Gesicht war gerötet, er sah zufrieden mit sich aus.
»Ich bin beeindruckt«, sagte sie. »Sie wären ein guter Hacker. Aber was ist mit Ihren ethischen Grundsätzen, von denen Sie gesprochen haben? Oder stimmt das mit Aslan gar nicht?«
»Doch, doch, es stimmt.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Nectel hat wirklich BridgeCom fallenlassen und es auf Aslan abgesehen. Aber das werden sie nie schaffen. Nectel ist finanziell am Arsch, es ist ausgeschlossen, dass die Firma jemals das Geld für irgendeine Übernahme auftreiben wird.«
»Dann wird Felix von der Information also nicht profitieren?«
»Nein. Aber bis er das feststellt, wird es zu spät sein.«
Harry starrte ihn an. Wenn er die Sache moralisch für sich rechtfertigen konnte, dann wollte sie es auch tun. Aber sie wusste, dass ihm das Gespräch nicht leichtgefallen war.
»Danke«, sagte sie und wandte sich ihrem Laptop zu, bevor er etwas darauf erwidern konnte.
Sie reaktivierte die RAT -Verbindung zu Frank Buckleys Computer. Ihre Finger flogen über die Tastatur, und sobald sie sich aus Franks Netzwerkzugang ausgeloggt hatte, meldete sie sich mit Felix Roches Zugangsdaten an. Sekunden später hatte sie Felix’ aktuelle E-Mails auf dem Bildschirm.
Sie ging seine Nachrichten durch und überflog die Adressen nach allem, was relevant erscheinen konnte. Wenn Felix noch immer E-Mails abfing, bestand die Möglichkeit, dass er etwas aufgeschnappt hatte, was ihr weiterhelfen könnte.
Sie fand es fast sofort. Eine Mail von Leon, datiert auf den Tag zuvor.
Ralphy-Boy,
weißt du irgendwas darüber??
Leon
Angehängt war eine zweite Nachricht:
Leon,
das Sorohan-Geld ist in Bewegung gekommen. Die Tochter hat es, Harry. Den Beweis werde ich dir zukommen lassen. Das Geld gehört doch wohl uns, meinst du nicht auch?
Der Prophet
Harry schauderte, als sie ihren eigenen Namen auf dem Bildschirm sah. Am liebsten hätte sie die Arme um sich geschlungen, um sich gegen diesen Übergriff auf ihre Person zu schützen.
»Der Prophet hat eine andere Adresse«, sagte Jude.
Harry blinzelte auf den Bildschirm. Er hatte recht. Die Mail des Propheten, die Leon weitergeleitet hatte, stammte von
[email protected] und nicht mehr von der alias.cyber.net-Adresse wie zuvor.
Sie massierte sich die Stirn. »Er hat den Remailer gewechselt. Musste er ja auch. Der andere ist vor zwei Jahren dichtgemacht worden. Es gab da schwerwiegende juristische Auseinandersetzungen mit einigen Regierungen.«
Sie las erneut Leons Mail. Wer zum Teufel war Ralphy-Boy?
Sie überprüfte den Empfänger.
[email protected]. Ein weiteres nicht aufspürbares Alias. War Ralphy-Boy das letzte Mitglied des Trading-Rings?
Ihr Kopf pochte. Sie hätte es bitter nötig, sich in ihrem Bett zusammenzurollen und etwas Abstand zu gewinnen.
Jude berührte sie an der Schulter, mit sanfter Stimme sprach er sie an. »Sie sehen aus, als würden Sie jeden Moment zusammenbrechen. Sie sollten sich ein wenig ausruhen.«
Harry war nicht mehr danach zumute, sich ihm zu widersetzen. Sie langte nach ihrem Laptop und wollte ihn schon ausschalten, dann hielt sie inne. Ihr war die Systeminformation aufgefallen, die über der Mail angezeigt wurde.
Sie haben auf diese Nachricht am 10.04.2009 geantwortet. Zum Anzeigen aller relevanten Nachrichten, klicken Sie hier.
Felix hatte auf diese E-Mail geantwortet?
Harry klickte auf die gelbe Informationsleiste, kurz darauf hatte sie die E-Mail vor sich, die Felix Roche am Nachmittag zuvor verschickt hatte. Sie war adressiert an die anonyme Adresse des Propheten,
[email protected].
Soso, Mr. Prophet, endlich dürfen wir uns unterhalten. Als Erstes möchte ich sagen, dass ich weiß, wer Sie wirklich sind. Ich habe Freunde bei anon.obfusc. Sie nehmen es mit der Sicherheit leider nicht so genau, wie sie eigentlich sollten. Leider, Mr. Prophet.
Ich vermisse die alten Zeiten. Buy low, sell high. Ihr Typen wart gut. Sie sollten es wieder machen. Bevor noch jemand herausfindet, wer Sie sind.
Ich bleibe in Kontakt.
Felix
Ihr wurde ganz heiß. Sie griff nach dem Stift und notierte sich die Remailer-Adresse. Sie packte Judes Handy und drückte auf die Wahlwiederholung. Nichts. Scheiße. Felix hatte sein Handy tatsächlich ausgeschaltet.
Sie war wieder hellwach, die Schmerzen waren vergessen, zumindest für den Moment. Felix wusste also, wer der Prophet war.
Und morgen würde er ihr den Namen rausrücken.
[home]
27
C