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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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nichts zum Vorschein gekommen, das neue Erkenntnisse gebracht oder
zumindest einen Denkanstoß geliefert hätte. Bis jetzt zumindest.
    Auf dem kleinen Couchtisch vor ihr lagen einige Briefe und
ein dicker A3 Umschlag, der mit rotem Wachs versiegelt war. Franca nahm sich
zunächst die Briefe vor. Wieder nichts dabei, was geeignet zu sein schien,
Licht in das Dunkel um den Tod der jungen Frau zu bringen.
    Was war das? Die Mahnung einer Detektei Pramhofer, Salzburg.
    „Bitten wir Sie, den bereits überfälligen Betrag von 1412.56
Euro binnen einer Woche auf unser Konto ...”, das könnte vielleicht etwas zu
bedeuten haben. Sie legte das Schreiben zur Seite.
    Jetzt nahm sie sich den großen Umschlag vor und brach das
Siegel. Sie leerte den Inhalt auf die Tischplatte und unterzog ihn einer zunächst
nur oberflächlichen Sichtung. Drei Briefe eines Mannes namens Jojo an sein
Herzblatt, sechs Schreiben des Herzblatts an besagten Jojo, Und dann
zweiundzwanzig gestochen scharfe Fotos, die diesen Lettenberg mit zwei
verschiedenen Frauen zeigte, sowie der Bericht eines Privatdetektivs, der den
Mann an einem Wochenende Ende März observiert hatte. Daher kam also die
Mahnung.
    Schließlich noch drei Schreiben jüngeren Datums, die von
Martina Tessler stammen dürften. Die kaum entzifferbare Unterschrift unter den
Briefen konnte aber genau so gut etwas anderes bedeuten. Ein Brief war an die
Eltern gerichtet, der zweite an einen Kurt Mahlberg, wahrscheinlich der Freund
der Verstorbenen und der dritte an Sophie Lettenberg.
    Auffallend war, dass die Briefe Martina Tesslers wie auch des
Herzblatts nicht mit der Hand, sondern allem Anschein nach an einem PC
geschrieben worden waren. Arial, Schriftgröße 10, wie Franca auf den ersten
Blick erkannt hatte. Soweit ein Vergleich der auf die jeweiligen, kaum
leserlichen Unterschriften reduzierten Schriftmuster überhaupt aussagefähig
war, dürfte es sich bei dem Herzblatt ebenfalls um die unglückliche Martina
gehandelt haben.
    Aigner blickte sich um und entdeckte den Laptop in einem Fach
des teilweise offenen Wandschrankes. Soweit die erste nur oberflächliche
Überprüfung ergab, konnten die Briefe alle mit diesem Gerät geschrieben worden
sein. Außer jenen Jojos natürlich, die mit der Hand geschrieben worden waren.
    Mit einer gewissen Scheu wandte sich Aigner jetzt der
inhaltlichen Beurteilung zu. Die Art der Unterlagen vor dem Hintergrund des
Geschehenen ließ natürlich vermuten, welcher Art der Tenor der Schreiben, des
gesamten Fundes sein würde. Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, in die
Privatsphäre dieser Frau einzudringen. Einer Frau, die – Mörderin hin oder her
– zunächst einmal sehr unglücklich gewesen sein musste.
    Francas Problem war, dass sie dazu neigte, zuviel Verständnis
für und damit Mitleid mit den Verdächtigen, ja sogar überführten Tätern zu
haben. ›Die meisten Täter sind gleichzeitig auch Opfer‹, war ihr erstaunliches
Credo, das ihr bisher nur wenige Freunde bei Polizei und Justiz gebracht hatte.
    Der Inhalt der drei, alle am selben Tag verfassten Schreiben
war nahezu identisch. Sie bedauere ihre Tat, hätte keinen anderen Weg mehr
gesehen und entschuldige sich bei den jeweiligen Adressaten. Einzelne Details
in den Briefen fanden in den Fotos, dem Observierungsbericht und den anderen
Schriftstücken ihre Bestätigung. Insgesamt kam das vorliegende Material einem
Geständnis gleich, an der Schuld Martina Tesslers am Tod Jürgen Lettenbergs
schien kein Zweifel mehr möglich zu sein. Zumindest kein logisch zu
begründender.
    Obwohl ihr als zuständige Kriminalbeamtin damit ein Erfolg in
den Schoß gefallen war, der sich zweifellos positiv auf ihre weitere Laufbahn
auswirken würde, fühlte sie sich nicht besonders wohl in ihrer Haut. Fast
widerwillig holte sie ihr Mobiltelefon heraus und versuchte, Ministerialrat Dr.
Schneckenburger zu erreichen. Da sich an diesem Anschluss niemand mehr meldete,
tippte sie die Nummer ein, die ihr dieser Herr Palinski gegeben hatte.

     
    *

     
    Obwohl er sofort ein freies Taxi erwischt hatte,
kam Palinski erst zehn Minuten, nachdem sich der Vorhang gehoben hatte, bei der
Wiener Staatsoper an. Die Dame an der Abendkasse wollte ihren Kobel schon
schließen, so dass er die für ihn hinterlegte Karte gerade noch in letzter
Minute bekam. Der Tatsache, dass Sophie Lettenberg Logenplätze besorgen hatte
lassen, verdankte er, dass er kurz danach die herrliche Musik

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