Password - Zugriff für immer verweigert
Hosentasche.
»Pap?« Stefan hatte von Kasia erfahren, dass Jerro nie »Papa« sagte.
»Hmmmm.«
»Ich würde gern wieder Tee trinken.«
Prins war mit seinem iMac beschäftigt. »Kannst du ihn eben selbst holen? Ich will erst …«
Was für eine einmalige Gelegenheit! Stefan stand schon im Aufzug, den PIP in der Hand. Sein Herz hämmerte bis in seine Ohren.
Jetzt nur noch hoffen, dass Prins keine Antidiebstahl-Schranke eingebaut hatte.
Vorläufig piepte zum Glück nichts und auch noch nicht, als Stefan aus dem Aufzug trat und über die große Diele in die Küche ging. Kasia war schon nach Hause gegangen. Er füllte den Wasserkocher und schaltete ihn ein. Dann warf er einen Kontrollblick in die Diele, aber es war niemand zu sehen. Jetzt schnell. Er schob den PIP auf und fotografierte sein Inneres. Dann steckte er den Spy-guy in den Port.
Fuck, das Lämpchen leuchtete nicht auf. Das Menü vielleicht?
Er drückte auf das M. Buchstaben sprangen in die Luft: AUFLADEN, FORMATIEREN, KOPIEREN …
Kopieren! Sobald Stefan auf das Wort zeigte, machte sich der Spy-guy an die Arbeit.
Am nächsten Morgen steckte Stefan Kasia den Spy-guy wieder heimlich zu. Danach brachte Alfred ihn zur Schule. Obwohl es noch relativ früh war, stand schon eine Menge Schüler auf dem Hof. Er seufzte. Wäre es doch bloß schon vorbei. Er versuchte, wie ein perfekter Soldat alle Gefühle auszuschalten und sich auf das Ziel zu konzentrieren, das er erreichen wollte.
Mick kam auf dem Fahrrad und hob die Hand.
Schritt eins: Verwirrung säen.
Stefan ignorierte Mick, bis der sein Fahrrad geparkt hatte. Dann stellte er Micks Rucksack auf den Boden und sagte freundlich: »Den hast du gestern vergessen. Er stand noch in der Küche.«
Mick war sichtbar erleichtert. Er bedankte sich bei ihm und hängte sich den Rucksack um. »Hast du noch mit Kasia gesprochen?«
Schritt zwei: der unerwartete Angriff.
»Wir haben uns kaputtgelacht«, sagte Stefan.
Der dicke Mick schrumpfte zusammen wie ein Luftballon. »Wieso?«
»Was dachtest du denn? Wegen deiner seltsamen Geschichten natürlich.«
Stefan zwang mühsam seine Mundwinkel in die Höhe. »Es wird wirklich Zeit, dass du dir Hilfe suchst beim Schulpsychologen oder so.« Er hoffte, dass Mick es aufgab. Je früher er das hinter sich bringen konnte, desto besser.
»Ich weiß, dass das alles merkwürdig klingt«, sagte Mick. »Aber du kannst Kasia wirklich nicht vertrauen. Sie arbeitet mit den Leuten vom Rettungswagen zusammen.«
Stefan hasste es, dass Mick seine Pläne boykottierte, aber er verspürte auch einen gewissen Respekt. Jerro hatte einen Freund, der blindlings für ihn durchs Feuer ging. Das würden Kevin und Mark für ihn sicherlich nicht so schnell tun.
Schluss! Solche Gedanken machten einen nicht reich!
»Großfuß und Mondmännchen!«, rief Stefan über den Schulhof, sodass alle ihn hören konnten. »So heißen die gefährlichen Außerirdischen, die mich zu Hause abholen kommen.« Er zeigte mit dem Finger auf Mick. »Das behauptet er zumindest.«
Sie starrten Mick an. Sie lachten ihn aus. Er bekam rote Flecken auf den Wangen und rannte zur Schultür.
»Das kommt davon«, rief Stefan, »wenn man zu oft Science-Fiction-Filme schaut!«
Wie Mick sich umschaute …
Stefan schob das Gefühl beiseite und zwinkerte Fransje zu. »Pass bloß auf«, sagte er zu ihr. »Gleich denkt er noch, du bist eine verkleidete Echse, die Ratten und Meerschweinchen frisst.«
»Igitt!« Fransje kicherte und Mick verschwand im Gebäude.
Vorbei.
Stefan schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter.
Teil 6
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You ever have that feeling where you’re not sure
if you’re awake or still dreaming?
(The Matrix)
1.
Nachdem er die Einkäufe bei Nel abgeliefert hatte, fuhr Nolte in erwartungsvoller Stimmung zum Campingplatz.
De Oranje Molen war ein trübseliger Ort mit einem Pool ohne Wasser, zerfallenden Toilettengebäuden mit schimmeligen Mauern und einer Kantine, deren Tür zugenagelt worden war. Auf Anweisung der Feuerwehr sollte das Gelände bald geräumt und abgeriegelt werden. Die Touristen und der Eigentümer hatten es schon längst aufgegeben, aber ein paar Hartgesottene, für die ihr Wohnwagen zur dauerhaften Wohnung geworden war, kampierten immer noch dort. Die meisten Bewohner kümmerten sich nur um sich selbst, was Nolte ausgezeichnet in den Kram passte. Er hauste in einem leer stehenden Wohnwagen, der innen nach nassem Hund roch. Eigentlich hasste er solche primitiven Umstände, aber
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