bist ja schlimmer als die Inquisition. Wenn du so davon überzeugt bist, dass ich eine Lügnerin bin, kann ich es auch nicht ändern.« Sie ging an Ellen vorbei zu ihrem Schreibtisch, setzte sich und tat demonstrativ beschäftigt.
Ellen stand unentschlossen da. Dana wirkte nicht wie jemand, dem man auf die Schliche gekommen war. Ihre Entrüstung war echt, in ihr brodelte der Ärger.
Ellen ging zur Couch, sank in das Polster und seufzte ausgiebig. Sie legte den Vertrag neben sich. Beobachtete Dana schweigend. Dana hingegen würdigte sie keines Blickes.
»Es tut mir leid«, sagte Ellen nach einer Weile.
Dana ignorierte Ellen. Sie tippte weiter auf der Tastatur. Mit ziemlich hartem Anschlag.
»Ich kann verstehen, dass du sauer bist«, versuchte Ellen es erneut. »In meinem Beruf sollte ich wissen, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen.«
Dana schaute stumm auf, senkte dann wieder den Blick.
Ellen zog ihre Füße aufs Sofa und legte die Knie zur Seite, so dass sie bequem saß. »Heee«, machte sie. »Komm schon. Ich hab mich entschuldigt. Außerdem bist du selbst schuld. Du weißt genau, warum.«
Dana lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie gönnte der Tastatur eine Schonzeit. »Vergiss es. Das Ding vom Anfang ist abgegessen. Vorbei. Du kannst mir diesen Fehler nicht immer wieder unter die Nase reiben«, sagte sie. »Dein Problem ist auch nicht meine kleine Erpressung, die du, nebenbei gesagt, mit verschuldet hast.«
»Was? Also jetzt . . .«
»Jetzt hörst du mir mal zu«, unterbrach Dana Ellens Einwurf. »Dein Problem ist nämlich folgendes. Britta hat dir wehgetan. Du bist verletzt und wütend. Und deine Umwelt muss das ausbaden. Seit wir uns kennen, bist du mehr oder weniger mies drauf. Du beißt mürrisch um dich und provozierst grundlos. Du bist
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