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Password - Zugriff für immer verweigert

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Titel: Password - Zugriff für immer verweigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous , Verena Kiefer
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sein musste.
    Auf dem Fernsehschirm verwandelte sich der Arm des Hauptdarstellers gerade in eine Klaue. Er verbarg sie, so gut es ging, und versuchte, niemanden etwas merken zu lassen.
    Mick drehte die Lautstärke herunter und dachte nach.
    Vorläufig sollte er am besten dieselbe Strategie anwenden wie Van de Merve. Für die Außenwelt würde er so tun, als wäre alles in Ordnung, aber währenddessen …
    Als Erstes würde er Jerros Nachricht beantworten. GLÜCKWUNSCH! SIE HABEN DEN HAUPTPREIS GEWONNEN!
    So tun als ob, war schwieriger, als Mick sich vorgestellt hatte. Er fühlte sich wie ein Verräter. Echte Freunde waren ehrlich zueinander. Sie brauchten nicht zu kontrollieren, ob sie dem anderen vertrauen konnten, ganz zu schweigen davon, dass sie sich gegenseitig in die Falle lockten. Aber genau das versuchte er gerade.
    Während der Chemiestunde zum Beispiel, als sie mit einem Experiment zugange waren, fragte er: »Weißt du noch, wie wir die Feuerwerksbombe gebastelt haben?«
    Jerro nickte. »Klar doch!«
    »Was ging die ab!«
    »Ja, das war vielleicht ein Knall.« Jerro formte eine Bombe mit den Händen und ließ sie anschließend auseinanderfliegen. »Baff!«
    Mick bekam einen ekligen Geschmack im Mund. Sie hatten noch nie eine Feuerwerksbombe gebastelt.
    »Du hattest verdammt Glück«, legte er noch eins drauf. »Dass Alfred es nie deinen Eltern erzählt hat.«
    »Stimmt«, bestätigte Jerro.
    Mick hätte ihn schütteln können. Er wollte seinen alten Freund zurück.
    Aber als sie am nächsten Tag in Jerros Zimmer saßen, schien alles wieder normal. Aus der Musikanlage erklang ein Stück von Anouk.
    »Das beste Geschenk, das ich je von meinen Eltern bekommen habe«, sagte Jerro.
    Er meinte nicht die CD, sondern das Livekonzert, das sie gegeben hatte, als er vierzehn geworden war. Anouk war bei ihm zu Hause auf seinem Fest aufgetreten.
    »Besser als ein Zauberkünstler«, bestätigte Mick.
    »Nur schade, dass sie nicht noch nackt aus einer Torte gehüpft ist.« Jerro stellte die Musik lauter und spielte Luftgitarre. Mick konnte das Stück nicht richtig genießen. Sein Kopf schwirrte vor Fragen. Warum konnte sich Jerro an manche Dinge noch sehr gut erinnern und an andere gar nicht? Hatte er vielleicht irgendeine Krankheit, die Löcher in sein Gehirn fraß, wollte ihn das aber nicht merken lassen und redete deswegen mit Mick so, als wüsste er noch alles?
    Mick musste an seine Oma denken. Als sie allmählich dement wurde und immer häufiger den Faden verlor, hatte sie es so lange wie möglich geleugnet. Eine Zeit lang hatte sie alles, was sie behalten wollte, auf Zettel geschrieben. Bis sie auch die Zettel vergaß …
    Bei Jerro war diese Veränderung nicht langsam aufgetreten, sondern schnell. Kurz bevor er bewusstlos wurde, hatte er sich noch vollkommen normal verhalten.
    Also musste im Krankenhaus etwas passiert sein.
    Mick sah einen futuristischen Operationssaal vor sich und in der Mitte einen Tisch, auf dem Jerro lag, festgebunden, und um ihn herum allerlei seltsame und brummende Apparate. Die Ärzte waren durchsichtige grüne Wesen mit Facettenaugen …
    Oder nein, nicht im Krankenhaus, sondern im Rettungswagen! Jerro war mit Blaulicht und Sirene abtransportiert worden. Es war ein Rätsel, weshalb er dann doch erst so spät im Krankenhaus angekommen war. Es sei denn, unterwegs war etwas völlig schiefgegangen. Ein Unfall, medizinische Komplikationen, Pranke, der einen Fehler gemacht hatte und ihn verschwieg.
    Oder ein Doppelgänger hatte Jerros Platz eingenommen. Weil es keinen normalen Zwillingsbruder gab, müsste das ein Klon sein, wie in Moon.
    Mick rieb sich mit den Knöcheln über den Schädel.
    Filmquatsch. In Wirklichkeit konnte man den Körper eines Fünfzehnjährigen nicht kopieren. Um Jerro zu klonen, brauchte man eine seiner Zellen. Aus dieser Zelle wurde dann ein Baby geboren und nicht sofort ein identischer Junge von fünfzehn Jahren. Und obwohl Jerros Gedächtnis Lücken aufwies, strotzte er ansonsten vor Gesundheit. Geklonte Tiere hingegen wurden meistens frühzeitig krank und starben.
    Aber jemanden einer Gehirnwäsche unterziehen, das ging natürlich.
    Die beiden Einzigen, die vermutlich mehr darüber wussten, waren Mondkrater und Pranke …
    Lang lebe die Überwachungskamera!
    6.
    Mick hatte Glück – die letzte Stunde fiel aus. Um halb zwei stand er bei Carl im Pförtnerhäuschen.
    An der Wand hingen sechs kleine Monitore. Auf jedem Schirm war ein anderes Bild zu sehen: ein Stück

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