Passionsfrüchtchen
Namen er hatte. Das spielte keine Rolle. Sie liebte ihn. Aber wieso hatte er ihr nicht gesagt, wie er wirklich hieß? Wieso hatte er es nicht getan? Was verheimlichte er ihr? Ihre Gedanken kreisten endlos um die gleiche Frage.
Nina wurde wach vom Klingeln an der Tür. Sie musste vor lauter Grübeln auf dem Sofa eingeschlafen sein. Mühsam stand sie auf und ging zur Sprechanlage.
„Hallo?“
„Hallo Sweetie, ich bin´s. Mach auf.“
Nina drückte den Türöffner, um Sandra hereinzulassen.
„Ich wollte mal sehen, was du machst und fragen, ob wir statt gestern nicht heute zusammen ins Kino gehen können.“
„Mir ist aber nicht nach Kino“, murmelte Nina noch halb benommen.
Aber Sandra blieb stur. „Jetzt lass dich nicht so gehen. Morgen um diese Zeit lachst du darüber. Du weißt doch gar nicht, was dich erwartet. Also los, zieh dir was an, wir gehen jetzt ins Kino und danach noch etwas trinken.“
Als sie drei Stunden später wieder aus dem Kino herauskamen, hatte sich Ninas Stimmung sichtlich gebessert. Sandra hatte mal wieder recht behalten. Was nützte es, sich zu Hause einzuigeln und Trübsal zu blasen, so lange noch gar nichts feststand?
„Wo gehen wir denn jetzt noch hin? Ich hätte Lust, auf ein, zwei Alt. Was sagst du?“, fragte Sandra ihre Freundin.
„Abgemacht!“
Sandra hakte sich bei Nina ein. Sie war offenbar froh, dass ihr Ablenkungsmanöver gewirkt hatte und Nina wieder normal ansprechbar war. Auf dem Weg zur Ratinger Straße unterhielten sie sich über den Film, den sie gerade gesehen hatten.
Im Füchschen war es brechend voll. Trotzdem schafften es Sandra und Nina, für sich noch ein Plätzchen zu ergattern. Es dauerte auch nicht lange und Sandra hatte Kontakt zu einer Gruppe von vier Männern geknüpft, die am Nachbartisch saßen. Nach dem dritten Altbier erhob sich Sandra.
„Ich verschwinde mal ganz kurz“, rief sie Nina ins Ohr. „Sollen wir danach gehen?“
Nina nickte ihrer Freundin zu. „Warte! Ich komme mit!“, rief sie ihr noch zu, aber Sandra hatte sich schon umgedreht.
Nina entschuldigte sich bei ihren Tischnachbarn und erhob sich. Sie drehte sich um, weil sie Sandra folgen wollte. Dann stand sie plötzlich einem bekannten Gesicht gegenüber.
„Thomas!“ Nina war überrascht.
„Hallo Nina“, sagte er zu ihr, so als hätten sie sich gestern zuletzt gesehen. „Gut siehst du aus.“
„Danke. Kann man von dir leider nicht behaupten.“
„Ja, ich weiß. In der letzten Zeit lief es nicht so gut für mich. Jobmäßig und auch sonst.“
„Wie meinst du das?“
„Ach egal“, wich er ihrer Frage aus. „Bist du alleine hier?“, fragte er schnell hinterher.
„Ja … Nein. Mit Sandra.“
„Ach ja, Sandra.“ Er schien einen Augenblick zu überlegen. Dann fragte er: „Und wie geht´s dir?“
„Gut. Danke. Du, ich muss jetzt weiter, okay?“
„Na klar. War schön, dich mal wiederzusehen. Vielleicht können wir uns ja mal treffen, was meinst du?“
Als Sandra von der Damentoilette zurückkam, schaute sie sich suchend nach Nina um. Dann erblickte sie sie und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Na also, wer sagte es denn? Da stand sie und unterhielt sich mit einem Kerl. Den ganzen Abend hatte sie die Zähne nicht richtig auseinander gekriegt, aber kaum ließ man sie allein, flirtete sie herum.
„Hallo, Sweetie, wer ist denn …? Was machst du denn hier?“, fragte sie, als sie Thomas erkannte.
„Hallo Sandra. Ich freu mich auch, dich zu sehen“, entgegnete er etwas frostig. „Ich unterhalte mich gerade, wie du siehst.“
„Ja, das sehe ich. Aber wir müssen jetzt leider gehen. Komm Nina!“, sagte sie bestimmend, hakte sich bei ihrer Freundin unter und schob sie in Richtung Ausgang.
„Ich rufe dich an!“, hörte sie Thomas noch hinter ihnen herrufen, dann waren sie auf der Straße.
Sandra traute ihren Ohren nicht. Anrufen? Wollte er Nina etwa wieder anbaggern? Draußen stellte sie Nina zur Rede.
„Es war ganz harmlos. Wir haben uns nur unterhalten“, verteidigte sich Nina.
„Oh ja, das kann ich mir lebhaft vorstellen. Du hast dich doch nicht mit ihm verabredet, oder?“
„Nein! Natürlich nicht“, entrüstete sich Nina. „Aber ich kann ihm ja schlecht verbieten, mich anzurufen, oder?“
„Du bist mir vielleicht ein Früchtchen! Kaum lässt man dich allein, stellst du prompt Unsinn an.“
Sandra war halbwegs erleichtert. Es reichte schon, dass Nina ein Problem mit ihrer neuen Liebe hatte, ohne dass sich der Ex-Lover auch
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