Passwort: Henrietta
und insgeheim hat es mir ziemlich viel Spaß gemacht. Also bin ich geblieben.«
»Aber Ihren Pilotenschein haben Sie trotzdem gemacht?«
Er nickte. »Früher bin ich ständig geflogen.«
»Früher?«
Er zögerte. »Hatte vor ein paar Jahren im Nebel einen schweren Unfall.« Gedankenversunken starrte er auf sein Pint. Dann sah er auf. »Wollen Sie die Wahrheit hören? Der Helikopter jagt mir eine Scheißangst ein.«
»Was?« Sie musste daran denken, wie souverän er die Maschine geflogen hatte. »Davon war nichts zu merken. Warum machen Sie es dann?«
Er zuckte mit den Schultern. »Investmentbanking ist zu sicher. Manchmal muss man Dinge tun, die einem Angst machen.«
Sie spürte das Kribbeln in ihrem Nacken und dachte an ihre Hacker-Erfahrungen, das Hochgefühl, wenn man Risiken einging. Ihr Blick streifte über seine muskulöse Statur, und sie musste an seinen vorsichtigen Fahrstil und die akrobatischen Luftnummern mit dem Helikopter denken. Schildkröte oder Stuntman? Sie musterte sein Gesicht. Was war er wirklich?
Plötzlich meldete sich der Laptop, ihr Blick flog zum Bildschirm. Ihr RAT hatte eine E-Mail geschickt. Sie las sie und atmete tief aus. Die Nachricht enthielt detaillierte Anweisungen, wie Frank Buckleys Computer über das Internet zu lokalisieren war.
Ihre Hintertür stand offen, der RAT wartete nur, um sie reinzulassen.
[home]
24
B rennstoff, Sauerstoff, Hitze: das Dreigespann des Feuers. Nimmt man eines davon weg, würde das Feuer erlöschen.
Cameron fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und griff nach dem Rucksack auf dem Beifahrersitz. Er drückte gegen den rauhen Stoff, als müsse er sich vergewissern, dass er noch da war. Er enthielt alle Zutaten, die er brauchte.
Er rutschte tiefer in seinen Sitz und starrte zur Erdgeschosswohnung auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Fenster waren dunkel, die Vorhänge aufgezogen. Niemand zu Hause. Er sah auf seine Uhr. Fast zehn. Sein rechtes Knie wippte erneut. Er rammte es gegen das Lenkrad, um es ruhig zu stellen.
Er hatte unter einem Baum geparkt, um nicht im Schein der Straßenlaternen zu stehen. Die Straße war ruhig, trotzdem hatte er seine Wollmütze tief über die Stirn gezogen. Ohne sie würden seine Haare leuchten wie ein fahler Mond.
Er zog den Rucksack zu sich heran und überprüfte ein weiteres Mal den Inhalt. Ein Spachtelmesser, zwei Streichholzbriefchen, eine Ausgabe der
Irish Times
vom Vortag, ein Paar OP -Handschuhe, zwei Saugnäpfe und einen kleinen Plastikbehälter mit Paraffin. Das alles lag zusammen in einem geflochtenen Papierkorb, einer von der Art, die sich beim kleinsten Funken entzündeten und knackten wie ein Bündel trockener Zweige.
Cameron holte den Paraffinbehälter heraus und schraubte den Deckel auf. Er schloss die Augen und sog tief die starken Dämpfe ein. Dann setzte er den Deckel wieder drauf und schraubte ihn fest. Der Behälter war noch nicht mal halb voll. Amateure benutzten fast immer zu viel Brandbeschleuniger, Cameron aber wusste, dass diese geringe Menge völlig ausreichte. Zu viel davon, und es wurde von den Bodendielen und Vorhängen aufgesogen, verbrannte nicht vollständig und lieferte den Ermittlern dann nur Hinweise auf Brandstiftung. Er verstaute alles wieder im Rucksack und holte die OP -Handschuhe heraus. Bei diesem Unfall würde es keine gerichtsmedizinischen Indizien geben.
Regen platschte auf die Windschutzscheibe, weshalb er das Seitenfenster nach unten kurbelte, um einen besseren Blick auf die Wohnung zu haben. Kühle Luft strich in das Wageninnere. Er hörte das Säuseln ferner, nasser Reifen, aber seit seiner Ankunft war niemand hier vorbeigekommen. Er spähte zum Gebäude. Die Schiebefenster sahen alt aus, der Kitt bröckelte. Reinkommen sollte kein Problem sein.
Hinter ihm klackten Absätze auf dem Pflaster. Er sah in den Rückspiegel. Eine junge dunkelhaarige Frau in Jeans und einer blauen Jacke überquerte die Straße und ging auf das Gebäude zu. Cameron rutschte noch tiefer in den Sitz und verbarg sein Gesicht mit der Hand. Zwischen den Fingern sah er, wie sie die Stufen zum Eingang hochging. Sein Blick haftete an ihrer zierlichen Figur und liebkoste ihre hübsche Taille und die festen Oberschenkel. Er schluckte, sein Atem beschleunigte sich. Die junge Frau sperrte die Tür auf und trat ein.
Cameron beobachtete die Fenster im Erdgeschoss und wartete. Zitternd schlug sein rechtes Knie gegen das Lenkrad, bevor er es mit der Hand festhielt. Sein Atem wurde
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