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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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hab zu viel Zeit damit vertan, dem Typen zu versichern, dass das alles nicht stimmte, dass wir nur so eine Art Übung zur Betrugsbekämpfung durchgeführt haben. Ich musste ziemlich böse mit ihm werden. Er sollte mit seinen Daten wirklich vorsichtiger umgehen.« Harry schüttelte den Kopf und schnalzte selbst missbilligend mit der Zunge. »Man sollte wirklich keine Bankdaten übers Telefon durchgeben. Er jedenfalls wird es nicht mehr machen, so viel steht fest.«
    Sie spürte seinen Blick und sah ihn an. »Wissen Sie, darüber wollte ich mit Ihnen eigentlich gar nicht reden, und jetzt sind wir schon fast am Flughafen.«
    Er sah sie kurz an, als wollte er sie erneut mustern, dann sagte er: »Keine Sorge, wir haben genügend Zeit.«
    »Ich dachte, Sie müssten einen Flieger erwischen?«
    »Wer hat was von einem Flieger gesagt?«

[home]
    22
      
    S ie befanden sich in einem Abschnitt des Flughafens, den sie und, nach dem heruntergekommenen Aussehen zu schließen, auch die meisten anderen noch nie zu Gesicht bekommen hatten.
    Sie waren der Hauptroute zum Abflugbereich gefolgt, im letzten Moment war Jude dann aber links in eine schmale Nebenstraße eingebogen, die von der Rollbahn wegführte. Nach zwei oder drei Meilen ohne Erklärung seinerseits holperten sie mittlerweile über einen unbefestigten Weg, auf dem andere Fahrzeuge nicht mehr zu sehen waren.
    Harry sah sich um. »Wo fahren wir hin?«
    Die Flughafengebäude lagen weit hinter ihnen. Vor ihnen erstreckte sich nur die Wildnis einer von hohen Gräsern überwachsenen Brachfläche, die hier und da von den grauen Bändern einer wohl nur selten benutzten Rollbahn durchschnitten wurde.
    »Das werden Sie schon sehen«, sagte Jude.
    Er verließ den Weg und fuhr querfeldein über das Gelände. Vor ihnen lag ein Wellblechgebäude, das wie ein unbenutzter Hangar aussah. Jude fuhr um ihn herum, hielt an und machte den Motor aus.
    Vor ihnen, auf dem geteerten Vorfeld, stand ein himmelblauer Helikopter. Das Triebwerk lief nicht, die Rotorblätter hingen weit über das Cockpit nach unten.
    »Kommen Sie«, sagte Jude und sprang aus dem Wagen.
    Langsam folgte ihm Harry. Ein Mann in grünem Overall kam unter dem Helikopter hervorgerollt. Er winkte ihnen zu, als er sie erblickte, reckte den Daumen nach oben und verzog sich in den Hangar. Jude begrüßte ihn und schlenderte zur Maschine. Ohne sich zu Harry umzudrehen, öffnete er die Tür und kletterte an Bord.
    Harry zögerte. Dann marschierte sie über das Vorfeld und stieg nach ihm ins Cockpit. Er hatte sich auf dem Pilotensitz nach vorn gebeugt und inspizierte die Instrumentenanzeigen, als wisse er, was er dort tat. Harry wollte sich auf der Sitzreihe hinten niederlassen, aber Jude winkte sie nach vorn.
    »Setzen Sie sich hierhin«, sagte er. »Da haben Sie den besseren Ausblick.«
    Harry wand sich. Ihre Höhenangst war schlimmer als ihr Orientierungssinn. Sie holte mehrmals tief Luft, schob sich an Jude vorbei und ließ sich neben ihm nieder. Ihr präsentierte sich eine 180-Grad-Sicht auf schroffes Grasland und verlassene Rollbahnen. Sie kam sich wie am Ende der Welt vor.
    »Jemand hat Sie also vor einen Zug gestoßen«, sagte Jude, noch immer mit den Anzeigen und Monitoren vor sich beschäftigt. »Worum geht es?«
    »Jemand hat versucht, mich einzuschüchtern«, sagte sie, während sie sich im Cockpit umsah. Es glich der Brücke eines intergalaktischen Raumschiffs, jedenfalls war es nichts, was in die Hände eines steifen Bankers gehörte, der Bammel beim Beschleunigen hatte.
    Sie beugte sich zu ihm, die Hände im Schoß verschränkt. »Wollen Sie dieses Ding wirklich fliegen?«
    »Na ja, einer von uns beiden muss es ja tun.« Jude grinste sie an. »Keine Sorge, wir fliegen nicht weit. Ich muss sie nur auf Herz und Nieren prüfen.«
    Er reichte ihr ein Paar überdimensionale Kopfhörer mit Mikro, und absurderweise musste sie an die Frauen im Kundensupport der Sheridan Bank denken. Sie stülpte sich die Kopfhörer über, den Blick dabei starr auf Jude gerichtet, der Schalter umlegte und Knöpfe drückte. Er hatte Kragen und Krawatte noch mehr gelockert und die Hemdsärmel noch weiter nach oben geschoben. Die Andeutung eines ausgebildeten Bizepses zeichnete sich unter seinem weißen Baumwollhemd ab. Der Motor dröhnte los, die Vibrationen rüttelten Harry durch und durch.
    »Warum sollte jemand Sie einschüchtern wollen?« Judes elektronisch übertragene Stimme klang blechern und weit weg.
    »Weil sie glauben, ich hätte

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