Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)
zwei Tagen verlobt, außerdem arbeite ich als Installateur.«
»Das ist doch Schwachsinn, Fernando. Ich will Joana doch nicht entführen. Du sollst sie nur im Stall warten lassen, bis ich komme, das ist alles. Aber du musst absperren, verstehst du? Sonst haut sie vor Angst noch ab und verläuft sich im Wald und tut sich was. Wenn du weg bist, ruf mich einfach an, und ich bin in fünf Minuten da, um ihr alles zu erklären.«
»Aber wieso ziehst du die Sache nicht bei dir zu Hause ab?«, wollte Fernando wissen. Aber mit der Frage hatte Antonio gerechnet und sofort eine Antwort parat.
»Bist du bescheuert? Ich hab eine davongelaufene Minderjährige bei mir zu Hause hocken – denk an die Bullen! Joana wird heilfroh sein, wenn sie erfährt, dass es ihrer Schwester gut geht, glaub mir. Und ich würde mich auch selbst beim Turm mit ihr treffen, aber sie kennt mich ja, weil wir zusammen arbeiten. Sie würde mir an Ort und Stelle sicher eine Szene machen, weil ich mit ihrer Schwester bumse, deswegen die Finca, Fernando! Da kann ich ihr in aller Ruhe alles erklären! Also bist du nun mein Freund oder nicht?«
Fernando zögerte. »Und dafür zahlst du mir echt einen ganzen Hunderter?«
Nun , das klang schon besser.
Der Deal war also perfekt und sein Plan nahm endlich Form an. Nun musste er Joana nur noch die SMS senden. Kurze Zeit später war auch dieser Köder ausgelegt und Joana hatte ihn geschluckt. Dann aber erhielt er einen Anruf von Fernando, der seinen Plan auf eine harte Probe stellte. »Ist deine zukünftige Schwägerin eine rassige Braut mit rabenschwarzen Locken?«, fragte Fernando. Es war kurz nach zehn Uhr. Fernando hatte sich offenbar etwas verspätet, war aber wohl beim Torre und hockte offenbar noch in seinem Wagen, wie Antonio dem laufenden Motorgeräusch entnehmen konnte.
»Ja, wieso?«
»Ich hoffe, deine Kleine sieht ihr ähnlich, aber wir haben ein Problem: Sie hat einen Bodyguard dabei, da steht so’n blonder Typ bei ihr.«
Kilian!
Verdammt, was nun? Joana alleine einzusacken ging nicht, sonst würde Kilian Verdacht schöpfen und ihnen bis zur Finca folgen. Aber nur wegen des verfluchten Deutschen Schäferhunds wollte er sein Vorhaben nicht abblasen.
»Nimm beide mit«, entschied er kurzerhand.
» Beide? Aber nur für zweihundert!«
»Hör zu Fernando, wenn du deinen Job gut machst, lege ich sogar noch fünfzig auf die zweihundert drauf, einverstanden?« Fernando zögerte keine Sekunde.
»Geht klar, Toño.«
Und Fernando erledigte seinen Job ausgezeichnet. Kurz nach elf erhielt Antonio den Anruf: Alles sei klargegangen, die beiden würden nun auf ihn warten. Angeblich hatten sie sich ohne Probleme mit dieser »Überraschungsgeschichte« überrumpeln lassen.
»Danke, Fernando«, sagte er. »Dann mach jetzt die Biege. Dein Geld hast du morgen früh und, Fernando, sprich mit niemandem über die Sache und vergiss den kleinen Gefallen, den du mir eben getan hast, verstanden?!«
Ja, dachte Antonio. Er konnte wirklich stolz sein auf seinen Einfallsreichtum. Das hübsche Pärchen würde im Stall vergammeln und ihn konnte keiner dafür belangen, denn er war es ja nicht gewesen, der die beiden dort eingesperrt hatte. Sein Alibi war perfekt: Als die beiden gestern Abend nach Sevilla gefahren waren, hatte er ja gearbeitet. Und das konnte die halbe Mannschaft der Guardia Civil bestätigen, die sich mit schöner Regelmäßigkeit seines Kaffeevorrats bediente. Joana und Kilian in der Finca würden zwar keines allzu schönen Todes sterben, aber sie hätten ihre Nasen eben nicht in seine Angelegenheiten stecken dürfen. Außerdem: In Afrika verhungerten täglich Menschen, wieso sollte so etwas nicht auch hier in Andalusien mal möglich sein? Er schob sich noch einen Happen Schinken zwischen die Zähne und grinste.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Joana und hoffte wohl auf eine Eingebung Kilians, die sie aus diesem Gefängnis befreien mochte.
»Versuch erst mal ein wenig zu schlafen.«
»Hm, lass mich mal unsere Lage zusammenfassen«, begann Joana mit gefährlichem Unterton. »Wie es aussieht, wurden wir eben von einem Mörder verschleppt, der uns ohne Brot und Wasser in einen Hühnerstall mitten im Wald eingesperrt hat, wo niemand unsere Schreie hört. Außerdem muss ich mich wohl darauf einstellen, dass meine Schwester doch tot ist, obwohl ich mich vor einer halben Stunde noch auf ein Wiedersehen gefreut habe, und alles, was dir dazu einfällt ist, dass ich auf diesem vollgekackten Steinboden ein
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