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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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die Tür, aber er kam zu spät. Die Tür war bereits verschlossen. Sie waren eingesperrt, und die Bedeutung dessen schien Joana nur zögerlich bewusst zu werden. Sie begann erst zu schreien, als sie hörte, dass der Lieferwagen sich entfernte.
    Kilian versuchte, trotz seiner aufkeimenden Panik rational zu denken. Er suchte nach einem Lichtschalter und fand keinen. Daraufhin tastete er die Wände nach einem Fenster ab, fand aber auch keines. »Hast du dein Handy dabei?«, fragte er Joana.
    »Ist in meiner Handtasche und die ist in deinem Auto!«
    Genau wie meins, dachte Kilian. Wie man es auch betrachtete: Sie saßen ordentlich in der Scheiße! Und das nicht nur im übertragenen Sinn: Wie sie ihr Geruchssinn wissen ließ, hatte man sie in einen Viehstall gesperrt. Joana versagte die Stimme. Nur noch rotziges Schluchzen war aus der Ecke zu hören, in der sie kauerte.
    »Carmen … meinst du …?«, war alles, was Joana in den ersten zehn Minuten ihrer Gefangenschaft herausbrachte.
    »Es gibt hier keine Carmen!«, antwortete Kilian schroffer als beabsichtigt.
    »Aber diese Nachricht?«, fragte sie und klammerte sich verzweifelt an die Aussicht, dass ihre Schwester doch noch lebte.
    »Stammte nicht von ihr«, vollendete Kilian den Satz.
    »Aber von wem denn sonst?«
    Kilian antwortete nicht.
    »Von wem sonst, wenn nicht von ihr?«, schrie sie hysterisch.
    »Von ihrem Mörder, und ich fürchte, jetzt hat er es auf uns abgesehen.«

 36 
    E inen Milchkaffee!« Maite legte siebzig Cent vor Antonio auf die Theke, den Mitarbeiterpreis.
    »Für Joana auch?«, fragte Antonio und hüstelte.
    »Nein, nur einen. Joana hat Urlaub.«
    Antonio füllte die Espressomaschine. Urlaub ? »Und das hat der Chef bei diesem Trubel genehmigt?« Er mimte den Verblüfften.
    »Eigentlich nicht. Joana ließ ihm über Belen ausrichten, dass sie die nächsten drei Tage etwas Dringendes in Sevilla zu erledigen hätte. Carlos ist stocksauer und will, dass ich sie anrufe, um ihr das auszureden, aber ich kann Joana nicht erreichen.«
    Antonio wandte sich ab und schäumte die Milch auf. Was du nicht sagst, dachte er und verkniff sich ein höhnisches Grinsen. Er stellte die Tasse vor Maite auf den Tresen. »Sag ihr, ich find’s toll, dass sie nicht nach Carlos’ Pfeife tanzt – sag ihr das, wenn du das nächste Mal mit ihr sprichst!«. Was aber wohl nie mehr der Fall sein wird, dachte er bei sich.
    Antonio zapfte sich ein Bier und heftete den Blick auf Maite, die sich mit wiegenden Hüften entfernte, ohne auch nur einen Tropfen Kaffee zu verschütten. Er ließ das Bier durch seine Kehle rinnen und fühlte sich wie jemand, der Großes vollbracht hat. Seinem Einfallsreichtum war es zu verdanken, dass er nun nichts mehr zu befürchten hatte. Voller Stolz dachte er an die letzten beiden Tage zurück. In der Nacht, als er Joana verfolgt hatte, war ihm eine Idee gekommen, die einfacher nicht hätte sein können: Er musste Joana nur glauben lassen, dass ihre Schwester noch lebte, aber wie?
    Zuerst dachte er daran, Joana in Carmens Namen eine E-Mail zu schicken und als Absender eine erfundene Hotmail-Adresse zu benutzen. Aber von dieser Idee nahm er schnell wieder Abstand, weil er wusste, dass man IP-Adressen zurückverfolgen konnte. Also entschied er sich für eine Nachricht per SMS mit verdeckter Rufnummer. Dazu klaute er in einer Kneipe unten am Strand eigens ein Handy, damit die Nachricht nicht in seiner Telefonrechnung auftauchte, sollte man ihn wider Erwarten doch überprüfen.
    Sein erster Gedanke war, eine SMS zu senden, in der Carmen ihrer Schwester mitteilte, dass es ihr gut ginge, aber dass sie nun mit ihrem früherem Leben abgeschlossen hätte und Joana bat, nicht mehr nach ihr zu suchen. Ende der Durchsage!
    Aber als er länger darüber nachdachte, kam ihm diese Version nicht mehr allzu glaubwürdig vor, und glaubwürdig musste das Ganze schon sein! Also ging er einen Schritt weiter und plante ein fiktives Treffen zwischen den beiden Schwestern. Das machte auch mehr Spaß, denn dabei fühlte er sich wie ein Regisseur, der den Auftritt seiner Darsteller plante. Regisseur zu sein allein reichte aber nicht, schließlich brauchte er auch den Ideenreichtum eines Drehbuchautors – und er brauchte Hilfe!
    Sein Kumpel Fernando aus Jugendtagen in Sevilla fiel ihm ein. Als Halbwüchsige hatten sie zusammen Handtaschen geklaut, Autos geknackt, Kokain gedealt und zusammen sogar einmal ein Mädchen vergewaltigt. Sowas verbindet. Aber dann war eines Tages

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