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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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fragte, um was es sich dabei handele, aber der Sargento zuckte nur mit den Achseln. Die Besprechung war beendet. Zum Abschluss wurden die Aufgaben verteilt: Sargento Peralta zog los, um das Alibi von Elenas Exfreund zu überprüfen, Mendez und Carranza wurden zurück zum Hotel geschickt, und Capitán Morales und sein Team verließen die Wache, um in die Gerichtsmedizin zu fahren, wo ihnen Dr. Castillo hoffentlich schon erste Ergebnisse präsentieren konnte.
    Paco verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und wartete auf Joana. Wie jeder, der an diesen Ermittlungen beteiligt war, stellte er sich immer wieder die gleiche Frage: Wer könnte ein Interesse daran haben, diese drei zu töten? Hatten sie es gar mit einem Verrückten zu tun? Mit einem Psychopathen? Einem, der ohne erkennbaren Grund mordete, der kein Motiv für seine Taten brauchte? Die logische Fortsetzung dieses Gedankenganges war mehr als beunruhigend und Capitán Morales hatte es eben zum ersten Mal ausgesprochen: »Wenn wir nach ein und demselben Täter in allen Fällen suchen und wir ihn nicht schnell genug finden, wäre es möglich, dass er wieder mordet und wir bald noch mehr Tote haben!«
    Dann schlug der Capitán mit der flachen Hand auf den Tisch und fügte in seiner gewohnt dramatischen Art hinzu: »Also lasst uns den Kerl vorher schnappen!«
    Die klaren Worte des verantwortlichen Ermittlers waren mit betroffenem Schweigen quittiert worden. So mancher stellte sich jedoch die Frage, ob der Chef in letzter Zeit nicht ein paar Actionfilme zu viel in seinen DVD-Player geschoben hatte und aus den Hollywoodthrillern ein Übermaß an Fantasie in die andalusische Beschaulichkeit projizierte. Sie fragten sich, ob er die Lage – wie er angedeutet hatte – tatsächlich so drastisch einschätzte, oder ob er seine Leute nur zusätzlich motivieren wollte, noch härter an diesem Fall zu arbeiten. Schließlich gab es keinerlei Spuren, die in diese neue Richtung wiesen und keiner wollte so recht daran glauben, dass im idyllischen Almuñécar ein Killer sein Unwesen trieb. Aber der Chef hatte diese Möglichkeit nun mal ausdrücklich genannt und damit die Dringlichkeit der Ermittlungen in ein ganz anderes Licht gerückt. Jeder Einzelne war nun bereit, noch mehr zu geben, noch weniger zu schlafen und noch konzentrierter zu arbeiten. Schließlich jagte man nicht alle Tage einen möglichen Serienmörder.
    Paco ging in sein Büro. Die Wanduhr über seinem Schreibtisch zeigte 20.20 Uhr an. Es würde noch ein langer Abend werden. Er dachte an den Spruch des Staatsanwalts von heute Morgen: »Sie sollten alles daran setzen, die Vorkommnisse lückenlos und schnellstmöglich aufzuklären!«
    Als ob das so einfach wäre. Wenn man von einem Mörder in allen drei Fällen ausging, dann hatten sie es mit einem verdammt ausgeschlafenen Typen zu tun, der weder Fehler machte noch Spuren hinterließ und über eine gewisse Kreativität bei der Ausführung seiner Taten verfügte. Paco jedenfalls quälten immer wieder die gleichen Fragen: Hatte der Täter ein Motiv oder brauchte er keines, weil ihm das Töten Spaß machte? War er ein Hotelgast oder jemand, der dort arbeitete? Oder fahndeten sie gar nach einem Fremden, der sich das feine Hotel nur als Bühne für seine brutale Inszenierung ausgesucht hatte? Wie dem auch sei, Paco wurde das Gefühl nicht los, dass sie einem Phantom hinterherjagten!
    Kilian gab seine Schlüsselkarte bei Maite am Empfang ab und fragte sie auf Englisch nach Joana, aber Joana hatte die Rezeption offenbar vor wenigen Augenblicken verlassen.
    Kilian sah auf die Uhr.
    Er wollte Joana nicht warten lassen und die Rechnung konnte er auch ein anderes Mal bezahlen, also schulterte er seine Reisetasche und erklärte Maite, dass er morgen zum Bezahlen käme. Kein Problem, meinte sie und zwinkerte ihm zu, als Carlos, dem dieses Gespräch offenbar nicht entgangen war, aus dem Büro kam.
    »I heard you check out?«, fragte er Kilian.
    Kilian nickte und Carlos wandte sich offenbar ein wenig irritiert an Maite. Aber die zuckte nur die Achseln.
    »Well, thank you for stay with us«, grunzte Carlos, »… and the bill?«
    Maite, die hinter ihrem Chef stand, schnitt eine Grimasse, und strafte ihren Chef mit einem tadelnden Blick. Kilian war einen Moment abgelenkt, aber dann erklärte er dem Direktor, dass er morgen zurückkommen werde, um die Rechnung zu begleichen, er müsse jetzt aber dringend weg. Carlos sah ihn an, als hätte er eben die Pointe eines miesen Witzes

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