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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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feststellen, dass sie sich wünschte, er wäre hier. Dann schüttelte sie sich. Solche Gedanken waren sonst nicht ihre Sache.
    Ruth kam an den Tisch und stellte zwei Tassen Kaffee ab. Sie setzte sich und starrte sie an. Harry zwang sich zurückzustarren.
    Schließlich sagte Ruth: »Also, warum kommt Sal Martinez’ Tochter zu mir und will Informationen?«
    Wenn du deinen Einsatz abgibst, mach es selbstbewusst, hatte ihr Vater ihr immer eingetrichtert. Vor allem, wenn du bluffst. Sie griff sich ein Zuckertütchen und schüttelte es geziert, bevor sie es aufriss. »Weil ich die wirkliche Geschichte erfahren möchte, die Sachen, die nicht veröffentlicht wurden. Sie haben die Ermittlungen ausführlich mitverfolgt, Sie müssen so einiges gehört haben.«
    »Natürlich hab ich eine Menge gehört, aber was tut das zur Sache? Ihr Vater wurde verurteilt, und jetzt ist er im Gefängnis, wo er auch hingehört.«
    »Aber die restlichen Mitglieder des Rings sind noch auf freiem Fuß.«
    »Und? Sie meinen doch nicht im Ernst, dass die Justiz alle Schuldigen zusammentreibt, bis die Straßen sauber sind?« Ruth schüttelte den Kopf. »Es werden ein paar der führenden Köpfe eingesperrt, und das war’s dann. Ende des Spiels.«
    »Man kann es wohl nicht mehr als Spiel bezeichnen, wenn der Ring versucht, einen umzubringen.«
    Ruth musterte Harrys Gesicht, betrachtete die Schrammen auf ihren Wangen. »Jetzt kommen wir langsam auf den Punkt. Wer wird vom Ring verfolgt? Sie?«
    Harry biss sich auf die Lippen. Sie wollte nicht mitten auf der Titelseite der Zeitung landen – das war das Letzte, was sie jetzt brauchte. »Vielleicht.«
    Ruth tat ihre ausweichende Antwort einfach ab. »Warum gehen Sie nicht zur Polizei?«
    »Das mach ich vielleicht. Aber erst möchte ich einiges über Felix Roche erfahren.«
    Ruth nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und ließ sich Zeit mit der Antwort. »Wenn ich Ihnen erzähle, was ich weiß, will ich die Exklusivrechte an der Story.«
    »Wenn ich eine Story habe, gehört sie Ihnen, das garantiere ich. Also, erzählen Sie mir von Felix Roche. Stand er auf der Namensliste, die Leon Ritch der Polizei übergeben hat?«
    »Nein, die Polizei hat Felix ganz allein ausgegraben. Aber sie konnten ihm nichts nachweisen.«
    »Was hatte er überhaupt mit der ganzen Sache zu tun?«
    »Er war damals bei KWC nur ein kleiner Systemadministrator, aber er hatte zu allem Zugang. E-Mails, Dokumente. Hielt sich für Gott. Anscheinend fing er ein paar E-Mails ab und stolperte per Zufall über den Ring.«
    »Und er schloss sich ihnen an?«
    »Nein, der Ring wusste gar nicht, dass es ihn überhaupt gab. Er verhielt sich einfach ruhig und hängte sich an ihre Trades dran. Jedes Mal, wenn eine Information durchging, tradete er darauf. Hat sich damit einen ziemlichen Batzen verdient, hab ich jedenfalls gehört.«
    Der Zusammenbruch des Rings markierte für Felix also das Ende seiner lukrativen Nebeneinnahmen. Kein Wunder, dass er bei ihrem Treffen so sauer reagierte. Sie war der Wahrheit näher gewesen, als sie selbst gewusst hatte.
    »Wie kam es, dass KWC ihn nicht entlassen hat?«
    Ruth zuckte mit den Schultern. »Sie konnten ihn nicht feuern, ihm konnte nichts nachgewiesen werden. Ich hab gehört, er wurde irgendwie kaltgestellt, auf eine Stelle versetzt, wo er an sensible Informationen nicht mehr rankommt.«
    »Er ist jetzt bei der IT -Beschaffung.«
    Ruth lächelte. »Das muss der Tod für ihn sein.«
    »Wenn er nicht auf Leons Liste stand, wer dann?«
    »Ich hab sie nie gesehen, aber nach allem, was ich gehört habe, enthielt sie nur drei Namen. Ihr Vater war einer. Der zweite war eine anonyme Quelle, die sich Prophet nannte. Er beschaffte die Informationen für einige der größten Geschäfte.«
    »Davon höre ich jetzt zum ersten Mal. Warum wurde er in den Zeitungen nie erwähnt?«
    »Da hatte die Polizei den Deckel drauf. Sie wollten ihm keinen Wink geben, dass sie ihm auf der Spur waren. Sie versuchten, ihn anhand seiner E-Mails und Briefe zurückzuverfolgen, aber das alles führte zu nichts.«
    »Man weiß also nicht, wer er ist?«
    »Seine Insiderinformationen hatten immer mit JX -Warner-Geschäften zu tun, man vermutete also, dass er dort als Investmentbanker tätig war.«
    Harry rief sich die Zeitungsartikel ins Gedächtnis. Drei Investmentbanken waren ihnen zufolge verstrickt gewesen. Sie zählte sie an den Fingern ab. »Leon war also bei Merrion & Bernstein, mein Vater war der Kontaktmann bei KWC , und der Prophet

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