Passionsfrüchtchen
und spielte mit seiner Hand an dem Kragen ihrer Bluse.
„Weißt du noch?“, fragte er. „Unser erstes Treffen bei dir?“
Was für eine Frage! Nachdem sie sich bereits diverse Male mit Thomas in der Öffentlichkeit verabredet hatte, hatte sie irgendwann beschlossen, ihn nach Hause einzuladen. Er war pünktlich mit einem großen Strauß Blumen in der Hand erschienen. Sie hatten gegessen und sich danach im Wohnzimmer bei einem Glas Rotwein unterhalten. Nina hatte ihm von ihrem Praktikum in Frankreich erzählt und war in Gedanken abgeschweift. Aber Thomas hatte sie immer nur angesehen, als ob er gar nicht wahrgenommen hätte, was sie ihm erzählt hatte. Stattdessen hatte er plötzlich zu ihr gesagt: „Ich hätte unheimlich Lust, dich jetzt zu küssen.“ Es hatte sie wie ein Donnerschlag getroffen.
„Weißt du noch?“, fragte er sie jetzt. „Ich hätte große Lust, dich zu küssen.“
Seine Finger, die eben noch an dem Kragen ihrer Bluse gespielt hatten, waren jetzt dabei, den nächsten Knopf zu öffnen. Noch ehe Nina realisiert hatte, was hier vor sich ging, presste Thomas seine Lippen auf ihre. Seine Zunge drängte begierig in ihren Mund und sie erwiderte seinen Kuss. Als seine rechte Hand ihre Brust umfasste, spürte sie jedoch, dass etwas nicht in Ordnung war. Aber Thomas schien es nicht zu bemerken.Er schob sich auf sie. Durch ihren Rock fühlte sie, wie sich die Schwellung in seiner Hose an sie presste. Irgendetwas war hier falsch. Sie wollte ihn nicht küssen. Sie wehrte sich und versuchte, ihm auszuweichen. Schließlich, in ihrer Not, zwickte sie Thomas kurz in seine Zunge.
„Au!“, rief er, und hielt inne. „Was ist denn?“
„Tut mir leid, Thomas, aber das geht mir zu schnell.“
„Aber du mochtest es doch immer so. Es konnte dir doch nie schnell genug gehen.“
„Mag sein. Aber jetzt nicht mehr.“
Thomas ließ sich perplex zurückfallen. „Du hast dich neu verliebt, richtig?“
Sie schlug die Augen nieder und wusste, Thomas hatte sie durchschaut. Sein Kuss hatte keine wohligen Schauer hervorgerufen. Selbst bei Michael und Paco hatte sie mehr empfunden. Und an Svens Küsse, die sie förmlich zerschmelzen ließen, durfte sie erst gar nicht denken. Als er ihre Brust berührt hatte, war sie nicht in Verzückung geraten, wie sonst, wenn Sven sie dort streichelte oder auch nur zufällig berührte. Und Thomas’ Erregung hatte kein Verlangen in ihr geweckt, sodass sie sich nicht mehr beherrschen konnte, wie es bei Sven der Fall war. Es lag nicht daran, dass es ihr zu schnell gegangen war, es lag daran, dass es Thomas war und nicht Sven. Sie begehrte ihn nicht mehr, das war der Grund.
Wie sie den Weg vom Sofa zur Tür geschafft hatte, wusste sie später nicht mehr genau. Sie erinnerte sich nur noch vage daran, dass sie etwas von Entschuldigung, aufbrechen und spät gemurmelt und dass sie Thomas mit einem mehr oder weniger stupiden Gesichtsausdruck zurückgelassen hatte. So schnell sie konnte sprintete sie zu ihrem Mini und setzte sich ans Steuer. Sie musste fort von hier. So weit wie möglich. Sie startete den Motor und raste in halsbrecherischem Tempo durch die Stadt.
Eine knappe Viertelstunde später parkte sie den Wagen in der Nähe ihrer Wohnung. Sie schaute zu Sandras Wohnung hinauf. Alles war dunkel. Gerne hätte sie jetzt mit ihr geredet, aber Sandra war nicht da.
In ihrer Wohnung umfing sie Leere. Hier spürte sie die Einsamkeit noch mehr. Vielleicht hätte sie doch bei Thomas bleiben sollen? Immer noch besser, als allein zu sein. Doch dann schob sie den Gedanken beiseite. Thomas spielte keine Rolle mehr.
Vielleicht half es, wenn sie Zuflucht bei ihrer Lieblingsphantasie suchte? Das hatte bisher immer funktioniert. Sie zog sich aus, legte sich auf das Bett und versuchte, sich mit geschlossenen Augen in die Situation hineinzudenken. Nach Montagmorgen war ihr nicht. Also musste es abends sein. Richtig. Sie stellte sich vor, dass sie am Bahnhof von einer Reise zurückgekehrt war.
Sie steigt aus dem Zug aus und durchquert die Bahnhofshalle, um zum Parkhaus zu gehen. Sie steigt in ihr Auto ein und fährt los. Draußen regnet es in Strömen. Es ist dunkel. Sie fährt nach Hause. Unterwegs blinken sie immer wieder Autos mit Lichthupe an. Was wollen die von ihr? Sie fährt doch ganz normal. Plötzlich sieht sie im Rückspiegel ein Blaulicht. Polizei. Sie wird überholt. Der Polizist hält eine Kelle aus dem Fenster. Verkehrskontrolle. Na toll! Das hat ihr gerade noch gefehlt. Sie hält
Weitere Kostenlose Bücher