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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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die Silhouette des Hauses erkennen, zwei beleuchtete Fenster glühten in der Dunkelheit. Er legte das Gesicht gegen das kalte Metall und versuchte, sich die Frau in einem dieser Zimmer vorzustellen. Das erregte ihn.
    Aber man hatte ihm gesagt, er soll sich fernhalten.
    Er rüttelte am Gitter und testete dessen Halt. Es erstreckte sich mindestens vier Meter in die Höhe und war zu beiden Seiten in einer Betonmauer verankert, die sich entlang des dunklen Wegs hinzog. Über ihm auf einem Pfosten schwenkte eine Überwachungskamera hin und her, die die gesamte Auffahrt bis zum Tor abdeckte. Cameron trat zur Seite, außerhalb des Erfassungsbereichs. Häuser wie diese waren immer gleich. Gefängnismauern, auf Zäunen montierte Sensoren, Infrarotkameras. Maximaler Umgebungsschutz. Alles schön und gut, aber es gab immer einen Weg hinein.
    Er ging an der Grundstücksmauer entlang, ließ die Hand über den Efeu streichen, der sich an die Ziegel geheftet hatte. Er roch den feuchten Wald um ihn herum. Etwas raschelte im Unterholz, ein kleines Tier wahrscheinlich. Er erreichte ein Seitentor und sah wieder zum langen L-förmigen Haus. Welch spektakulärer Anblick, wenn es in Flammen aufgehen würde.
    Aber man hatte ihm gesagt, kein Feuer. Noch nicht.
    Es gab nicht viele, die sich so mit dem Feuer auskannten wie Cameron. Die meisten hatten Angst davor. Doch er war dem Feuer nahe gekommen, so nahe, dass er seine flackernden Farben und schlanken Zungen beinahe hätte berühren können.
    Er ging weiter, liebkoste das Efeulaub. Jemanden mit Feuer zu umzingeln war so viel befriedigender, als ihn vor einen Laster zu stoßen. Man konnte im Schatten bleiben und zusehen, was man getan hatte. Nicht wie bei einem Verkehrsunfall, bei dem alles mit einem einzigen Schrei erledigt war. Beim Feuer baute sich die Euphorie langsam auf und endete in einem tranceartigen Zustand, der seinen Drang, Dinge brennen zu sehen, mehr als befriedigte.
    Er hatte gehört, viele Serienmörder seien in ihrer Pubertät Brandstifter gewesen. Son of Sam, zum Beispiel. Der hatte Tausende von Bränden gelegt. Cameron lächelte. In dieser Liga spielte er noch nicht mit, aber eines Tages vielleicht.
    Er betätigte die Klinke des Seitentors. Es war versperrt, die Eisenstäbe allerdings fühlten sich krümelig an, die Farbe blätterte ab. Er inspizierte das Tor. Es war älter und verrosteter als das andere, die Schweißnähte bröckelten. Camerons Atem beschleunigte sich.
    Man hatte ihm gesagt, er solle sich eine Weile fernhalten, aber das hieß nicht, dass er sie nicht aus der Nähe in Augenschein nehmen konnte.

[home]
    13
      
    D er Schrank stellte sich als begehbarer Schrank heraus, der größer war als Harrys Schlafzimmer.
    Sie schlenderte zur Stange, die sich die gesamte Wand entlangzog, und ging die Bügel durch. Die Kleider hatten unterschiedliche Größen, aber alle waren glitzernde Abendgarderoben und trugen die gleichen Designerlabel. Harry seufzte. Mit ihrem verschrammten Gesicht und den verbeulten Schuhen würde sie darin nicht gut aussehen.
    Sie drehte sich um und wühlte in den Regalen hinter ihr, wo sie ein Paar Männerjeans, einen breiten Gürtel und einige steife weiße Hemden fand, die noch in Zellophanhüllen steckten. Ein paar Minuten später war sie angezogen, hatte sich das Hemd reingestopft und den Gürtel fest um die weiten Jeans geschlungen. Sie ging nach unten und wunderte sich über die Frauen, die ihre Sachen nicht mitgenommen hatten.
    Sie fand das Zimmer an der Rückseite des Hauses, wo sie Dillon zurückgelassen hatte, und drückte die Tür auf. Von ihm keine Spur.
    Sie sah sich um. Es musste das Zimmer sein, in dem er sich am häufigsten aufhielt. Eine Mischung aus Arbeitszimmer und Junggesellenbude; es roch nach Leder und gegrilltem Käse. Vor dem Fernseher stand ein übergroßer Armsessel mit Fußstütze und Bierhalter. Es fiel Harry schwer, sich Dillon vorzustellen, wie er mit hochgelegten Füßen vor der Glotze saß.
    Eine Wand wurde von einer großen Schwarzweißfotografie dominiert, die etwa eins fünfzig auf eins zwanzig maß. Eine nicht sehr alte Aufnahme von Dillon, aus der Luft aufgenommen. Er saß mit gekreuzten Beinen auf einem verlassenen Strand, um ihn herum waren Geraden und Spirallinien in den Sand gezeichnet. Das Muster wirkte keltisch und bildete eine ornamentale Gitterstruktur, die die Hälfte des Strands einnahm.
    »Es ist ein einfach zusammenhängendes Labyrinth.«
    Harry fuhr herum. Dillon stand in der Tür und

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