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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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aufzudecken? Er mochte es kaum glauben. Wie hätte jemand das anstellen sollen? Xaver und Inmaculada wurden offensichtlich mit Medikamenten vergiftet und die junge Elena – falls es kein Unfall war – wurde über einen Abhang gestoßen. Wie hing das miteinander zusammen? Joana stieß einen Pfiff aus und er fuhr herum. Der Drucker begann zu summen.
    »Acht!«, stellte Joana fest und rollte zu dem Tisch, auf dem der Drucker stand. »Seit dein Bruder gestorben ist – bis heute Morgen – waren nur acht Zimmer ständig belegt.« Sie legte den Ausdruck auf den Schreibtisch, nahm einen Stift zur Hand und wollte gerade die Liste prüfen, als Carlos in den Raum stürmte, als gelte es, einen Überraschungseffekt auszunutzen. Joana sah auf. Carlos streifte Kilian mit einem Blick, den man einem Gast in einem Hotel der gehobenen Kategorie normalerweise nicht zumutete, und baute sich, die Fäuste in die Hüften gestützt, vor ihr auf: »Was machst du hier, Joana?«
    Gut, sie war zwar nicht ganz so frech wie Maite, aber wenn es die Situation erforderte, hatte sie für ihren Chef immer noch eine patzige Antwort parat. »Ich arbeite in diesem Hotel, Carlos.«
    »Und wieso ist der hier?«, fragte Carlos. Er wusste offenbar ganz genau, dass Kilian ihn nicht verstand.
    »Er will auschecken und braucht eine Rechnung für seine Firma. Ich habe ihn hereingebeten, damit er mir seine Firmendaten gibt.« Joana war selbst verwundert, wie unverfroren sie ihrem Chef in letzter Zeit gegenüber auftrat.
    »Reist er denn ab?«
    »Nein.«
    »Sondern?«
    »Er übernachtet ab sofort bei mir zu Hause!« Es waren hier schon so viele Dinge passiert, dass ihr mittlerweile alles egal war. Vor wenigen Stunden noch hatte sie der Guardia Civil aus Angst vor einer Kündigung ihre Anwesenheit in Kilians Zimmer verschwiegen und nun fügte sie mit einer Handbewegung, die das ganze Hotel einzuschließen schien, hinzu: »Bis er etwas Besseres gefunden hat!«
    Sollte ihr Chef sie doch hinauswerfen, dachte sie.
    Carlos schnaubte wie ein verletzter Stier und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro. Den Ausdruck mit den acht Zimmernummern hatte er nicht bemerkt.
    »Was hat er gesagt, Joana?«
    »Nichts Wichtiges. Hol deine Sachen aus deinem Zimmer.«
    »Was?«
    »Pack deine Sachen zusammen. Du bleibst ab sofort bei mir!« Kilian war anscheinend zu verblüfft, um weitere Fragen zu stellen, also tat er einfach, was sie ihm aufgetragen hatte. Joana begleitete ihn zur Tür, legte ihm den Zeigefinger auf den Mund, sah auf die Uhr und flüsterte: »Ich brauche hier noch eine Stunde. Warte so lange in deinem Zimmer, dann treffen wir uns um Punkt acht Uhr bei deinem Auto in der Tiefgarage, verstanden?«
    Kilian wollte etwas erwidern, aber Joana drängte ihn zur Tür hinaus. »Geh jetzt. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht!«
    Sie schielte in die Lobby. Maite sprach mit einem Gast, ansonsten war es ruhig. Carlos war verschwunden und vier Beamte der Guardia Civil verließen gerade das Hotel. Joana schloss die Tür und setzte sich wieder an den Schreibtisch.
    Ein Name dieser Liste sprang ihr sofort ins Auge. Könnte es möglich sein, dass er …? Sie dachte darüber nach, bis sie draußen Schritte hörte. Sie faltete die Aufstellung zusammen und versteckte sie unter der Tastatur. Dann griff sie zum Hörer, um ein Telefonat vorzutäuschen, aber Carlos stieß nicht wie befürchtet die Bürotür auf, um ein ernstes Wort mit ihr zu reden. Trotzdem machte sie sich daran, eine Rechnung für Kilian vorzubereiten, wie sie ihrem Chef gegenüber behauptet hatte. Das war jedoch nicht so einfach, weil sie Kilian ja ein freies Zimmer zugewiesen hatte, ohne ihn im Computer zu vermerken.
    Joana gab seine Anmeldung nachträglich ins Buchungsprogramm ein und verrechnete nur vier anstatt zwölf Tage. Falls Carlos dahinterkäme, könnte sie immer noch behaupten, es wäre ihr ein Fehler unterlaufen. Andererseits, Carlos hatte im Moment bestimmt andere Sorgen, als sich um mögliche Ungereimtheiten im Buchungsprogramm zu kümmern.
    Sie druckte Kilians Rechnung aus.
    Dann zog sie die Liste unter der Tastatur hervor und nahm wieder ihren Stift zur Hand. Auf einem Zettel notierte sie sich die einzelnen Zimmernummern. 136, 341, 521, 214, 404, 349, 225.
    Die letzte Nummer war die 107.
    Joana notierte sie ebenfalls und kringelte sie ein: In der 107 schlief Narcís, Carlos’ Neffe, ein Konfliktmagnet mit Gütesiegel, der erst seit Januar im Hotel arbeitete, hier zum Leidwesen aller sein Praktikum

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