Passionsfrüchtchen
der Suche nach einem netten Lokal schlenderten sie durch die Altstadt Barcelonas. Die Straßen waren voll von Menschen.
Sie bummelten weiter durch die kleinen Gassen. Mit einem Mal standen sie vor der kleinen Bar vom Abend zuvor.
„Was meinst du? Sollen wir es noch mal wagen?“, fragte Nina.
Aber Sandra hatte die Tür schon geöffnet. Heute war es erheblich voller als gestern, trotzdem erkämpften sie sich wieder einen Platz an der Bar. Der nette Kellner von gestern erkannte Nina sofort wieder.
„Hola Señoras!“, sagte er. „Was möchtet ihr trinken? Margarita und Caipirinha wie gestern?“
„Ja, bitte. Das Gleiche wie gestern.“ Sie sah dem Kellner zu, wie er die Zutaten lässig in den Shaker füllte, Eis dazugab, alles gut durchschüttelte und in Cocktailgläser abseihte. Er fing an, sich mit Nina zu unterhalten.
„Wie heißt du?“
„Nina, und du?“
„Ich bin Paco. Ist das deine Freundin?“ Er deutete mit dem Kopf zu Sandra.
„Ja, das ist sie. Wir machen hier Urlaub.“
Paco war neugierig. Er fragte Nina, in welchem Hotel sie wohnten. Nein, das kenne er nicht. Wo es denn wäre. Wie lange sie bleiben würden. Woher sie kämen. Ah, Düsseldorf. Ja, da war er schon mal zu Besuch. Im November. Es sei schrecklich kalt gewesen …
Nina schielte zu Sandra hinüber, denn sie hatte ein schlechtes Gewissen, sich die ganze Zeit mit Paco zu unterhalten, ohne etwas zu übersetzen. Sandra sprach kein Spanisch. Aber Sandra wäre nicht Sandra, wenn sie nicht Kontakt knüpfen würde, wo immer sich die Gelegenheit bot. Sie hatte offenbar einen Engländer kennengelernt, mit dem sie sich angeregt unterhielt. Dabei legte sie von Zeit zu Zeit den Kopf etwas schief und zeigte ihre Beißerchen. Nina wusste nur zu gut, was das bedeutete. Sandra hatte es auf ein Abenteuer abgesehen. Sie konnte sich also ganz beruhigt wieder auf Paco konzentrieren und sich noch einen Cocktail von ihm mixen lassen.
Drei Margaritas später fragte Paco, ob sie noch Lust hätten tanzen zu gehen. Er habe gleich Feierabend. Nicht weit von der Bar sei ein guter Club. Nina stupste Sandra an, die noch immer mit ihrem Engländer zugange war.
„Du, Paco fragt, ob wir noch tanzen gehen wollen. Sollen wir?“
„Oh ja! Warte, ich frag mal Simon, ob er mitkommen will.“
Sandras Bekanntschaft war ebenfalls einverstanden und so übersetzte Nina für Paco, dass sie gern alle noch mitkämen.
Um halb zwei verließen sie die Bar. Sie gingen lediglich ein paar Schritte die Ramblas hinunter in den Club Fellini. Nina war beeindruckt. Auf drei Ebenen konnte man hier tanzen oder chillen, ganz wie man wollte. Es gab verschiedene Räume und Tanzflächen, alle mit einem unterschiedlichen Charakter und unterschiedlicher Musik. Zunächst tanzten sie im Bad Room, wo ein Live DJ auflegte. Nina hatte einen Mann noch nie so rhythmisch tanzen sehen wie Paco. Sein geschmeidiger Hüftschwung beschwor Bilder von ganz anderen Bewegungen herauf. Etwas später zogen sie sich zum Chillen in den Mirror Room zurück. Auf einem der Sofas machten sie es sich gemütlich. Sandra knutschte bereits heftig mit Simon. Paco sah es. Er rückte näher an Nina heran.
„Deine Freundin ist eine echte Wildkatze.“
„Ja“, sagte Nina. „Sie hat heißes Blut.“
„Und du nicht?“, fragte Paco.
Nina war ein bisschen verlegen. Was sollte sie darauf antworten? Etwa: „Na klar, ich bin ein Vulkan.“ Oder vielleicht: „Nein, ich bin so schüchtern, ich trau mich nicht.“ Sie zögerte noch einen Moment. Aber nach einem weiteren Blick auf Sandra sagte sie sich, Angriff ist die beste Verteidigung, und küsste Paco. Er schien nicht überrascht. Wenige Sekunden später ließ seine linke Hand, die ihren Oberschenkel hochstreifte, sie wohlig erschauern. Es war jedenfalls ganz klar, wer hier auch noch heißes Blut hatte.
Als sie um vier Uhr den Club verließen, standen sie vor einem Dilemma. Nina und Sandra hatten nur ein gemeinsames Hotelzimmer. Nina erklärte Paco die Situation.
„Kein Problem!“, erwiderte er. „Wir zwei gehen zu mir.“
Damit war das geklärt. Nina gab Sandra zu verstehen, dass sie mit zu Paco ging. Am nächsten Morgen wollte sie sich mit Sandra im Hotel zum Frühstück treffen.
„Ich wünsche dir eine heiße Nacht, Sweetie.“ Sandra zwinkerte ihr zu, als sie mit Simon Richtung Hotel aufbrach.
Paco wohnte nicht gerade um die Ecke. Öffentliche Verkehrsmittel fuhren aber zu dieser Zeit nicht mehr – oder noch nicht. Er rief ein Taxi heran und hielt Nina
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