Passionsfrüchtchen
einstieg.
„Zum Flughafen“, nannte er dem Fahrer kurz und knapp das Ziel.
Der Taxifahrer war es offensichtlich gewöhnt, zu dieser frühen Stunde schon putzmunter zu sein, aber Sven ging das Gequatsche des Fahrers auf die Nerven. Er war froh, als er am Terminal ankam.
„Was macht das?“, fragte Sven den Fahrer.
„Dreiundzwanzig fünfzig.“
„Machen Sie fünfundzwanzig draus.“ Er hielt dem Fahrer dreißig Euro hin.
„Danke sehr. Brauchen Sie eine Quittung?“
Sven nickte. In diesem Moment hielt ein weiteres Taxi vor ihnen an. Sven beobachtete, wie aus dem gerade angekommenen Taxi zwei attraktive Frauen, eine Blondine und eine Brünette, ausstiegen, während sein Chauffeur ihm eine Quittung ausstellte. Der Fahrer des frisch angekommenen Taxis stieg ebenfalls aus. Aus dem Kofferraum holte er zwei Koffer heraus.
Sven nahm den Beleg entgegen und steckte ihn in seine Brieftasche. „Auf Wiedersehen“, verabschiedete er sich. Er stieg aus dem Taxi aus, nahm seine Tasche vom Rücksitz des Autos und wollte zum Eingang des Terminals gehen. Die beiden soeben angekommenen weiblichen Fahrgäste gingen gerade an ihm vorüber. Im letzten Moment konnte er verhindern, dass er in sie hineinrannte.
„Beeil dich, Sweetie“, sagte die Blonde zu der anderen. „Wir müssen noch einchecken und ich will neben dir sitzen.“
Als die Dunkelhaarige an Sven vorbeiging, streifte ihr Kleid an ihm vorbei. Ein außergewöhnlicher Duft stieg ihm in die Nase. Es war eine Mischung aus Blättern und Blüten, die an einen Frühlingsregen erinnerte und gleichzeitig etwas ausgesprochen Feminines verströmte. Plötzlich hatte er den Eindruck, die Welt um ihn herum bewege sich in Zeitlupe. Er sah ihr Gesicht vor sich, in dem sich eine natürliche Unberührtheit spiegelte, die im beunruhigenden Gegensatz zu dem sinnlichen Körper stand, der sich unter dem rot getupften Kleid abzeichnete. Wie gebannt starrte er ihr hinterher.
Im nächsten Moment war sie mit der Blondine im Flughafengebäude verschwunden. Sven erwachte wie aus seiner Trance. Er ging auf den Eingang des Terminals zu. Die Türen öffneten sich automatisch. Er betrat die Abflughalle. Was war das gerade? Hatte er geträumt? Oder halluziniert? Es musste an der frühen Uhrzeit liegen, beschloss er, suchte auf der Anzeigetafel nach seinem Schalter zum Einchecken, und machte sich mit seinem Gepäck auf den Weg.
Nina und Sandra waren morgens um zehn bei strahlendem Sonnenschein auf dem Flughafen von Barcelona gelandet. Nachdem sie im Hotel eingecheckt und sich erfrischt hatten, genehmigten sie sich einen Imbiss an einem Stand auf dem Boquería Markt: Kabeljau-Teigbällchen, Kartoffeln in scharfer Tomatensauce und frittierte Tintenfische. Es schmeckte köstlich.
Gestärkt machten sie sich auf Erkundungstour in Barcelonas Altstadt, bis ihnen gegen Mitternacht die Füße so wehtaten, dass sie ins Hotel zurückgehen wollten. Auf dem Weg dorthin kamen sie an einer kleinen Bar vorbei. Sandra schlug vor, noch einen Schlummertrunk zu nehmen.
Die Bar war nicht größer als Ninas Wohnzimmer, mit einer Theke gegenüber vom Eingang und vielen Fotos an den Wänden. Sie rätselten, ob die Promis darauf wohl tatsächlich hier gewesen waren. Sie setzten sich an die Bar, und Nina bestellte Margarita und Caipirinha. Dafür reichte ihr Spanisch noch. Der Kellner war hellauf begeistert.
„Habla muy bien español“, lobte er.
Es blieb nicht bei einem Cocktail. Erst um halb zwei lagen Nina und Sandra geschafft, aber glücklich in ihren Betten.
Den ganzen nächsten Tag wollten sie der Architektur von Antoni Gaudí widmen. Nina war begeistert vom Modernismo. Barcelona gefiel ihr immer besser. Nicht nur die Architektur, die vielen schönen, alten Häuser, sondern auch die Menschen. Nina spürte, dass in dieser Stadt eine Lebensfreude in der Luft lag, dieansteckend wirkte. Sie stellte sich wieder einmal vor, wie es wäre, wenn sie die Möglichkeit hätte, beruflich ab und zu hierher zu kommen. Aber ihr Traum vom eigenen Weinhandel war vorerst nicht realisierbar.
Abends sollte es am Plaça de Catalunya ein Konzert geben, das sie sich anhören wollten. Nach dem Essen gingen sie daher zu dem Platz, auf dem bereits große Menschenmassen der Musik zuhörten. Sie drängten sich in die Mitte, sodass sie einen guten Blick auf die Bühne hatten, tanzten zu der Musik und applaudierten zusammen mit den anderen Anwesenden. Gegen halb zwölf schlug Sandra vor, weiterzuziehen, um noch etwas zu trinken. Auf
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