Partnerin wider Willen
Ziehen.
»Mist!«, murmelte Ellen vor sich hin. Das lief irgendwie in die verkehrte Richtung. Aber wieso? Nach dem ersten Schock beim Wiedersehen mit Britta hatte sich doch alles zum Besten entwickelt. Mehr konnte sie nicht verlangen! Was passte denn jetzt nicht?
Ist doch egal was, es passt eben nicht!
»Das macht man also, wenn man Polizeischutz gibt. Auf dem Sofa liegen und die Decke anstarren.«
Ellen hob den Kopf und erspähte Dana, die mit lächelndem Gesicht im Türrahmen lehnte. »Schon fertig mit deinem Artikel?«, fragte sie zurück.
»Nein, ich wollte nur mal nach dir sehen.«
Ellens Kopf sank zurück auf die Sofalehne. Dana kam zu ihr und setzte sich in den Sessel gegenüber. »Du siehst müde aus.«
Ellen lächelte schwach.
»Na ja, ist ja kein Wunder«, meinte Dana. »Neue Stadt, verzwickter Fall, plötzliches Auftauchen der Ex.« Sie lehnte sich zurück. »Ganz schön viel auf einmal.«
»Du hast was vergessen«, sagte Ellen.
»Was?«
»Die nervige Journalistin, die immer und überall dabei ist.«
Dana kratzte sich gespielt verlegen am Kopf.
»Na ja«, meinte Ellen. »Man gewöhnt sich dran.« Sie legte ihren linken Arm unter den Kopf und schaute in Danas Richtung.
Dana blickte ernst. »Wirklich?«
»Wer hätte das gedacht, was?« Ellen seufzte.
Danas Blick ruhte auf Ellen. »Was ist los?« Sie legte den Kopf zur Seite. »Du wirkst irgendwie, ich weiß nicht, neben der Spur.«
Ellen schloss für einen Moment die Augen. »Ja, so fühle ich mich auch«, sagte sie, als sie sie wieder öffnete. »Ich glaube, die Sache wächst mir über den Kopf.«
»Der Fall?«
»Britta.«
Dana rückte sich im Sessel zurecht. »Britta?«
»Ich . . . wir haben uns versöhnt.«
»Oh.«
»Ja.«
»Schön.« Dana lächelte mit zusammengepressten Lippen. »Und was ist das Problem?«
»Es fühlt sich ganz anders an als früher.«
»Wie anders?«
»So, wie wenn ein Gewicht alles nach unten zieht.«
Das Klingeln an der Haustür unterbrach Ellen. Dana stand auf und wollte in den Flur gehen, doch Ellen erhob sich eilig vom Sofa und legte ihre Hand auf Danas Schulter. »Warte«, hielt sie sie auf. »Ich gehe.«
»Das ist sicher nur der Bote vom Verlag. Er bringt mir ein paar Archivunterlagen, die ich angefordert habe.«
»Ich sehe lieber trotzdem nach.«
Es war der Bote. Ellen ließ ihn eintreten, und er und Dana verschwanden in ihrem Arbeitszimmer. Für Ellen begann eine neue Runde des Wartens. Sie rief Marco an und erkundigte sich nach dem aktuellen Stand der Dinge.
»Wir haben den Russen gefunden«, erzählte der.
»Wo?«
»Erinnerst du dich an das Foto, das Ben Kessler uns gab?«
»Ja.«
»Das Labor konnte die zweite Person mit einem speziellen Programm erkennbar machen. Das war nicht irgendein Fahrer, das war Gerstäcker! Also bin ich zu dem Waldstück gefahren. Da lag der Russe, ganz in der Nähe des Fundortes des anderen Leichnams, unter Ästen und Laub. Der Notarzt sagt, das Schädeltrauma ist lebensgefährlich. Ist nicht sicher, ob der Mann durchkommt.«
»Und Gerstäcker?«
»Weiterhin flüchtig. Wir versuchen sein Handy zu orten. Aber er muss es ausgeschaltet haben.«
»Verdammt.«
»Wie läuft es bei euch?«, erkundigte Marco sich.
»Alles ruhig.«
»Schön. Denn der Chef sagt, du sollst machen, dass du an deinen Schreibtisch kommst.«
Ellen fluchte leise in sich hinein. »Autsch«, entfuhr es ihr jetzt laut. »Ich bekomme gerade starke Zahnschmerzen. Mein Weisheitszahn macht Probleme. Werde besser zum Zahnarzt gehen, sicher muss der Zahn gezogen werden. Mit Schmerzmitteln vollgepumpt nehme ich den Rest des Tages lieber frei.«
Marco feixte. »Verstehe. Und was ist morgen?«
»Das findet sich schon.«
»Übertreib es nicht«, warnte Marco.
»Danke für den Rat. Wir bleiben in Verbindung«, beendete Ellen das Gespräch.
»Was ist passiert?« Dana kam ins Zimmer gelaufen. »Hast du dir was getan?«
Ellen schaute sie fragend an. »Wieso?«
»Hast du nicht gerade ›autsch‹ gerufen?«
»Falscher Alarm«, winkte Ellen ab. »Alles in bester Ordnung. Ich geh mal raus und schau mich um.« Die frische Luft würde ihren Kopf durchpusten und die unnützen Gedanken verscheuchen. »Du schließt hinter mir ab und öffnest niemandem, bis ich wieder da bin. Klar?«
»Ellen, mal ganz ehrlich, das ist doch idiotisch. Gerstäcker kommt niemals hierher.«
»Die Diskussion hatten wir schon. Was kann es denn schaden, Vorsicht walten zu lassen? Marco koordiniert die Suche nach Gerstäcker,
Weitere Kostenlose Bücher