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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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Konto von zu Hause aus?«
    Jude ließ sich nicht das Geringste anmerken, falls er bemerkt hatte, dass sie von hypothetischen Annahmen auf ganz gezielte Fragen zu den Geschäften ihres Vaters umgeschaltet hatte.
    »Wenn er ein Nummernkonto besaß, dann war das wahrscheinlich an einen persönlichen Kontenbetreuer gebunden«, sagte er. »Relationship Manager, so werden solche Leute genannt. Höchstwahrscheinlich hat ihm Ihr Vater seine Anweisungen telefonisch durchgegeben.«
    »Das klingt aber nicht sehr sicher. Jeder könnte dort anrufen und sich als mein Vater ausgeben.«
    »Nicht ganz. Man muss seine Kontonummer durchgeben und dazu einen Geheimcode, um sich auszuweisen.«
    »Einen Geheimcode?« Jetzt waren sie wieder bei der Spionage und den Doppelagenten. »Wie sieht der aus?«
    »Das kann alles sein. Er könnte festgelegt haben, dass alle Anweisungen einen bestimmten Begriff enthalten müssen wie zum Beispiel … ich weiß nicht.« Jude zuckte mit den Achseln. »Mickymaus oder Abrakadabra. Irgendwas, das nur er und sein Relationship Manager kennen.«
    Harry blinzelte ihn an. »Das ist ja wie bei James Bond, oder?«
    »Aber vertraulich.«
    Was würde ihr Vater als Geheimcode benutzt haben? Irgendwas Raffiniertes, das man sich leicht merken konnte. Was mit einem wichtigen Teil seines Lebens zu tun hatte. Allerdings hatte sein Leben eine Menge Facetten: Er war Investmentbanker, Gauner, Pokerspieler, Vater. Natürlich nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Der Gerechtigkeit halber musste gesagt werden, dass er wahrscheinlich ein besserer Pokerspieler als Gauner war.
    Sie sah auf die Felder, die weit unter ihnen lagen. Ein großes L-förmiges Gebäude kam in ihr Blickfeld, und erst als sie die keltischen Muster der Hecken erkannte, wurde ihr klar, dass es sich um Dillons Anwesen handelte.
    Das Labyrinth schien auf sie zuzustürzen. Ihr blieb die Luft weg, ihr Puls beschleunigte sich.
    »Alles in Ordnung?« Jude starrte sie an.
    Sie nickte und versuchte, sich vom Anblick des Labyrinths loszureißen, aber es war, als steckte ihr Kopf in einer Halskrause. Der Hubschrauber flog näher an die riesige Hecke heran, und, von Neugier gepackt, wollte sie sehen, was sich im Zentrum befand. Doch alles, was sie ausmachen konnte, war etwas Großes, Dunkles, das stellenweise im Sonnenlicht schimmerte.
    Jude folgte ihrem Blick. »Das ist Dillon Fitzroys Haus, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie erinnerte sich, dass Felix gesagt hatte, Jude und Dillon seien alte Freunde. »Woher kennen Sie sich?«
    »Wir waren zusammen auf dem College.« Sein Blick war noch immer auf das Haus gerichtet. »Er hat damals schon gesagt, dass er irgendwann ein Herrenhaus auf dem Land haben wird. Er nannte es immer sein ›Fuck you‹-Haus.«
    Harry wunderte sich über den Ausdruck, der, aus Judes Mund, so fremd klang.
    »Was hat er damit gemeint?«, fragte sie.
    Jude zuckte mit den Schultern. »Er ist adoptiert worden, hat er Ihnen das mal erzählt?«
    »Und?«
    »Wenn Sie mich fragen, meint er deswegen wahrscheinlich, dass er allen irgendwas beweisen müsste. Aber fragen Sie mich nicht, was.«
    »Sie mögen ihn nicht besonders, oder?«
    Er sah zu ihr und steuerte den Helikopter in eine scharfe Kehre. »Zeit zum Umdrehen.«
    Dillons Haus verschwand aus dem Sichtfeld. Harry lehnte sich in den Sitz zurück, atmete durch und wartete darauf, dass sich ihr Puls beruhigte.
    »Sie haben mich gar nicht gefragt, wer alles zum Ring gehört hat«, sagte sie schließlich. »Interessiert Sie das nicht?«
    Jude zuckte mit den Achseln. »Ich gehe davon aus, dass Sie es mir schon erzählen werden, falls Sie es wollen. Und falls nicht, hat es keinen Sinn, danach zu fragen.«
    Harry betrachtete ihn und war sich nicht sicher, wie viel sie ihm anvertrauen konnte. Schließlich war er Investmentbanker, genau wie alle anderen auch. Aber sie wollte noch etwas von ihm.
    »Sie kennen einige von ihnen«, sagte sie dann.
    »Ja?«
    »Felix Roche zum Beispiel. Ihren Mann in der IT -Beschaffung.«
    Der Helikopter schmierte nach links ab. »Was? Roche hat zum Trading-Ring gehört?«
    »Na ja, nicht richtig«, sagte Harry und musterte ihn. »Der Ring hat von ihm nichts gewusst. Er hat ihre E-Mails mitgelesen und als Trittbrettfahrer einige der Insiderinformationen genutzt.«
    Stirnrunzelnd brachte Jude den Helikopter wieder in eine stabile Lage. »Woher haben Sie das? Und wenn es stimmt, warum ist er dann nie verhaftet worden?«
    »Nicht genügend Beweise. Wahrscheinlich hat die Polizei ihn nicht

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