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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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dem er sein Anliegen auf verständliche Art und Weise vortragen konnte. Joana musterte ihn kurz. Wie bei seinem Bruder reichte ihm das wuschelige, sandfarbene Haar bis zu den Schultern. Offenbar war er der ältere der beiden Brüder; Joana schätzte ihn auf Mitte dreißig, die auffallendste Ähnlichkeit zwischen den beiden aber waren die saphirblauen Augen und die markanten Wangenknochen. Im Gegensatz zu Xaver Huber trug der Mann vor ihr aber einen Dreitagebart, ohne deshalb jedoch verwegen zu wirken. Als sie ihm schließlich entgegentrat, überragte er sie um Haupteslänge.
    »Do you speak English?«, fragte er.
    »Yes … und auch Deutsch.«
    »Mein Bruder Xaver ist gestern hier gestorben.«
    Sie zwang sich, ihm offen ins Gesicht zu sehen. Seine Augen waren gerötet. Sie spürte einen Kloß im Hals und schluckte. »Ja«, sagte sie und räusperte sich, »es tut mir schrecklich leid. Mein Beileid.«
    Er nickte.
    »Danke … ich …« Er brach ab.
    Joana war das Zittern in seiner Stimme nicht entgangen, jetzt beugte er sich zu seiner Tasche nieder und kramte darin herum, ohne allerdings wirklich etwas Bedeutsames zu Tage zu fördern. Womöglich schämte er sich nur seiner Tränen. Endlich richtete er sich wieder auf und holte tief Luft. Er schien gefasst.
    »Haben Sie Xaver kennengelernt?«, wollte er wissen.
    »Ja, ich hatte Dienst, als er hier ankam. Ich habe nicht damit gerechnet, dass … ich meine, dass jemand von der Familie kommen würde.«
    »Ich habe es gestern Abend erfahren und gleich heute Morgen einen Flug nach Málaga bekommen.«
    Joana nickte. »Waren Sie schon beim Konsulat?«
    »Ja. Aber dort konnten sie mir nicht viel sagen. Jemand organisierte einen Polizeiwagen, der mich nach Granada brachte, wo ich«, er schluckte, »meinen Bruder identifizieren musste. Zurück im Konsulat sagte man mir, dass Xaver obduziert werden müsse, man weiß ja nicht, woran er gestorben ist.«
    Joana nickte anteilnehmend.
    »Dann habe ich erfahren, in welchem Hotel es geschehen ist.« Er zuckte mit den Schultern und seufzte. »Und jetzt bin ich hier. Wissen Sie denn etwas Genaueres?«
    Joana schüttelte den Kopf. »Hören Sie, das mit Ihrem Bruder tut mir schrecklich leid, aber Sie müssen schon mit jemand anderem reden als mit mir, ich habe gerade einmal drei Minuten mit Ihrem Bruder gesprochen und …«
    »Ich verstehe«, unterbrach er sie. »Entschuldigen Sie bitte … Ich dachte nur … es ist die Ungewissheit, die mich verrückt macht, wissen Sie.«
    Die Ungewissheit.
    Der Mann tat ihr leid. Seinem toten Bruder in ein Land nachzureisen, noch dazu in eines, dessen Sprache er nicht beherrschte und in dem er von niemandem eine Antwort auf die Frage erhalten mochte, was mit seinem Bruder geschehen war, musste fürchterlich sein. Die Ungewissheit. Seit ihre Schwester verschwand, wusste niemand besser über die Bedeutung dieses Wortes Bescheid als sie. Der Mann nahm seine Reisetasche, verabschiedete sich und wandte sich dem Ausgang zu.
    »Warten Sie, was wollen Sie denn jetzt machen?«, hörte sie sich rufen.
    »Ich weiß nicht. Zur Polizei gehen, nehme ich an.«
    »Sprechen Sie denn Spanisch?«
    »Nur Englisch.«
    »Dann werden Sie hier bei der Polizei nicht viel erreichen. Außerdem heißt die zuständige Polizeibehörde hier Guardia Civil.«
    Er senkte den Blick und schien einen Moment lang nachzudenken. »Gibt es in Almuñécar vielleicht einen deutschen Anwalt oder sonst jemanden, der für mich übersetzen könnte?«
    Joana schüttelte zögerlich den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich kenne niemanden.« Es quälte sie, dass sie ihm keine bessere Auskunft geben konnte. Natürlich wollte sie ihm helfen – in gewisser Weise fühlte sie sich sogar verantwortlich, schließlich war sein Bruder hier im »Palace« gestorben. »Warum bleiben Sie nicht erst einmal hier im Hotel, heute können sie ohnehin nichts mehr erreichen«, wandte sie ein. »Morgen könnte ich Sie zur Guardia Civil begleiten und für Sie übersetzen.«
    Er zögerte und nickte schließlich. »Ich denke, Sie haben Recht. Vielen Dank für das Angebot.«
    Joana zog ein Anmeldeformular aus dem Hängeordner.
    »Wie heißen Sie?«
    »Kilian«, sagte er und reichte ihr die Hand über die Theke, »Kilian Huber.«

 9 
    W ie geht es Ihnen heute?«
»Danke. Schon besser.«
    »Wollen Sie erst noch einen Kaffee?«, fragte sie ihn. Kilian nickte und folgte ihr in die Cafeteria. Joana bestellte bei Antonio einen café cortado ohne Zucker und für Kilian einen café con

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