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Password - Zugriff für immer verweigert

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Titel: Password - Zugriff für immer verweigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous , Verena Kiefer
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der Website mit den Fotos, um die Daten zu notieren – mit ein wenig Glück gab es am Standort einen Plan, auf dem man sehen konnte, welcher Rettungswagen zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Mitarbeitern ausgerückt war – und scrollte zu dem Chevrolet mit der Rufnummer 20-128. Da erst sah er es. Das Kennzeichen war 01-SJ-PH.
    Micks Herz schlug schneller. Das stimmte nicht! Auf dem Kennzeichen des Wagens hatte MS gestanden, da war er hundert Prozent sicher. Jerro war von einem Rettungswagen mit einem falschen Kennzeichen oder einer falschen Rufnummer abgeholt worden.
    Mick schrieb alle Daten auf den Zettel und schob ihn in seine Hosentasche. In der Küche schmierte er sich ein Brot mit Erdnussbutter. Kraftnahrung. Bis zum Südteil der Stadt waren es gut zwanzig Minuten mit dem Rad.
    Der Standort war nicht schwer zu finden. Eigentlich war es eine Feuerwache, in der aber nicht nur Löschfahrzeuge, sondern auch Rettungswagen standen. Mick parkte sein Rad und betrat nervös die große Eingangshalle.
    Sofort kam ein Mann auf ihn zu. »Kann ich dir helfen?«
    Mick war froh, dass er sich unterwegs schon eine Ausrede ausgedacht hatte.
    »Ich hoffe es«, sagte er. »Mein Freund ist neulich ins Krankenhaus gebracht worden und jetzt bin ich auf der Suche nach den Leuten, die ihn mit dem Rettungswagen abgeholt haben. Sie haben ihm das Leben gerettet und ich will mich bei ihnen dafür bedanken.«
    »Kennst du ihre Namen?«, fragte der Mann.
    »Nein.« Mick betrachtete die glänzenden Fahrzeuge. »Aber es war am elften Mai um zwei Uhr mittags und sie sind meiner Ansicht nach mit diesem Wagen gefahren.« Er zeigte auf den Chevrolet mit der Rufnummer 20-128.
    Der Mann wiederholte Datum und Uhrzeit. »Warte mal kurz.« Er verschwand in einem kleinen Büro.
    Mick umkreiste den Rettungswagen. Das Nummernschild stimmte mit dem auf der Website überein, aber nicht mit dem Nummernschild, das er am elften Mai gesehen hatte. Auch die Stoßstange wirkte anders. Je länger er schaute, desto sicherer war er, dass Jerro nicht mit diesem Wagen abgeholt worden war.
    Der Mann betrat wieder die Halle. »Ich glaube, du irrst dich. Der 20-124, der 125er und der 126er sind am Mittag des elften Mai ausgerückt, aber der 128er nicht.«
    Mick hatte nicht vor, so schnell aufzugeben. »Kennen Sie alle Fahrer?«
    »Das will ich meinen. Ich bin der Betriebsleiter und wir arbeiten hier mit einem festen Team.«
    »Der Fahrer, den ich meine, hatte blonde Locken«, sagte Mick. »Er war etwa vierzig und sein Gesicht war voller Pockennarben.«
    Der Betriebsleiter schüttelte den Kopf.
    »Dann vielleicht der Sanitäter?«, fragte Mick. »Ein blasser Mann um die dreißig mit rötlichem Haar. Er war nicht viel größer als ich, aber er hatte Hände in der Größe von Baseballhandschuhen.«
    »Nein, tut mir leid.« Der Betriebsleiter ging zur Tür und hielt sie für Mick auf. »Wahrscheinlich stand doch eine andere Rufnummer auf dem Wagen. Wenn man aufgeregt ist, funktioniert das Gehirn nicht immer optimal.«
    Es wurde aufgezeichnet, du Trottel, dachte Mick, ehe er mit großen Schritten nach draußen ging.
    »Du könntest es auch noch im Stadtteil Nord versuchen!«
    Mick kam nach Hause und öffnete die Hintertür. Er hatte nicht vor, noch das ganze Ende nach Nord zu fahren. Vorläufig wusste er genug. Jerro war von einem gefakten Rettungswagen abgeholt worden. Die Frage war: Woher bekam man die?
    Mal wieder ins Internet. Vielleicht gab es eine Art Marktplatz oder eBay für abgeschriebene Rettungsfahrzeuge.
    Er nahm eine Packung Milch aus dem Kühlschrank und ging in sein Zimmer. Bei Google gab er »Rettungsfahrzeug kaufen« ein.
    Sobald er das Suchergebnis sah, rutschte ihm das Herz in die Hose. Offenbar konnte man problemlos so ein Fahrzeug kaufen. Bei Diac Holland verkauften sie alte und neue Rettungswagen, bei verschiedenen Autowerkstätten stand ein aufgemöbeltes Exemplar zum Verkauf und dann gab es auch noch Privatanzeigen. Es war nicht machbar, sich bei allen Verkaufadressen nach Mondkrater und Pranke zu erkundigen.
    Aber wie sonst sollte er ihre Identität herausfinden? Sie waren bestimmt keine echten Rettungsmitarbeiter. Wäre er doch bloß so clever wie Jerro. Einfach logisch nachdenken, sagte der immer. Nur drehte es sich dann meistens um Mathematik.
    Logisch nachdenken …
    Eigentlich wirkte die ganze Aktion noch am ehesten wie eine Entführung. Eine schlaue, bis in alle Einzelheiten vorbereitete Entführung. Ein Fake-Rettungswagen öffnete alle Türen.

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