Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Passwort: Henrietta

Passwort: Henrietta

Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
Vom Netzwerk:
etwas nicht? Bist du deswegen hier?«
    Sie seufzte und spürte, wie ihre Schultern einsackten. Wie er legte sie die offenen Handflächen auf den Tisch. In ihr zerrte etwas, sie kam sich wie ein Kleinkind vor, das gleich losheulte. Sie holte tief Luft.
    »Ein paar Freunde von dir haben mich aufgesucht«, begann sie.

[home]
    35
      
    H arry redete ziemliche lange. Ihr Vater ballte die Hände zu Fäusten, während sie erklärte, wie Leon und der Prophet ihr nachstellten. Als sie vom Vorfall in den Dublin Mountains erzählte, hielt er die Augen fest geschlossen. Er neigte den Kopf und presste sich die Fäuste gegen die Stirn. Als er schließlich aufsah, war jede Farbe aus seinem Gesicht gewichen.
    »Es tut mir leid.« Seine Stimme war kaum ein Flüstern. »Du solltest da nie mit hineingezogen werden. Nie.« Er drückte eine Hand gegen die Brust und streckte die andere wieder über den Tisch ihr entgegen. »Ich werde alles tun, um dir zu helfen, Liebes. Das weißt du, oder?«
    Seine Augen waren rot gerändert, der Mund zu einer entschlossenen Linie zusammengepresst. Harry schob ihre Hände näher zu ihm. Der Abstand zwischen ihren Fingern betrug nicht mehr als einen halben Meter, es hätte aber genauso gut eine Meile sein können. Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte. Ihr versagten die Worte.
    »Ich werde mit Leon reden«, sagte ihr Vater und richtete sich auf. »Ich ruf ihn an und sag ihm, er soll dich in Ruhe lassen.«
    Harry schluckte und schüttelte den Kopf. »Um ihn müssen wir uns keine Sorgen machen. Sondern um den Propheten. Der steht hinter allem.«
    »Dann sag mir, was du brauchst, Harry. Ich mach alles, was nötig ist. Frag mich, was du willst.«
    Sie sah ihn an und wünschte sich, sie hätte mehr Zeit. Es gab so vieles, was sie ihn fragen wollte, aber die halbe Stunde war fast vorüber.
    »Erzähl mir vom Sorohan-Deal«, sagte sie schließlich.
    Sein Blick schien sich kurz zu verklären. »Es war unser größter Deal. Die Aktie war nach dem ganzen Dotcom-Quatsch so gut wie wertlos. Und dann hörten wir, dass Aventus hinter dem Unternehmen her sei. Ich investierte alles, was wir hatten, und kaufte für den Ring Aktien, bevor andere davon erfuhren.«
    »Dann warst du also für die Finanzen des ganzen Rings zuständig?«
    »Für bestimmte Geschäfte, ja. Wir tradeten nie auf unsere eigenen Informationen, das war unsere oberste Regel. Es wäre einfach zu riskant gewesen. Wenn von Merrion & Bernstein Informationen durchsickerten, dann zog jemand von KWC die Trades ab. Und umgekehrt. Danach wurden die Gewinne aufgeteilt. Auf diese Weise konnten die Trades nicht auf privilegierte Informationen zurückgeführt werden. Es war eine unserer Vorsichtsmaßnahmen.«
    »Was war mit JX Warner? Der Prophet hat für sie gearbeitet, oder?«
    »Ja, soweit wir das zu sagen vermochten. Aber er hat nie einen Trade durchgeführt. So hat er es gehalten, von Anfang an. Er hat das Geld kassiert, aber keinerlei Risiko übernommen.« Er schüttelte den Kopf. »Er hat andere die Drecksarbeit für sich machen lassen.«
    Harry musste an den flüsternden Angreifer von vergangener Nacht denken und zitterte. Der Prophet ließ noch immer andere die Drecksarbeit erledigen. Sie legte die Hände an die Brust und riss sich von der Erinnerung los. »Beim Sorohan-Deal warst also du verantwortlich für das Geld?«
    Er nickte. »Sorohan beauftragte JX Warner mit der Durchführung der Übernahmeverhandlungen. Daher hatte der Prophet seine Informationen. Aber Aventus beauftragte Merrion & Bernstein, damit war Leon aus dem Spiel. KWC war nicht beteiligt, ich war also frei für die Transaktionen.«
    »Und was ist dann schiefgelaufen?«
    Er seufzte. »Wir haben unsere oberste Regel verletzt. Leon hatte noch Geld aus einem früheren Deal, und in der letzten Minute überredete ich ihn dazu, damit Sorohan-Aktien zu kaufen. Eine solche Gelegenheit, dachte ich, wäre das Risiko wert. Nur dieses eine Mal. Aber die Börse wurde bei dem Handelsaufkommen der Aktie natürlich misstrauisch. Klar fiel dann bald Leons Name wegen der Verbindung zu Merrion & Bernstein und Aventus.« Er schüttelte den Kopf. »Es war dumm und gierig.«
    Harry sah auf ihre Hände. Sie hatte noch eine Frage, die sie stellen musste, aber es fiel ihr schwer.
    »Was war mit Jonathan Spencer?«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Was ist mit ihm passiert?«
    Ihr Vater war sichtlich erstaunt. »Du weißt von Jonathan?« Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Er hätte sich nie darauf

Weitere Kostenlose Bücher