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Passionsfrüchtchen

Passionsfrüchtchen

Titel: Passionsfrüchtchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Rose
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folgenden Tage waren die Hölle. Er konnte nicht klar denken. Seine Gedanken kreisten immer nur um Juliette. Selbst der Whisky, den er sich allabendlich genehmigte, konnte die immer wieder heraufdrängenden Bilder von Juliette mit ihrem Liebhaber nicht vertreiben. Er hielt es nicht mehr aus. Er wollte endlich einmal wieder schlafen können, ohne an sie denken zu müssen …
    Am nächsten Morgen wurde er von einem Klingeln an der Haustür geweckt. Sein erster Impuls war, das Geräusch einfach zu ignorieren. Aber das Klingeln hörte nicht auf. Wohl oder übel musste er nachsehen, wer der impertinente Besucher war. Er quälte sich aus dem Bett und schleppte sich mit schlurfenden Schritten zur Gegensprechanlage.
    „Hallo?“, fragte er kraftlos in den Apparat.
    „Ich bin es!“, tönte die energische Stimme seines Vaters aus dem Hörer. „Mach auf und las mich rein!“
    Sein Vater! Das hatte ihm noch gefehlt. Sein immer noch vom Whisky umnebelter Verstand war nicht fähig, irgendwelche zusammenhängenden Gedanken zu verfolgen. Trotzdem dämmerte ihm, dass er heute womöglich einen wichtigen Termin hatte.
    Karl Sonntag kam die Treppen nach oben gestürmt.
    „Was fällt dir ein? Wieso liegst du um diese Zeit noch im Bett?“, warf er ihm vor, kaum dass er die Wohnung betreten hatte. „Wie siehst du überhaupt aus? Und wie es hier drin riecht! Wie in einer Kneipe! Jetzt sieh zu, dass du dich anziehst, in einer Stunde müssen wir in Köln sein, sonst platzt das Geschäft. Mit Mühe und Not habe ich einen Aufschub erreichen können.“
    Aber der Geschäftsabschluss kam nicht zustande. Sven hatte es vermasselt, und hatte nicht die Kraft, einen neuen Anlauf zu starten. Er wusste, dass er seinen Vater enttäuscht hatte und das nagte an seinem Gewissen. Er fühlte sich innerlich leer und ausgebrannt. Er wollte eine Auszeit und sagte es seinem Vater. Aber Karl Sonntag lehnte ab. Er baue auf seinen Sohn und bräuchte ihn in der Firma. Sie hatten sich fürchterlich gestritten.
    Am Ende hatte Sven einfach gekündigt und war gegangen. Er fiel in ein Loch, kapselte sich von allem und jedem ab. Am liebsten wollte er seine Ruhe. Er vernachlässigte sich. Monatelang verbrachte er halbe Tage im Bett, starrte ins Leere, und verließ die Wohnung nur noch, um das Nötigste einzukaufen.
    Die Wende kam unerwartet. Irgendwann stand er im Supermarkt vor dem Regal mit den Fertiggerichten und wusste nicht, für was er sich entscheiden sollte.
    „Sven?“, sprach ihn plötzlich jemand an. „Bist du das?“
    Er starrte in ein Gesicht, das ihm bekannt vorkam.
    „Na klar, du bist es. Mann, Sven, wie siehst du denn aus? Was ist denn mit dir passiert?“
    Es war André Schuster, ein ehemaliger Kommilitone. Sie hatten in der Studienzeit viel miteinander unternommen und gemeinsam gejobbt, sich aber nach Svens Ausflug in die USA aus den Augen verloren. André nahm Sven unter seine Fittiche. Er hörte sich Svens Geschichte an, hatte aber kein Mitleid, sondern nahm ihn stattdessen mit ins Fitness-Studio. Er sorgte dafür, dass er sich nicht mehr vernachlässigte, und holte ihn jeden Tag zum Training ab. Sven sträubte sich zunächst dagegen und wollte nicht mitmachen. Aber Andrés Hartnäckigkeit zahlte sich aus. Nach fast drei Monaten täglichen Fitnesstrainings fand Sven nicht nur in seine alte körperliche Form zurück, er hatte auch neue Lebenskraft und sah besser aus als je zuvor.
    Jetzt musste er nur noch entscheiden, wie es beruflich weitergehen sollte. Eine Rückkehr in die Firma seines Vaters kam nicht infrage. Sie hatten sich dermaßen zerstritten, dass er es nicht über sich bringen konnte, wieder für ihn zu arbeiten. Die Initiative kam auch diesmal von André.
    Während des Studiums hatten André und Sven zeitweise als Model gearbeitet und sich so ihren Unterhalt finanziert. Natürlich waren sie nicht auf der Titelseite irgendwelcher Hochglanzmagazine zu sehen, aber sie ließen sich für Modekataloge ablichten oder auch schon mal für ein Deodorant. Sie nahmen, was ihnen angeboten wurde und kamen ganz gut über die Runden. André schlug Sven vor, es wieder als Model zu versuchen. Die Idee gefiel Sven. Aber es war nicht mehr so einfach, lohnende Aufträge zu bekommen. Jetzt, mit über dreißig, war er nicht mehr für viele Aufnahmen gefragt wie noch mit Anfang zwanzig. Das Geld reichte vorne und hinten nicht.
    Die Lösung seines Problems begegnete ihm beim Training. Meistens, wenn er ins Fitness-Studio ging, war auch Axel dort. Er

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