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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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konnte Narcís leiden und Elena war in der Hinsicht bestimmt keine Ausnahme gewesen. Hatte sie ihn mit einer Abfuhr vor den Kopf gestoßen und damit sein Ego verletzt? Hatte er also ein hinreichendes Motiv, um Elena zu töten? Ebenso wie ihre Mutter?
    Joana spielte unruhig mit dem Stift. Ihre ganze »Beweiskette« war zweifelsohne ein wenig zusammengeschustert, wenn nicht gar an den Haaren herbeigezogen, aber die Guardia Civil würde sich für den Jungen schon interessieren. Vielleicht würden Ermittlungen gegen Narcís weitere Indizien bringen, die in diese Richtung wiesen. Aber was wäre dann mit Kilians Bruder? Wie würde der ins Bild passen? Hatten Narcís und Xaver Kontakt in den paar Stunden, in denen sich Xaver im »Palace« aufhielt?
    Joana dachte darüber nach und fasste einen Entschluss: Sie musste mit ihren Vermutungen auf jeden Fall zur Guardia Civil gehen, schließlich galt es aufzuklären, was mit ihrer Mutter und den anderen geschehen war.
    Sie sah auf die Uhr. Viertel vor acht. In fünfzehn Minuten war sie mit Kilian bei seinem Auto in der Tiefgarage verabredet.
    Sie verließ das Büro, wechselte ein paar Worte mit Maite, behielt aber die Ergebnisse ihrer Nachforschungen für sich. Darüber jetzt ein Informationsblatt am Empfang aufzuhängen, hätte ansonsten dieselbe Geheimhaltungsstufe, dachte sie und ließ sich von Maite berichteten, dass einige Polizisten das Hotel schon wieder verlassen hatten und nur noch eine Handvoll Uniformierter mit Befragungen im Konferenzsaal beschäftigt waren.
    Joana eilte den Flur zum Konferenzsaal hinab. Sie klopfte gegen die Tür, wartete einen Moment und öffnete sie, als niemand sie hereinbat.
    Als sie eintrat, blickten alle Anwesenden in ihre Richtung. Sechs Uniformierte waren immer noch dabei, Gäste und Personal zu befragen. An weiteren vier Tischen arbeiteten Beamte an Computern und ein Kollege von Paco sprach in ein Funkgerät. Paco selbst war nicht da. Carlos unterhielt sich mit dem Juez.
    Joana murmelte eine Entschuldigung und verließ den Konferenzraum. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Schon gar nicht konnte sie – in einem Raum mit dem Direktor – seinen Neffen als potenziellen Serienmörder beschuldigen. Sie hätte von Brian Sundler, dem tätowierten Engländer mit der falschen Adresse erzählen können, aber das wollte sie am besten mit Paco unter vier Augen besprechen, schließlich war er ihr Vertrauensmann bei diesem Verein.
    Sie ging zurück zum Empfang, wo einer der Beamten sich mit Maite unterhielt und einen Kaffee trank. Joana sah auf die Uhr über der Rezeption. Sie musste langsam los, um Kilian zu treffen, aber sie musste sich auch dringend der Polizei anvertrauen. Oder jagte sie etwa nur Hirngespinsten nach? Neben der Kaffeetasse des Polizisten befand sich die gleiche Liste, die sie heute schon einmal kopiert hatte, nur mit mehr Haken neben den Zimmernummern.
    »Ist das die Liste mit den Hotelgästen … darf ich mal?«, fragte sie den Beamten und drehte die von Carlos ausgedruckte Liste zu sich. Joana fuhr mit dem Finger die Aufstellung entlang. Neben Zimmer Nummer 404 befand sich keine Notiz. Es hatte also noch niemand Brian Sundler verhört. Sie suchte weiter nach Zimmer Nummer 107, fand den Eintrag aber nicht, obwohl dieser auf dieser Liste hätte auftauchen müssen. Nochmals ging sie die fünf Seiten Nummer für Nummer durch. Aber die 107 war tatsächlich nicht aufgeführt.
    Joana schluckte. Carlos!
    Ihr Chef kannte sich also doch nicht so schlecht mit dem Belegungsprogramm aus, wie sie vermutet hatte. Er war anscheinend durchaus in der Lage, die Listen zu manipulieren und den Namen seines Neffen auszublenden. Und womöglich hatte er einen verdammt guten Grund dafür, dachte sie bitter, und schob dem Polizisten die Liste wieder zu. Sie ballte die Fäuste. Falls dieser Narcís tatsächlich etwas mit dem Tod ihrer Mutter zu tun hatte und sein Onkel – ihr eigener Chef – ihn dabei auch noch deckte, dann würde sie … Joana zwang sich zur Ruhe und blickte in Richtung Konferenzraum. Sie musste mit der Polizei sprechen.
    Und zwar sofort.
    Sie schlüpfte ins Büro, schloss die Tür hinter sich und wählte die Nummer der Guardia Civil, die sie längst auswendig kannte. Paco war auf der Wache, aber in einer Besprechung, teilte man ihr mit. Sie ließ ihm ausrichten, dass sie jetzt sofort vorbeikäme, weil sie etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen hätte. Dann verabschiedete sie sich von Maite und nahm die Treppe in das zweite

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