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Passionsfrüchtchen

Passionsfrüchtchen

Titel: Passionsfrüchtchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Rose
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trainierte bereits, wenn Sven ankam, und trainierte immer noch, wenn Sven zum Duschen ging. Axels Körper erinnerte an eine klassische antike Skulptur. Bei jeder seiner Bewegungen konnte man das Muskelspiel unter der Haut sehen. Irgendwann kam er mit ihm an der Theke nach dem Training ins Gespräch. Axel erzählte ihm, dass er als Callboy arbeite. Es sei mehr oder weniger ein Job, wie jeder andere. Er würde Damen auf Empfänge begleiten oder wohin immer sie wollten. Je nach Bedarf stellte er auch die sexuellen Wünsche seiner Kundinnen zufrieden. Axel taxierte Sven und meinte, er hätte durchaus das Zeug dazu, sich auch als Callboy zu betätigen. Er schlug vor, Sven mal mitzunehmen. Er hätte einige Kundinnen, die es gerne mal zu dritt machten. Er könnte ihn als Neuen vorstellen.
    Sven hatte seine Zweifel. Aber Axel schwärmte ihm vor, dass er gut verdiene und sich alles leisten könne, was er wollte. Das klang verlockend. Sven willigte schließlich ein, es mal zu versuchen, und so wurde er selbst zum Callboy.
    Anfangs arbeitete er noch viel mit Axel zusammen, später hatte er seine eigene Stammkundschaft. Seit drei Jahren machte er das nun und lebte nicht schlecht. Er hatte sich in Oberkassel, in einer der teuersten Wohnlagen Düsseldorfs, eine Dachgeschosswohnung mit Rheinblick finanziert, die er von seinem Einkommen abzahlte, verdiente gut und hatte ein abwechslungsreiches Leben. Fest binden wollte er sich sowieso nicht, seine Erfahrung mit Juliette hatte ihm gereicht. In seinem Job konnte er viele Frauen beglücken, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen. Natürlich konnte er nicht ewig als Gigolo arbeiten. Irgendwann war er zu alt dafür. Aber für den Moment war er mit seinem Leben zufrieden. Gedanken über später konnte er sich immer noch machen. Es lief wirklich alles bestens – wenn er nur diesen Traum endlich loswerden könnte.

    Sandra und Nina standen schon früh am Eingang der Disco. Sie waren die Einzigen, bis auf zwei Männer, die sich etwas abseits hielten. Sandra rüttelte zwischendurch am Tor, um zu sehen, ob nicht vielleicht doch schon Einlass war, aber vor zweiundzwanzig Uhr war da nichts zu machen. Die beiden Männer näherten sich ihnen.
    „Hat keinen Zweck. Die lassen vor der Zeit bestimmt niemanden rein“, sagte der Größere. Er hatte dunkelblondes, kurzgeschnittenes Haar, und trug zu Bluejeans eine schwarze Fliegerjacke, die seine schmalen Hüften betonte. „Aber wenn es euch nicht stört, leisten wir euch so lange gerne ein bisschen Gesellschaft, nicht wahr, Stefan?“
    „Ja klar“, antwortete Stefan.
    „Ich heiße Michael.“
    Die beiden Freundinnen stellten sich ebenfalls vor und begannen ein lockeres Gespräch mit den Männern. Nina spähte die Straße hinunter: Es hatte sich eine Besucherschlange gebildet, die gut 50 Meter die Straße hinunterreichte. Einen Augenblick später ging endlich die Tür auf. Erleichtert strömten die Wartenden hinein.Nina und Sandra gaben ihre Jacken an der Garderobe ab und gingen an die Bar. Michael und Stefan hatten sie aus den Augen verloren. Die Musik spielte, aber auf der Tanzfläche war es so leer wie in den Regalen eines Feinkostgeschäfts der ehemaligen DDR. Am Rande der Tanzfläche standen vereinzelt ein paar Leute herum, manche wippten von einem Bein auf das andere, aber niemand wollte den Anfang machen. Nina und Sandra bestellten sich an der Bar einen Pinot Grigio und scannten den Saal nach brauchbaren Eroberungen für den Abend ab. Ganz allmählich tat sich etwas. Ein paar Mutige hatten es gewagt, am Rande der Tanzfläche anzufangen zu tanzen. Langsam wurde es voller. Schließlich befanden sie, dass es jetzt auch für sie an der Zeit sei, sich auf die Tanzfläche zu begeben. Mitten im Getümmel wurde Nina angesprochen.
    „Hey, wo hast du denn gesteckt?“, sagte Michael.
    „Wir standen da hinten an der Bar.“
    „Und wir waren an der Bar auf der anderen Seite.“
    „Wo ist dein Freund?“
    „Der steht da hinten.“ Michael deutete mit dem Kopf in Richtung Eingang. „Hat keine Lust zu tanzen. Magst du etwas trinken? Ich lade dich ein.“
    Nina folgte Michael an die Bar. Sie unterhielt sich angeregt mit ihm, bis Sandra plötzlich neben ihr auftauchte.
    „Mensch, wo steckst du denn? Ich suche dich schon die ganze Zeit.“
    Dann sah sie Michael. Mit einem kurzen Blick erfasste sie die Situation und zwinkerte ihrer Freundin verschwörerisch zu.
    „Verstehe“, sagte sie ihr so leise wie möglich ins Ohr. „Du hast im Moment andere

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