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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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Vermögen. Erfolgreiche Strategien werden oft imitiert.«
    Harry nickte und musste an den Trittbrettfahrer Felix Roche denken. Und an das Ende, das er gefunden hatte. Seine imitierten Trades hatten ihm nicht gutgetan.
    »Für einen Banker natürlich professioneller Selbstmord«, fuhr ihr Vater fort, womit er ihre eigenen Gedankengänge weiterspann. »Aber Risiken gefielen ihm. Ich traf mich mit ihm alle paar Monate zu einem kleinen Pokerspiel und einigen Geschäften. Am Ende wurde er zum Leiter der Investmentabteilung ernannt, und auf seinen Platz rückte irgendein farbloser Kontenbetreuer. Owen oder John oder so ähnlich. Hatte bei ihm nie einen Trade plaziert. Zu dem Zeitpunkt ließ ich nichts mehr über dieses Konto laufen.«
    »Aber das Sorohan-Geld ist noch immer dort?«
    »O ja.«
    Harry spielte an ihrem Uhrarmband. Die halbe Stunde war beinahe um. Zeit, um auf den Punkt zu kommen. Es gab noch etwas, was sie wissen wollte. Sie hielt den Blick auf die Uhr fixiert, als könnte sie sich vor schmerzhaften Antworten schützen, wenn sie ihn nicht ansah.
    »Warum hast du es gemacht?«, fragte sie.
    Er zögerte. »Ich wünschte, ich wüsste, was ich dir darauf antworten soll, Harry. Ich hatte hier drin viel Zeit, um darüber nachzudenken, und ich habe mir diese Frage unzählige Male selbst gestellt. Warum habe ich es gemacht? War es das alles wert? Würde ich es wieder machen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte?« Er seufzte. »Wahrscheinlich schon.«
    Sie sah zu ihm auf. Er hatte entschuldigend die Augenbrauen hochgezogen, aber er hielt ihrem Blick stand.
    »Es ging nicht nur ums Geld«, sagte er. »Zum Teil natürlich, aber das war nicht alles.« Er runzelte die Stirn und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ging es um Macht. Durch unsere Insiderinformationen hatten wir alles unter Kontrolle, wir waren allwissend.« Seine Augen unter den dunklen Brauen glänzten. »Der Markt gehörte uns.«
    Harry versteifte sich. Das kam ihr bekannt vor.
Der Markt gehört uns.
Ein Satz, der ein Bild in ihr wachrief: Sie selbst an der Tastatur, wie sie ein Netzwerk sondierte, durch die Perimeter brach, an den Firewalls vorbeischlüpfte, das Administratorenkonto knackte, eine verbotene Erregung in sich spürte, wenn das Netzwerk schließlich ihr gehörte.
    Wieder war der Blick ihres Vaters in unbestimmte Ferne geschweift. Er beugte sich vor und verschränkte so fest die Hände, dass sich die Haut runzelte.
    »Die Gefahr und das Risiko haben den Kitzel nur erhöht. Ich habe mich so lebendig gefühlt. Das Leben macht nicht sonderlich viel Spaß, wenn man es nicht hin und wieder spürt.« Er schüttelte den Kopf und sackte auf seinem Stuhl zurück. Wieder sah er sie entschuldigend an. »Kannst du das irgendwie verstehen, Harry?«
    Sie konnte ihm nicht darauf antworten.
    Links von ihnen war eine Bewegung wahrzunehmen. Einer der Aufseher sah auf seine Uhr. Ihr Vater musste es ebenfalls mitbekommen haben, denn er beugte sich vor und streckte ihr die Arme entgegen.
    »Hör zu, das alles hilft dir nicht weiter«, sagte er. »Lass mich die Sache mit Leon und dem Propheten regeln. Ich kann mit ihnen reden, ich kann sie …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mit ihnen reden wird nichts nützen. Nicht beim Propheten.«
    »Dann sag mir, was ich tun kann.«
    Harry holte tief Luft. »Ich brauche das Geld. Alles.«
    Er zog die Hände zurück, bis seine Ellbogen eng am Körper lagen. »Was?«
    Harry rutschte auf dem Stuhl herum. »Ich habe es dir erklärt. Wenn ich dem Propheten nicht die zwölf Millionen Euro aushändige, wird er diesen Psychopathen wieder auf mich ansetzen. Und auf andere vielleicht auch. Ich habe keine andere Wahl.«
    Ihr Vater starrte auf den Tisch und zupfte an seinem Bart.
    Auf seiner Stirn schimmerten winzige Schweißtropfen.
    Er schüttelte den Kopf. »Du kannst einem Typen wie ihm nicht trauen, woher willst du wissen, dass er sich an die Abmachung hält? Wer sagt, dass er seinen Killer nicht trotzdem auf dich hetzt, nachdem er das Geld bekommen hat?«
    »Mit dem Geld habe ich wenigsten etwas Verhandlungsspielraum. Ohne das Geld bin ich tot.« Sie konnte es nicht fassen. Was gab es hier noch zu diskutieren? Ihr Leben stand auf dem Spiel.
    Ihr Vater strich sich mit den Händen übers Gesicht, als könnte er damit die Blutzirkulation anregen und eine Antwort aus sich herauslocken, die weiterhelfen würde. Als er die Hände auf den Tisch fallen ließ, wirkte er müde und ausgelaugt.
    »Sie

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