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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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einlassen dürfen, er war dafür nicht geschaffen. Er war noch ein Junge, genauso alt wie Amaranta. Ich habe versucht, seinen Namen aus dem Prozess herauszuhalten. Um die Zeit des Sorohan-Deals sagte er mir, dass er aussteigen möchte. Er hatte eine Heidenangst. Ich überredete ihn, stillzuhalten und mich die Sache regeln zu lassen.«
    »Und das hast du getan?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich habe mit Leon gesprochen, und der hat überreagiert. Er war überzeugt, dass Jonathan für den Ring eine Gefahr darstellt. Aber das war Unsinn. Der Junge hätte uns keine Probleme bereitet. Doch Leon wollte nicht auf mich hören. Er ist in Panik geraten, hat den Propheten kontaktiert und ihm gesagt, der Sorohan-Deal wäre abgeblasen.« Kopfschüttelnd stierte er in die Ferne. »Die ganze Sache hat sich dann sowieso erledigt, weil der arme Junge kurz darauf bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.«
    Harry sah zu ihrem Vater. Er schien sie in seiner Selbstversunkenheit völlig vergessen zu haben. Glaubte er wirklich, Jonathans Tod wäre ein Unfall gewesen? Sie schloss die Augen. Ihr war nicht danach, den Punkt weiterzuverfolgen, und brachte das Gespräch auf das Geld zurück.
    »Wie viel habt ihr mit dem Sorohan-Deal verdient?«
    Kurz richtete er den Blick auf sie, dann lehnte er sich so weit auf dem Stuhl zurück, dass dieser nur noch auf den Hinterbeinen stand, und verschränkte die Hände im Nacken. Kopfschüttelnd lächelte er die Decke an.
    »Etwa sechzehn Millionen Dollar«, sagte er. »Mit einem einzigen Trade.«
    Harry rechnete es um. Es entsprach etwa zwölf Millionen Euro.
    »Wo ist das Geld jetzt?«, fragte sie. »Haben die Behörden es?«
    Er kippelte auf dem Stuhl vor und zurück. Harry schlug das Herz bis zum Hals, während sie auf seine Antwort wartete. Wenn er sagte, das Geld sei fort, würde sie Probleme haben.
    Er ließ den Stuhl knarrend zu Boden krachen und schüttelte den Kopf. »Die Behörden haben es nicht finden können. Ich hatte die Bank gewechselt.« Er sah zu den Aufsehern und senkte die Stimme. »Als Leon mich verpfiff, nannte er ihnen mein Konto bei der Credit Suisse auf den Bahamas. Das war das einzige, das er kannte. Ich hatte es 1999 eröffnet, als wir mit dem Ring anfingen, und darüber mehr als ein Jahr lang die Trades abgewickelt. Die Behörden hatten damit alle Beweise, die sie brauchten.«
    »Aber es gab noch ein anderes Konto?«
    Er nickte. »Etwa ein halbes Jahr vor dem Sorohan-Deal fing die Credit Suisse an, unangenehme Fragen zu stellen. Das Muster, das sie bei meinen Trades entdeckten, gefiel ihnen nicht. Aktienkäufe eines Unternehmens kurz vor der Übernahme können ziemlich verdächtig aussehen, wenn man es zu oft macht. Also beschloss ich, mir was Neues zu suchen.«
    »Du hast die Bahamas verlassen?«
    »Nein, nein, dort gefiel es mir viel zu gut.« Er lächelte sie an. »Sonne, Sand und ein funktionierendes Bankgeheimnis, was will ein unlauterer Banker mehr?«
    Sie schüttelte den Kopf über ihn. Manchmal hatte sie den Eindruck, als redete sie mit einem boshaften Kind.
    »Du hast dir dort also eine andere Bank gesucht?«, fragte sie.
    »Na ja, ich hab mich umgesehen. Schließlich ging es ja darum, eine Bank zu finden, die ein gehöriges Maß an Diskretion aufbringt, wenn du verstehst.«
    Harry nickte seufzend.
    »Dann lernte ich bei einer Pokerpartie in Nassau einen Typen kennen«, fuhr ihr Vater fort. »Philippe Rousseau, so hieß er. Interessanter Spieler. Stellte sich heraus, dass er Banker war, also sagte ich ihm, ich wäre auf der Suche nach jemandem, der meine Investments managt.« Er lächelte sarkastisch. »So wie er Poker spielte, glaubte ich, dass wir miteinander auskommen könnten. Er ging Risiken ein und war sich auch nicht zu schade, hin und wieder ein paar unsaubere Dinge abzuziehen. Also kamen wir ins Geschäft.«
    »Du hast bei einem Fremden, den du beim Pokern kennengelernt hast, ein Konto eröffnet?«
    »Warum nicht? Es war eine höchst angesehene Bank und sehr sicher. Ich faxte ihm meine Handelsanweisungen unter Angabe eines vorher festgelegten Pseudonyms. Barabhebungen oder Überweisungen mussten persönlich vorgenommen und per Fax mit demselben Codewort vorher angekündigt werden.« Er sah ihr lange in die Augen und lächelte dann. »Der Name, den ich gewählt habe, hätte dir gefallen.« Seufzend sah er wieder weg. »Wie auch immer, ich war vollkommen zufrieden. Und er war es auch. Denn er kopierte meine Trades und machte dabei selbst ein kleines

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