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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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Belen?«
    Paco schüttelte den Kopf und griff mit seiner behaarten, nach Tabak riechenden Hand nach den Listen. »Nein, darum hat sich dein Chef persönlich gekümmert«, entgegnete er. Joana wunderte sich. Mit Computerprogrammen hielt Carlos es im Allgemeinen wie mit Fremdsprachen: Er wandte sie nur an, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden ließ. Eine Frage drängte sich ihr auf: »Welche Parameter hast du ihm gegeben?«
    »Wie bitte?« Paco schien nicht ganz folgen zu können.
    »Was genau hast du Carlos aufgetragen?«
    Paco rollte mit den Augen. »Nun, ich habe ihm gesagt, er soll mir verdammt noch mal so schnell wie möglich eine komplette Liste aller Hotelgäste ausdrucken, alle, die hier übernachtet haben, seit …« Paco hob die Arme und seufzte. »Es tut mir leid, Joana. Ich hab lange nicht mehr richtig geschlafen, und wir kommen hier irgendwie mit den Ermittlungen nicht weiter – und das mit deiner Mutter geht auch mir sehr nahe, das darfst du mir glauben.«
    Joana nickte und reichte ihm die Kopien. »Ist schon in Ordnung. Viel Glück!«
    Paco rang sich ein Lächeln ab, tippte sich an die Mütze und verließ den Empfang. Joana sah ihm nach. Paco machte einen müden Eindruck. Wie er sich da zurück in den Konferenzsaal schleppte, könnte man fast meinen, die Dokumente in seiner Hand wögen einen ganzen Zentner.
    Kilian kam mit drei Tassen Kaffee zurück an den Empfang und fragte, ob es etwas Neues gäbe. Joana schüttelte den Kopf und Maite bedankte sich auf ihre Art für den Kaffee: »Ich hoffe, da ist auch wirklich nur Milch und Zucker drin – und keine Mischung aus Schlaftabletten, Valium und Morphium.«
    Joana schob Maite zur Seite. »Nein, es gibt nichts Neues«, sagte sie zu Kilian. »Paco wollte nur die Listen der Gäste und der Angestellten kopiert haben.«
    »Und wie weit sind sie mit ihren Befragungen?«
    »Noch nicht sonderlich weit, nehme ich an. Es waren erst ein paar Dutzend Namen abgehakt. Auf der Liste standen aber über dreihundert Namen und von denen spricht nicht einmal die Hälfte Spanisch.« Joana blickte nachdenklich über Kilians Kopf hinweg auf den Kristalllüster der Hotelhalle. Sie musste an Carlos denken, der höchstpersönlich die Liste für die Guardia Civil ausgedruckt hatte. Warum hatte er diese Aufgabe nicht Belen übertragen, die sich in dem Buchungsprogramm blind auskannte? Belen selbst konnte sie leider nicht mehr fragen, da diese ihren Arbeitsplatz vorzeitig verlassen hatte. Vor lauter Angst, das nächste Opfer des Killers zu werden , wie Maite behauptete. Kilian sagte etwas, aber sie hörte nicht hin. Der Gedanke beschlich sie, dass hier etwas ganz und gar nicht so war, wie es sein sollte. Sie gab Kilian ein Zeichen, ihr ins Büro zu folgen, und wies Maite an, für eine Weile am Empfang allein die Stellung zu halten.
    »Da stimmt etwas nicht, Kilian!«
    »Was meinst du?«
    Joana blätterte die Liste durch und schüttelte den Kopf, ehe sie ihm ihre Gedankengänge erklärte: »Carlos kennt sich nicht gut mit dem Buchungsprogramm aus. Das ist auch nicht seine Aufgabe, sondern die der Reservierungssekretärin oder auch meine, wenn Belen«, sie deutete mit einem Kopfnicken zum gegenüberliegenden Schreibtisch, »nicht da ist. Jedenfalls ist diese Liste hier«, Joana pochte mit dem Zeigefinger auf die Blätter, »auf keinen Fall komplett!«
    Kilian blätterte die Aufstellung durch, während Joana das Programm in dem Computer aufrief.
    »Wir haben hier 320 Zimmer. In den letzten Wochen hatten wir eine durchschnittliche Auslastung von etwa sechzig Prozent. An den Wochenenden bis zu achtzig Prozent, was gar nicht schlecht ist für die Vorsaison. Diese Liste stammt von heute Morgen. Hier, der Ausdruck zeigt 11.23 Uhr als genaue Uhrzeit an. Ich kam um 12.00 Uhr zur Arbeit.« Joana gab weitere Befehle in den Computer ein. »Zu dem Zeitpunkt, als Carlos die Liste ausdruckte, befanden sich 312 Personen in 197 Zimmern.«
    Kilian zwirbelte an seinem Kinnbart. »Du meinst … das bedeutet, dass Carlos …?«
    Joana nickte. »Ganz genau. Carlos hatte der Polizei nur die Liste der Personen ausgedruckt, die letzte Nacht hier geschlafen haben. Das ist im Zusammenhang mit Elena auch nicht falsch, aber wenn man deinen Bruder und meine Mutter mit einbezieht, dann ist die Liste bei Weitem nicht vollständig.«
    Kilian schien zu verstehen. »Und da die Polizei ja jetzt von einer Verbindung zwischen meinem Bruder und deiner Mutter ausgehen muss, kann sie mit einer tagesaktuellen Liste nicht viel

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