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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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abgelaufen? Neun Jahre zuvor hatte er noch Millionen verdient und anhand von Insiderinformationen getradet, die Gold wert waren. Er und andere hatten in einem einzigen Jahr über fünfundzwanzig Millionen Euro gemacht. Tolle Deals, jeder einzelne. Bis zum Sorohan-Deal, klar. Dieser beschissene Martinez.
    Er atmete tief ein und versuchte, sich auf die Partie zu konzentrieren. Er hatte sich noch immer nicht rasiert und roch seinen eigenen säuerlichen Geruch. Zeit für die Turn, die vierte Tischkarte.
    Mattie deckte sie auf. Eine weitere Fünf. Leon rührte sich nicht. Der Tisch zeigte einen König, eine Drei und zwei Fünfen. Damit hatte Leon ein Full House aus Königen und Fünfen.
    Der Ringer schob einen Stapel Chips in den Pot. »Fünftausend.«
    Leon sah, wie der andere die Mundwinkel etwas anspannte, und wusste, dass er noch immer vorn lag. Der Ringer könnte einen Fünferdrilling haben, vielleicht ein House mit Dreien, sehr viel mehr aber nicht. Er ging mit.
    Jetzt die River, die fünfte und letzte Karte. Mattie drehte eine Fünf um.
    Scheiße. Es lagen jetzt drei Fünfen auf dem Tisch. Er musterte das Gesicht des Ringers, suchte nach verräterischen Anzeichen. Konnte er die letzte Fünf in der Hand halten?
    Die Stirn des Ringers glänzte unter dem Licht. Es sah aus wie eine schmelzende Wachsfigur. Und er schob den bislang größten Stapel raus. Sechstausend Euro. Die Mitte des Tisches sah allmählich aus wie das Modell einer Hochhaus-City.
    Leon sah zum Pot. Über fünfunddreißigtausend Euro. Fast hätte er laut gewinselt. Er wusste, dass die dreizehntausend, die er reingelegt hatte, nicht mehr ihm gehörten. Sie gehörten dem Pot, und sie mit noch mehr eigenem Geld zu verteidigen wäre absoluter Schwachsinn gewesen. Der Kluge hätte gepasst, wäre aufgestanden und gegangen.
    Leon kramte seine letzten verbliebenen Chips zusammen und stapelte sie im Pot. »Gehe mit.«
    Er sah dem Ringer in die Augen. Zeit, die Bunkerkarten aufzudecken. Der Ringer begann. Fast in Zeitlupe drehte er die obere Karte um. Kreuz-Drei. Damit hatte er bislang nur ein House mit Fünfen und Dreien. Leons Rücken war schweißnass. Wie gebannt starrte er auf die zweite Karte. Der Ringer drehte sie um. Karo-Fünf. Die einzige Karte im Deck, die ihn schlagen konnte.
    Leon rutschte auf seinem Stuhl herum. Vier unschlagbare Scheiß-Fünfen. Übelkeit wand sich in seinem Bauch wie ein Aal. Sein Kopf begann zu pochen, am Rand seines Gesichtsfelds verschwamm alles. Dieser beschissene Arsch von Martinez. Der hatte ihm alles eingebrockt. Er hatte alles ruiniert. Leon knirschte mit den Zähnen und würgte einen Wutschrei hinunter. Dieses Mädchen, es hatte alles verdient, was ihr noch zustoßen sollte.

[home]
    10
      
    V oraussichtliche Ankunft in fünfzehn Minuten«, sagte Dillon.
    So wie er den Motor aufheulen ließ, glaubte ihm Harry das gern. Er wechselte auf die Überholspur, und sie hielt sich mit beiden Händen am Türgriff fest. Falls er bemerkt haben sollte, dass sie sich bereits auf einen möglichen Aufprall einstellte, erwähnte er nichts davon.
    Der Lexus glitt daraufhin über den leeren Motorway, und sie entspannte sich. Es war warm im Wagen, das Murmeln des Motors hatte etwas Hypnotisches. Harry schloss die Augen und lehnte sich gegen die Kopfstütze.
    Über eine Stunde hatte sie mit der Polizei in ihrer Wohnung verbracht.
    Zwei Beamte waren erschienen, einer davon derselbe junge Garda, der mit ihr bereits in der Pearse Station gesprochen hatte; der andere ein zivil gekleideter Detective, der sich nicht vorstellte. Der Jüngere hatte das Reden übernommen. Der andere hatte sie mit seinen stillen grauen Augen nur beobachtet, während sie die Fragen zum Einbruch beantwortet und erneut erklärt hatte, wie sie vor den Zug gefallen war.
    Harry rutschte auf dem Beifahrersitz herum. Ihre Beine wurden schwer, sie merkte, wie sie immer wieder wegkippte. Als sie erneut die Augen aufschlug, war es stockdunkel, und der Motorway hatte sich in eine schmale, von dichten Hecken gefasste Landstraße verwandelt.
    Dillon bremste ab und rollte durch ein schmiedeeisernes Tor. »Wir sind da.«
    Harry spähte aus dem Fenster. Die Auffahrt wurde bis zum Eingang von elektrischen Lichtern gesäumt, deren Schein wie beim Rampenlicht im Theater die Bäume und Büsche von unten anstrahlte.
    Knirschend brachte Dillon den Lexus zum Halten. Harry stieg aus und starrte auf das Haus, das die Mitte der Bühne einnahm. Es hatte die Form eines riesigen L, ein steiles

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