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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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hineingeworfen wurde.
    Als Riley das nächste Mal herkam, nach dem Prozess, dachte er an den Major, der nie den Glauben an den Jungen im Wohnheim verloren hatte, der einen anderen Menschen gesehen hatte -jemanden, den Riley nicht sah. Als Riley aus dem Besprechungszimmer im Gericht ging, hatte er in der Miene des alten Soldaten so etwas wie Schmerz bemerkt. Der Major fragte sich, wie aus dem Jungen ein solches Ungeheuer hatte werden können. Es war eine gute Frage, aber wer hätte gedacht, dass die Würfel schon gefallen waren, als Riley als Junge den heller werdenden Himmel nicht hatte begreifen können.
    Am glorreichen Tag seines Freispruchs hatten sich Mücken um Rileys Kopf gesammelt, und er hatte als Mann an derselben Stelle im Gras geweint, wo er schon als Junge geweint hatte.
     
    Mit zunehmender Dämmerung sank die Temperatur und Riley fröstelte. Vor ihm lagen die Four Lodges, und auf dem abschüssigen Pfad dahinter kam ein großer Kerl näher – ein junger Bursche, der hinter Walter her war.

16
    NANCY STAND IM Hof neben dem Ziegelsteinstapel, den sie für ihren Kräutergarten gesammelt hatte.
    »Du hättest es weit bringen können.«
    Das hatte Mr. Lawton gesagt, weil Nancy Zusammenhänge sah. Es war beleidigend, hatte sie gedacht, weil er damit unterstellte, dass sie ihr Leben vergeudet hatte, indem sie nur für ihn gearbeitet und Graham Riley geheiratet hatte.
    »Wir haben uns zusammengesetzt.«
    Babycham hatte hitzig geredet, sie beschützen wollen und war ihre Freundin – sogar ihre älteste Freundin. Die Mitarbeiter der Kirchengemeinde hatten sich zusammengesetzt und alle hatten ihr helfen wollen. »Mach dich aus dem Staub, Mädchen«, hatte sie gesagt.
    »Ich hatte mal einen Sohn.«
    Mr. Johnson hatte gedampft wie ein Teebeutel in der Spüle, und Nancy hatte mit der Hand auf dem Mund zugehört. Sie hatte unbedingt erfahren wollen, was passiert war, aber ihr Freund mit der Schweißerbrille hatte es nie in Worte fassen können.
    »Unser Sohn wurde von einem bösen Mann umgebracht.«
    Das hatte Emily Bradshaw zu Nancy gesagt, weil sie nicht wusste, wer sie war; genau wie Nancy mit George Bradshaw geredet hatte, weil sie nicht wusste, wer er war. Sie hatte auf keinen von ihnen gehört. Sie war weggerannt, verfolgt vom Klopfen am Fenster.
    Vielleicht wird Ihre Konstanz ihn retten. Aber was ist mit Ihnen?
    Der nette Mann hatte nicht aufgegeben. Er war rund ums Haus gegangen, weil er wusste, dass sie da war. Er war mit einem Kuchen gekommen und hatte seine Telefonnummer dagelassen.
    Sie alle waren gekommen – sogar Mr. Wyecliffe mit seiner Bemerkung über Münzen und ihre Kehrseite –, aber Nancy hatte keine Zusammenhänge gesehen. Nein, es war noch schlimmer, viel schlimmer. Sie hatte sie gesehen. Aber sie hatte im Namen des Vertrauens die Augen davor verschlossen.
     
    »Mein Leben ist auf einem Haufen Lügen aufgebaut«, sagte Nancy sich. Dabei empfand sie rein gar nichts, obwohl sie weinte. Ihre Seele war wie ein abgestorbener Arm, der schwer und schlaff neben einem lag, wenn man nachts aufwachte. Man konnte nur warten, bis das Prickeln einsetzte und ihn wieder zu Leben erweckte.
    Nancy kniete sich auf den Boden und fing an, die Backsteine zu zählen, um zu sehen, wie viele noch fehlten.

17
    AM FUSS DES Hanges blieb Nick stehen. Es war fast dunkel und extrem kalt. In der Ferne sah er die Themse als schwarze Ader. Darüber und dahinter glimmten die Lichter von Südlondon. Westlich davon ragten die Motorenwerke riesig und still auf. Unmittelbar vor ihm lagen die Four Lodges wie Öllachen. Auf der anderen Seite hob Riley sich gegen den Nachthimmel ab. Er saß völlig reglos da; sein Atem bildete ausgefranste Nebelschwaden.
    Als Nick am Rand des Wassers vorbeiging, packte ihn ein urtümlicher Drang wegzulaufen. Er unterdrückte ihn, weil die Gestalt, die da drüben hockte, seinem Vater Angst eingejagt hatte und seine Mutter von ihr besessen war. Am Ende eines Teiches blieb er stehen, ein gutes Stück von Riley entfernt, aber nah genug, ihn zu hören.
    Aus einer kleinen Nebelwolke war eine leise Stimme zu hören: »Hat Ihre Mutter Ihnen nichts von mir erzählt?«
    »Nein.«
    Riley hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt. Sein Gesicht und sein Körper verschwanden völlig in der Dunkelheit. »Wer hat Ihnen das Foto gegeben?«
    Nick legte den Kopf schief, um in die dunklen Umrisse vor ihm zu sehen, zwischen die sich bewegenden Arme. Die Fragen wirkten überlegt wie ein Test.
    »Ich weiß nicht, wovon

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