Passionsfrüchtchen
eifersüchtig.“
„Eifersüchtig? Auf wen denn?“
„Auf die ganzen Kerle, mit denen du vorher geschlafen hast.“
„Du meinst eifersüchtig, so als wenn man verliebt ist?“
„So ungefähr.“ Sandra gab Nina einen Kuss auf die Lippen und streichelte ihr zärtlich über den Busen.
„Bist du etwa in mich verliebt?“ Aus Ninas Tonfall war ein Anflug von Panik herauszuhören.
„Vielleicht ein wenig“, gab Sandra lächelnd zu.
„Du bist doch jetzt nicht lesbisch, oder?“
Sandra musste lachen. Sie gab Nina noch einen Kuss. „Nein, auf keinen Fall. Dafür stehe ich viel zu sehr auf Schwänze.“ Sie grinste Nina an. „Aber man kann ja auch zweigleisig fahren. Falls du mal Lust auf eine Wiederholung hast, sag mir Bescheid, ja? Ich wäre nicht abgeneigt.“
Zu gerne hätte sie Nina noch ein letztes Mal tief und innig geküsst, denn sie ahnte, dass es wahrscheinlich keine Wiederholung geben würde. Aber es war schon spät. Sie mussten morgen früh raus. Sandra hatte zwar damit gerechnet, dass es eine kurze Nacht werden würde, aber sie hatte es definitiv anders gemeint.
„Lass uns schlafen, Sweetie“, sagte sie und kuschelte sich an Ninas warmen Körper.
„Gute Nacht“, erwiderte Nina und gab ihr einen letzten Kuss, bevor sie das Licht ausknipste. „Ich glaube, heute war der schrecklich-schönste Tag meines Lebens. Ich habe das Gefühl, dieses Jahr wird das Jahr der Katastrophen. Nichts von dem, was ich mir vorgenommen habe, scheint zu klappen.“
August
Sven hätte zwar gern ein helles Outfit angezogen, aber angesichts des schlechten Wetters war seine Wahl auf schwarz gefallen. Elf Uhr fünfzig. Er musste aufbrechen, um Margot abzuholen und sie zur Galopprennbahn zu begleiten. Er öffnete die Tür der Abstellkammer. Dort stand sein schwarzer, extra-großer Regenschirm. Den konnte er heute sicher gebrauchen.
Margot Zweigert wohnte in Meerbusch, in einer Gegend mit viel Grün und luxuriösen Villen in der Nähe des Golfplatzes. Der Golfplatz! Hier hatte alles angefangen. Sven hatte die letzten zwei Wochen versucht,nicht an Nina zu denken. Als er ihre Wohnung verlassen hatte, war er wie betäubt in sein Auto gestiegen und nach Hause gefahren. Er redete sich ein, dass sie ihm gar nicht den Laufpass gegeben hatte. Ich will jetzt allein sein, hatte sie gesagt. Er hatte sie nicht verloren, sie wartete auf ihn. Irgendwie würde sich alles ergeben. Sie brauchte nur Zeit. Und die konnte er ihr geben.
Er stieg aus dem Wagen aus und klingelte an der Tür. Wenige Augenblicke später öffnete sie ihm. Sie trug ein schwarz-weiß kariertes Chanel Kostüm bestehend aus einem kurzen, taillierten Blazer und einem Bleistiftrock. Gekrönt war das Ganze mit einem breitkrempigen Damenhut in schwarz, garniert mit einer rosa Schleife.
„Du siehst heute wieder hinreißend aus.“ Sven hielt ihr die Hand hin, um sie zum Auto zu geleiten.
Für dieses Kompliment schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln.
Auf der Galopprennbahn war es so voll wie seit Langem nicht mehr. Kein Wunder. Schließlich war der Henkel-Preis der Diana ein international anerkanntes Stutenderby, das Prominenz von Nah und Fern anzog. Sie gingen vorbei am Riesentrampolin, der Hüpfburg und weiteren kostenlosen Kinderattraktionen, am Henkel-Markenparcours, wo Fachleute Tipps zur Wäschepflege gaben und die berühmte Henkel-Dame im weißen Kleid Rosen verteilte.
Auf dem Weg zu Margots Loge trafen sie auf zahlreiche Bekannte. Es galt, Hände zu schütteln, den Damen Komplimente zu machen und mit den Herren über das Geschäft zu plaudern. Margot kannte eine Unmenge Leute, sodass es eine geschlagene Dreiviertelstunde dauerte, bis sie in der Loge angekommen waren. Dort wollten sie sich die Rennen ansehen, von denen das erste bereits in weniger als einer Viertelstunde starten würde.
Dabei war das Pferderennen für die meisten hier nebensächlich. Sehen und gesehen werden hieß das Motto und natürlich: Dabei sein ist alles.
Trotzdem gab es viele Besucher, die Wetten abschlossen und das Rennen mit Spannung verfolgten. Margot Zweigert gehörte dazu. Pferde waren ihre Leidenschaft. Das Rennen um den Preis der Diana war stets ein Höhepunkt im Jahr für sie, den sie sich nie entgehen ließ. Ihre Favoritin war Serienhoehe, die bereits im Jahr zuvor die Maurice Lacroix-Trophy gewonnen hatte. Hinzu kam, dass sie von einem der momentan besten Jockeys in Deutschland geritten wurde.
Margot hatte sich vorgenommen, auf Sieg zu setzen. Sie bat Sven, für sie
Weitere Kostenlose Bücher