Passwort: Henrietta

sein, sich ohne gültigen Benutzernamen und Passwort einzuloggen. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, würde nach drei erfolglosen Versuchen die Verbindung zurückgesetzt werden.
    Ihre Finger schwebten über der Tastatur, während sie sich wahrscheinliche Kontonamen und Passwörter durch den Kopf gehen ließ. Am besten beim Naheliegendsten bleiben. Sie gab »system« ein. Beim Passwort-Prompt tippte sie »manager«, dann Enter. Augenblicklich hatte sie wieder den Username-Prompt vor sich und wurde aufgefordert, es erneut zu versuchen.
    Erster Fehlschlag.
    Als Nächstes entschied sie sich für »system« und »operator«.
    Zweiter Fehlschlag.
    Ein Versuch blieb ihr noch. Sie krümmte die Finger und ging in Gedanken die Passwörter durch, die sich in der Vergangenheit als tauglich herausgestellt hatten: »syslib«, »sysmaint«, »operator«. Sie waren alle einen Versuch wert, garantierten aber nichts. Sogar der Benutzername »system« konnte falsch sein.
    Dann fiel ihr etwas anderes ein. Sie schüttelte den Kopf. Nie und nimmer. Es war so unwahrscheinlich, dass sie beschloss, es damit zu probieren. Sie tippte als Benutzernamen »guest«, ließ das Passwort leer und bestätigte mit Enter. Auf dem Bildschirm erschien eine Botschaft:
    »Willkommen am VAX -Server der Dubliner Börse.«
    Und in der nächsten Zeile, höflich auf ihre Eingaben wartend, stand das begehrte VMS -$-Prompt. Sie war drin.
    Grinsend lehnte sie sich zurück. Administratoren erstellten hin und wieder ungeschützte Gastkonten für neue oder gelegentliche Benutzer, eine Praxis, die allerdings höchst unsicher war. Zum ersten Mal dämmerte ihr, dass der schwächste Punkt in jedem System ein nachlässiger Administrator war.
    Sie rollte die Pyjamaärmel nach oben und fing an, ihre Befehle einzugeben, umging Sicherheitschecks und drang immer weiter vor. Jedes Mal, wenn einer ihrer Befehle den Computer auf der Gegenseite übertölpelt hatte, hüpfte sie auf ihrem Sessel auf und ab.
    Als sie erkannte, dass sie sich in einem Datenbank-Server befand, reckte sie dem Bildschirm den hochgestellten Daumen entgegen. Klasse. Datenbanken waren voller interessanter Informationen. Sie wühlte sich durch die Dateien. Die Aufzeichnungen schienen von irgendwelchen finanziellen Transaktionen zu handeln, die für sie jedoch kaum einen Sinn ergaben. Dann fand sie eine Liste mit Akronymen, die ihr entfernt bekannt vorkamen. NLD , CHF , DEM , HKD . Erst als sie in der Liste auf ESP traf und es als Abkürzung für die spanische Peseta erkannte, wusste sie, was sie hier vor sich hatte. Die Symbole ausländischer Währungen. Sie musste über Aufzeichnungen von Devisengeschäften gestolpert sein.
    Harry überflog die Daten und musste blinzeln, als sie sah, um welche Beträge es ging. So viele Nullen. Es juckte ihr in den Fingern, etwas abzulegen, sie wissen zu lassen, dass sie hier gewesen war. Was konnte es schon schaden? Mit fliegenden Fingern fügte sie einem der kleineren Handelsgeschäfte einige Nullen an.
    Dann schlich sie sich wieder aus dem System, schaltete ihre Modemverbindung ab und sprang ins Bett. Aber sie konnte nicht schlafen. Sie hatte eine neue Richtung eingeschlagen, und ihr wollte nicht aus dem Kopf, was sie damit angestellt hatte.
    Sie musste nicht lange darauf warten. Die Börse entdeckte das Sicherheitsleck und heuerte die Dienste eines unabhängigen Beraters an, der herausfinden sollte, wer für den Einbruch verantwortlich war. Der Experte, ein einundzwanzigjähriger Hochschulabsolvent, war ein Crack in Sachen Computersicherheit. Er brauchte nur eine Woche, um sie aufzuspüren.
    Sein Name lautete Dillon Fitzroy.

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    E rzähl mir von KWC .«
    Harry riss sich von ihren Gedanken los und richtete den Blick auf Dillon, der sie ansah. KWC . War das erst heute gewesen?
    Sie wand sich und verzog das Gesicht. »Ich hab’s versaut.«
    Dillon runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
    »Sie sind alle ein Haufen Wichser – möchte ich zu meiner Verteidigung sagen.« Dann dachte sie an Jude Tiernan und hatte ein, na ja, schlechtes Gewissen. Vielleicht hatte sie es ihm unnötig schwergemacht. »Einer von denen hat auf meinen Vater angespielt. Und ich wurde …«
    »Sag’s nicht. Kratzbürstig.«
    »Tut mir leid.«
    »Scheiße, Harry, das hätte ein wichtiger Kunde werden können. Ich hab mich ziemlich einschleimen müssen, um überhaupt zu diesem Vorgespräch eingeladen zu werden.«
    »Hey, du warst es doch, der irgendwas von kathartischer