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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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Jack.
    Harry lächelte. »Vielleicht bin ich auch eine Zockerin.«
    Ethans aufgedeckte Karte reichte nicht für einen Black Jack. Er zählte dreitausendsiebenhundertfünfzig Dollar in Jetons ab und schob sie ihr in zwei Stapeln hin. Seine Miene war ernst.
    »Ist Rousseau heute hier?«, fragte Harry.
    »Mr. Rousseau ist immer hier.«
    »Können Sie mich zu ihm bringen?«
    Statt ihr zu antworten, gab er dem Mann mit der Zigarette zwei weitere Karten. Mit der zweiten war er überkauft, und der Alte stieg vom Hocker und warf Ethan einen grünen Jeton auf den Tisch. Ethan fuhr mit der Hand zweimal über seine silberne Klingel, ohne dabei Harry aus den Augen zu lassen.
    »Wer mit Mr. Rousseau spielt, braucht eine Extraeinladung«, sagte er, als der Mann fort war. »Er lässt nicht jeden x-Beliebigen rein.«
    »Er wird mich reinlassen, wenn Sie ihm sagen, dass ich Sal Martinez bin.«
    Er musterte sie und ließ einige Jetons zwischen den Fingern klappern. Dann gab er jemandem hinter ihr ein Zeichen. Harry fuhr herum. Hatte er einen Rausschmeißer gerufen, um sie vor die Tür setzen zu lassen? Stattdessen kam eine junge schwarze Frau in der ärmellosen Croupiersuniform und nahm seinen Platz hinter dem Tisch ein.
    »Kommen Sie mit«, sagte er.
    Sie verstaute die Jetons in ihrer Handtasche und folgte ihm durch die Menge. Er führte sie zu einer Nische mit einer Tür, auf der »Privat« stand, und öffnete sie mittels eines Schlüssels, der an einer Kette an seinem Handgelenk hing. Auf der anderen Seite befand sich ein glänzender Chromaufzug. Mit demselben Schlüssel öffnete er die Aufzugstüren. Harry trat mit ihm ein. Er drückte auf einen mit »P3« gekennzeichneten Knopf. Sie erwartete, dass der Lift nach oben schwebte, stattdessen kam es ihr vor, als falle er geradewegs in die Tiefe. Als die Türen wieder aufgingen, lag vor ihr ein kleines, mit goldenen Teppichen und Spiegeln dekoriertes Vestibül.
    »Warten Sie hier«, sagte Ethan, ohne sie anzusehen.
    Er verschwand hinter einer nicht weiter gekennzeichneten Tür. Harry tat, wie er gesagt hatte; sie wartete und kam sich wie ein Schulkind vor, das in der Klasse etwas ausgefressen hatte. Sie musste sich erst ins Gedächtnis rufen, dass sie kaum auf Ethans Einverständnis angewiesen war. Aber dass es ihr überhaupt naheging, zeigte nur, wie mutterseelenallein sie sich fühlte. Sie setzte sich auf einen Stuhl mit goldfarbenem Kissen, schlug die Beine übereinander und überprüfte den Inhalt ihrer Handtasche, obwohl sie wusste, dass alles da war. Sie hatte es mindestens ein Dutzend Mal überprüft, bevor sie das Hotel verlassen hatte. Mit einem Klicken ging die Tür auf, sie sprang hoch und straffte ihre Schultern. Ethan wies sie hinein.
    »Sie sind drin«, sagte er und sah sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen endlich wieder an. »Aber nehmen Sie sich vor den Haien in Acht.«

[home]
    46
      
    H arry hatte angenommen, Ethans Warnung beziehe sich auf die Spieler. Aber dessen war sie sich jetzt nicht mehr so sicher.
    Der Raum war so groß wie eine Konzerthalle, Kronleuchter tauchten dreißig bis vierzig Pokertische in champagnerfarbenes Licht. Zwei der langen Wände bestanden vom Boden bis zur Decke aus Glas, und dahinter lag ein riesiges Aquarium.
    Die Tanks warfen ein geisterhaft blaues Licht in den Raum. Ein einsamer Hai, an die zwei Meter lang, kam auf sie zugeschwommen, als hätte er alle Zeit der Welt, um sie sich zu schnappen. Am Ende des Tanks angekommen, schlug er mit der spitzen Schnauze gegen die Glaswand und schien sie mit seinen kleinen, tödlichen Augen anzustarren.
    »Er sieht Sie nicht wirklich an. Haie können nämlich nicht viel sehen.«
    Harry fuhr herum. Ein großer Mann in den Fünfzigern stand neben ihr. Er trug einen Smoking, der sein graues Haar und die schimmernd gebräunte Haut noch mehr betonte.
    Er streckte ihr die Hand hin. »Philippe Rousseau.« Seine langen Nägel glänzten, als wären sie poliert. »Sie müssen Sals Tochter sein. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.«
    Harry gab ihm die Hand. »Ja, ich weiß. Ich heiße Harry. Tut mir leid, dass ich mich für Sal ausgegeben habe …«
    »… damit Sie reinkommen, ja, ich weiß. Ich bin fasziniert.« Er hatte einen wohlklingenden Bariton mit karibischem Einschlag, was sehr kultiviert klang.
    »Sagen Sie, wie geht es Ihrem Vater?«
    Sein Blick schien sie regelrecht zu durchbohren. Es fiel ihr schwer, nicht wegzusehen. Er musste doch wissen, dass ihr Vater inhaftiert gewesen war, seinem Blick

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