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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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nur diese verdammte Maschine ran«, fuhr Miriam fort. »Könntest du dir bitte eine Minute Zeit nehmen und mich zurückrufen.«
    Harry schloss die Augen und presste die Lippen zusammen. Dann drückte sie auf den Löschen-Knopf und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo Dillon noch immer auf Patrouille war.
    Sie sah auf ihre Uhr. »Hör zu, es ist nach sieben. Fahr nach Hause, du musst nicht hierbleiben.«
    Dillon winkte ab. »Ich bleibe hier.«
    Sie musste sich eingestehen, dass sie insgeheim um seine Anwesenheit froh war. Dann besah sie sich die Zerstörung und wagte es, eine Grenze zu überschreiten.
    »Gilt dieses Brandy-Angebot noch?« Die Worte waren ein wenig lauter rübergekommen, als sie eigentlich vorgehabt hatte.
    Dillon drehte sich zu ihr um und sah sie mit seinem verkniffenen Lächeln an. »Klar. Machen wir einen doppelten daraus. Es war ein schlimmer Tag für dich.«
    Abrupt blieb er vor dem zerstörten Bild stehen, beugte sich herunter und betrachtete es. Er steckte die Hand durch den Riss im Karton. »Warum macht jemand so was?«
    Harry zuckte mit den Schultern.
    Dillon sah sich um. »Das alles hier. Sieht so aus, als hätten sie was gesucht.«
    Harry warf ihm einen scharfen Blick zu. »Kommt es dir so vor?«
    »Dir etwa nicht?«
    Sie seufzte und rieb sich die Augen. Sie fühlten sich sandig an. »Doch, aber ich habe gehofft, ich hätte mich getäuscht.«
    Sie erhob sich von der Sofalehne und ging in die Küche, ohne ihr lädiertes Knie allzu sehr zu belasten. Sie lehnte sich gegen den Türpfosten und starrte auf den chaotischen Haufen auf dem Boden.
    Worauf zum Teufel hatten sie es abgesehen?
    Dann dachte sie an den Typen im Bahnhof, an seinen heißen Atem an ihrem Ohr, und ihr schauderte.

[home]
    9
      
    U nd, was gefunden?«, fragte Leon.
    Er schluckte und fuhr mit dem Finger innen am Hemdkragen entlang. Er lehnte an der Hintertür von O’Dowd’s Pub und war über sein Handy gebeugt, als winde er sich unter Krämpfen.
    »Nichts«, kam die Antwort. »Ich hab’s doch gesagt, reine Zeitverschwendung.«
    Lärmende Stimmen kamen von der Theke am anderen Ende des Gangs. Trotz des Durchzugs von der Straße schwitzte Leon.
    »Sind Sie sich sicher?«, fragte Leon.
    »Verdammt, klar. Ich hab die ganze Bude zerlegt, nur so zum Spaß, aber da ist nichts.« Eine Pause. »Also, wann werde ich bezahlt?«
    »Machen Sie sich da mal keine Sorgen, okay? Sie kriegen Ihr Geld schon.«
    Jemand öffnete die Tür der nahen Herrentoilette, ein Schwall Desinfektionsmittel und abgestandener Urin schlug ihm entgegen. Er drehte das Gesicht zur Wand und senkte die Stimme.
    »Bleiben Sie an ihr dran. Ich will alles wissen, was sie so treibt. Aber kommen Sie ihr nicht zu nahe. Wenn Sie auffliegen, können Sie unseren Deal vergessen.«
    Er beendete das Gespräch, ging zu der mit »Privat« gekennzeichneten Tür, stand davor und strich sich mit den Händen über die Hosenbeine. Dann öffnete er die Tür und trat ein.
    Der Raum hatte die Größe einer Gefängniszelle und war auch so eingerichtet. Das Licht einer einzigen Glühbirne an der Decke raubte den Wänden und dem Teppich jegliche Farbe. Die Tür hinter ihm fiel mit einem dumpfen Plopp zu und sperrte jedes Geräusch aus, so als wäre er in ein Vakuum gesaugt worden. Er ging zu dem mit grünem Filztuch bespannten Tisch, an dem vier Leute saßen.
    »Also, Leon, bist du dabei, oder was?« Der Dealer blickte ihn finster an, seine sonnengeschädigte Haut war voller Runzeln. Er hieß Mattie. Leon war zu Ohren gekommen, dass er den Großteil seines Lebens damit verbracht hatte, die Jachten anderer Leute durch das Mittelmeer zu schippern. Die übrige Zeit spielte er Poker.
    Leon nickte und nahm seinen Platz rechts von Mattie ein. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, schloss die Augen und rieb sich den Nasenrücken. Das einzige Geräusch war das Flitschen der Karten, die ausgegeben wurden.
    Er hatte nicht erwartet, dass die Wohnung des Mädchens sauber sein würde. Irgendwo musste doch festgehalten sein, wo sich das Geld befand. Wo zum Teufel versteckte sie es?
    Mattie klatschte das Kartendeck neben sich auf den Tisch. Leon richtete sich auf und versuchte, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Es war schlicht unmöglich, High-Stakes-Poker zu spielen, wenn man abgelenkt war.
    Sie spielten No Limit Texas Hold ’Em. Jeder Spieler erhält zwei verdeckte Karten, seine sogenannten Bunkerkarten, die er mit den fünf Tischkarten kombinieren muss, um so seine Pokerhand zu erstellen.

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