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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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für bedeutend genug gehalten. Aber ich tu es.« Sie beugte sich vor. »Ich möchte seine Dateien sehen. Seine E-Mails, seine Archive.«
    »Warum?«
    »Kann ja sein, dass er nur ein Schnorrer war, trotzdem hatte er Zugang zu den E-Mails aller Ringmitglieder. Er wusste, wer sie waren. Falls nicht, hatte er Informationen, mit denen man sie hätte aufspüren können.«
    »Aber Sie können sich doch nicht seine E-Mails ansehen. Das sind vertrauliche Informationen.«
    Sie seufzte. Jetzt zeigte sich wieder die Schildkröte. »Ich weiß. Deshalb brauche ich auch Ihre Hilfe.«
    »Soll das ein Witz sein? Wie kommen Sie bloß darauf, dass ich Ihnen bei so etwas helfen würde?«
    Harry drehte sich weg und betrachtete den Schatten des Helikopters, der ihnen über die sonnenbeschienenen Hügel folgte. »Schon mal was von einem Investmentbanker namens Spencer gehört? Hat bei KWC gearbeitet.«
    »Jonathan Spencer? Was hat der damit zu schaffen?«
    »Sie haben ihn gekannt?«
    »Natürlich hab ich ihn gekannt. Wir haben ein paar Mal im Monat Squash gespielt. War ein feiner Kerl. Ist vor ein paar Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.«
    »Nein, ist er nicht.«
    Jude sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Sie wich seinem Blick nicht aus.
    »Er wurde vor einen Laster gestoßen, bevor er den Sorohan-Deal sabotieren konnte.«
    Jude riss sich den Kopfhörer von den Ohren und ließ ihn um den Hals baumeln. Er sah sie kurz an, dann setzte er ihn wieder auf.
    »Das ist verrückt«, sagte er. »Woher haben Sie diese Informationen? Ich glaube kein Wort davon.«
    »Wenn ich tot unter einem Zug liege, werden Sie es dann glauben?«
    Jude starrte nur mit zusammengepressten Lippen vor sich hin.
    »Ich muss diese Dateien sehen«, sagte sie leise. »Ich brauche Ihre Hilfe, um mich bei KWC einzuhacken.«

[home]
    23
      
    D ie Wahrscheinlichkeit sprach für den Hacker.
    Schließlich hatte er die Zeit auf seiner Seite. Harry verbrachte oft Tage und Wochen damit, einen Schlachtplan auszuarbeiten. Sie durchstreifte bei ihren ausführlichen Erkundigungen das Internet und besorgte sich Informationen über ihr Zielobjekt. Sie führte Perimeter-Scans durch, klopfte an die Wände des Systems, suchte nach Löchern. Dann rückte sie näher heran, pochte an Türen, rüttelte an Schlössern. Irgendwann gab irgendetwas nach, und sie schlüpfte hinein.
    Ein guter Hacker konnte in nahezu alles einbrechen, vorausgesetzt, er hatte genügend Zeit. Aber Zeit war etwas, das ihr in diesem Fall vermutlich eher fehlte.
    Sie sah zu Jude hinüber, der fester als nötig das Lenkrad seines Saabs umklammert hielt. Sein Mund war so verschlossen, als wären die Lippen mit einem Tacker zusammengeheftet. Seit sie den Flughafen verlassen hatten, hatte er kaum ein Wort gesagt.
    »Hören Sie, es ist ja nicht so, dass ich Sie bitte, eine Bank auszurauben«, sagte sie. »Sie müssen mich nur an der Security vorbei ins Gebäude schleusen, den Rest erledige ich.«
    »Nie und nimmer«, sagte Jude und unterstrich jedes Wort mit einem Karateschlag gegen das Lenkrad, »werde ich Sie ins KWC -Gebäude schmuggeln. Weiß Gott, welchen Schaden Sie da anrichten.«
    »Schaden? Mein Gott, ich möchte doch nur einen Blick auf Felix’ alte E-Mails werfen. Sie müssen irgendwo archiviert sein, dauert keine fünf Minuten.«
    »Tut mir leid, es ist zu riskant.«
    Harry ließ sich gegen den Sitz fallen und verschränkte die Arme. Ihr Blick schweifte wieder nach draußen. Um neun Uhr abends brach die Dunkelheit herein, die Kneipen entlang der Townsend Street erstrahlten in einem weichen Licht. Sie würde es durchziehen, mit ihm oder ohne ihn. Aber es war einfach nur bescheuert, es auf die harte Tour zu machen.
    Sie fuhren am Long-Stone-Pub mit seiner roten Fassade und den keltischen Schriftzügen vorbei, dann an der White’s Bar, deren Aushänge Cocktails und WLAN -Zugang anpriesen.
    Harry packte Jude am Arm. »Halten Sie an!«
    »Was? Hier ist absolutes Halteverbot.«
    »Fahren Sie doch einfach an den Straßenrand.«
    Er bog in eine Seitenstraße und rangierte den Wagen in eine Parklücke. Harry riss die Tür auf, bevor er überhaupt Zeit hatte, den Motor abzustellen.
    »Kommen Sie«, sagte sie. »Ich brauch einen Drink.«
    Sie ging zur White’s Bar voraus. Sie war erst einmal hier gewesen, konnte sich aber noch gut an die niedrigen dunklen Decken und den alles durchdringenden Geruch nasser Dufflecoats erinnern, als säße man in einer Bärenhöhle.
    Sie sah über die

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