Passionsfrüchtchen
glaube, ich könnte eine Massage gebrauchen“, sagte sie mit einem anzüglichen Unterton.
Diese Art von Unterhaltung hatte Sven schon tausend Mal geführt. Automatisch gab er die richtige Antwort, aber seine Gedanken kreisten immer noch um die kleine Kellnerin mit dem verführerischen Duft. Es half nichts. Wenn er nicht wollte, dass sie die ganze Zeit in seinem Kopf herumspukte, musste er sie ansprechen, um den Bann zu brechen.
„Bitte entschuldige mich einen Moment“, sagte er zu seiner Auftraggeberin. „Ich bin gleich wieder da.“
Er ließ eine perplexe Sonja Vierstetter am Tisch zurück und durchquerte den Pavillon. Am Buffet angekommen sah er sich um. Hier musste sie doch irgendwo sein. Suchend durchkämmten seine Blicke das Zelt. Dann erspähte er sie. Sie kam mit einem vollbeladenen Tablett direkt auf ihn zu.
„Pardon!“, rief Nina dem elegant gekleideten Herrn zu, der ihr am Buffet den Weg zur Theke versperrte.
Er ließ sie vorbei, blieb aber nahe bei ihr stehen und sah ihr zu, wie sie die Speisereste von den Tellern in einen Müllbeutel beförderte und die Teller stapelte. Als sie fertig war, drehte sie sich zu ihm um.
„Je peux vous aider?“
„Oui … pardon … sprechen Sie Deutsch?”, fragte ihr Gegenüber.
„Ja. Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Wie schön. Ja, Sie können mir tatsächlich helfen“, antwortete der Fremde.
Nina sah ihn genauer an. Er war ein gutes Stück größer als sie und sie musste zu ihm aufblicken. Was für ein attraktiver Typ! Und diese blauen Augen! Sie schienen geradewegs in sie hineinzusehen. Nina fühlte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend.
„Wissen Sie, vorhin, als Sie an meinem Tisch die Teller abgeräumt haben, hat mir Ihr Parfum gefallen. Würden Sie mir vielleicht verraten, wie es heißt?“
„Gern.“ Noch nie hatte ihr jemand so ein nettes Kompliment über ihr Lieblingsparfum gemacht. „Das ist Issey Miyake, mein absoluter Lieblingsduft.“
„Er steht Ihnen ausgezeichnet.“
„Danke.“
„Sagen Sie, wie kann ich mich für die nette Auskunft bedanken?“
„Ach, dafür brauchen Sie sich doch nicht zu bedanken. Ich freue mich, dass Ihnen mein Parfum gefällt.“
Es sah aus, als ob das Gespräch damit beendet wäre. Nina wollte sich mit dem leeren Tablett auf den Weg machen. Doch der charmante Fremde holte aus seiner Tasche ein Stück Papier hervor und hielt es ihr hin.
„Möchten Sie vielleicht heute Abend zu der Premiere gehen? Hier. Nehmen Sie. Es sind zwei Eintrittskarten, ich brauche sie nicht.“
„Oh, das kann ich nicht annehmen“, sagte Nina anstandshalber, ohne recht überzeugt zu klingen. Dabei fixierten ihre Augen zwischendurch immer wieder die Eintrittskarten.
„Ich möchte aber, dass Sie sie nehmen. Bitte! Sie würden mir eine große Freude machen.“
„Vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen.“
Ninas Widerstand hatte sich in Luft aufgelöst. Innerlich jubelte sie. Heute würde sie nicht nur die Stars auf dem roten Teppich sehen, sie hatte sogar eine Eintrittskarte zur Premiere. Zu schön, um wahr zu sein! Als sie die Karten entgegennahm, berührte seine Hand die ihre und etwas Elektrisierendes, Erregendes sprang auf sie über. Nina bekam eine Gänsehaut, ihr Unterleib krampfte sich zusammen und ein leichtes Pochen machte sich bemerkbar. Vergeblich versuchte sie, in dem Gesicht des Unbekannten zu erkennen, ob er es bemerkt hatte.
„Hier bist du also. Ich muss gleich wieder zurück. Kommst du bitte?“
Die Stimme gehörte zu einer gutaussehenden Frau mit blond gefärbten Haaren, die Nina auf Ende vierzig schätzte.
„Mit wem unterhältst du dich denn da?“, fragte die gefärbte Blondine, und musterte Nina von Kopf bis Fuß. „Entschuldigen Sie uns bitte?“, sagte sie zu Nina, um sich gleich darauf bei dem gutaussehenden Mann einzuhaken, wie um ihren Besitzanspruch deutlich zu machen. Mit einer Drehung hatte sie sich zwischen ihn und Nina gedrängt und zog ihn von ihr weg.
„Auf Wiedersehen. Und vielen Dank“, verabschiedete er sich im Weggehen.
„Auf Wiedersehen“, antwortete sie, aber er konnte sie schon nicht mehr hören und ihr Gruß ging im Stimmengewirr des Festzeltes unter.
Nina beeilte sich, ihrer Arbeit nachzukommen. Noch gut zwei Stunden, dann konnte sie gehen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Wie nett von dem Unbekannten, ihr die Karten zu schenken. Und dass nur, weil ihm ihr Parfum so gut gefallen hatte. Ob er es wohl der blonden Frau schenken wollte? Ganz passabel hatte sie ja
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