Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Passwort: Henrietta

Passwort: Henrietta

Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
Vom Netzwerk:
von Designer-Klamotten reden und wo sie in den Ferien Ski fahren gehen.« Sie senkte die Stimme und wies zur Tür. »Mum meint, ich sollte mehr Freunde haben.«
    »Mütter sind immer schwer zufriedenzustellen.«
    Verstohlen sah sie zu ihm. In seinen dunklen Augen lag nicht der geringste Anflug von Spott.
    Er deutete auf das Paket auf ihrem Schoß. »Ein Weihnachtsgeschenk?«
    Sie schob das Paket zur Seite. »Ist für meinen Dad. Ich hab’s ihm noch nicht gegeben.«
    »Ist er fort?«
    »Er hat am Heiligabend Poker gespielt. Wahrscheinlich taucht er in ein, zwei Tagen wieder auf.«
    Dillon hielt inne. »Er war Weihnachten nicht hier?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Er ist meistens Weihnachten nicht da.«
    Dillon schwieg eine Weile. Sie schob das Paket mit seinem klappernden Inhalt auf das Bett. Sie hatte ihrem Vater ein vollständiges Poker-Set gekauft: sechshundert Plastikchips, zwei Kartendecks und ein dickes Regelbuch, alles davon separat in glänzend schwarzen Hüllen verpackt. Sie hatte monatelang dafür gespart.
    Dillon wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Er arbeitete sich durch ihre Dateien, plötzlich kniff er die Augen zusammen. Harry spähte zum Schirm, um zu sehen, was sein Interesse geweckt hatte. Es war der Code von einem ihrer eigenen Hacker-Tools, das sie selbst geschrieben hatte.
    Mit einer stakkatohaften Tastatureingabe schloss er die Datei und öffnete eine andere. Er scrollte durch den Inhalt, stoppte und untersuchte sie Zeile für Zeile. Den Blick auf den Bildschirm geheftet, gab er einen leisen Pfiff von sich.
    Er zeigte auf eine Codezeile. »Wofür ist dieser Teil da?«
    Harry las sie und begann, ihr Programm zu erklären. Die Worte purzelten nur so aus ihr heraus, da sie es kaum erwarten konnte, ihre Ideen zu vermitteln. Sie musste sich über ihn beugen, um an die Tastatur zu kommen, und nahm dabei seinen warmen Körper und den dezenten Geruch seiner Seife wahr.
    Als sie fertig war, musterte er sie eindringlich. »Hast du das alles allein gemacht?«
    »Ja.« Sie holte tief Luft. »Kann ich jetzt Ihnen eine Frage stellen?«
    »Klar.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Das war ganz einfach. Du hast zu viele Einzelheiten deiner Exploits in den Mailboxen gepostet. Die Sicherheitstypen überwachen sie die ganze Zeit, weißt du. Und wenn du lang genug online bist, können wir dich auch zurückverfolgen.«
    Sie kam sich wie eine Idiotin vor. So einfach. Sie war leichtsinnig gewesen. Aber sie war es ja auch nicht gewohnt, sich zu verstecken.
    Dillon tippte auf ein paar Tasten und schloss ihre Datei. Dann drehte er seinen Stuhl zu ihr. Er nahm wieder den Schraubenzieher zur Hand und ließ ihn auf dem Schreibtisch rotieren.
    »Du hast die Handelsaufzeichnungen der Dubliner Börse manipuliert«, sagte er. »Weißt du, was passiert ist, als sie den Fehler bemerkt haben?«
    »Nein.«
    »Der Datenbank-Administrator hat fast seinen Job verloren.« Dillon beugte sich mit ernster Miene vor. »Er ist erst vierundzwanzig, und seine Frau ist schwanger.«
    Harry ließ den Kopf hängen. Ihre Haut juckte, als hätte sie einen widerlichen Ausschlag. »Ich hab mir nichts dabei gedacht. Es war doch nur so eine kleine Sache.«
    Dillon schüttelte den Kopf. »Du pfuschst damit nicht nur in Computern herum, sondern ruinierst auch das Leben anderer Menschen.«
    Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Es tut mir leid.«
    »Also, erzähl mir von den anderen Systemen, die du beschädigt hast.«
    Sie ließ den Kopf hochschnellen. »Ich hab so was davor noch nie gemacht. Ich mach nichts kaputt, ich seh mich nur um.«
    Er betrachtete sie eine Weile. Es war nicht ersichtlich, ob er ihr glaubte. Dann warf er den Schraubenzieher auf den Tisch und verschränkte die Arme, als wäre er zu einer Entscheidung gelangt.
    »Okay, jetzt hab ich gesehen, wie du hackst«, sagte er. »Jetzt will ich wissen, warum.«
    »Aber das hab ich doch gesagt.«
    »Nein, hast du nicht. Mit deiner Antwort hast du dich nur davor gedrückt. Sag’s mir noch mal. Warum willst du hacken?«
    In ihrem Gehirn war nur noch Leere. Welche Antwort wollte er hören? Sie kam sich vor, als wäre sie in der Schule, in der der Lehrer eine Reihe von Fragen stellte, die zu einer einzigen Antwort führten. Aber wie zum Teufel lautete sie?
    Dann versuchte sie zu analysieren, wie sie sich fühlte, wenn sie mit einem Exploit begann. »Gut, na ja, vielleicht, weil ich gern einbreche und irgendwo bin, wo ich nicht sein sollte.«
    »Du magst also das Risiko. Warum? Weil

Weitere Kostenlose Bücher