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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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vertraut hat.«
    »Warum hat sie diese Person, wer immer es auch sein mag, dann überhaupt darum gebeten?«
    »Vielleicht war er oder sie – genau wie Sie und ich – an dem Prozess damals beteiligt.«
    Anselm nahm seine Brille ab und kehrte wieder in ein leicht, aber angenehm verschwommenes Universum zurück.
    »Aber wieso hat sie dieses Päckchen überhaupt schicken lassen? Wieso hat sie es nicht George Bradshaw gegeben?«
    Inspector Cartwright antwortete sofort: »Vielleicht hat sie geahnt, dass ein Mann mit halbem Gedächtnis verloren gehen könnte, bevor er gefunden wird.«
    Das klang recht biblisch – ein Gedanke, bei dem Anselm sich hätte aufhalten können, aber er war Elizabeth plötzlich dicht auf den Fersen und machte einen gedanklichen Sprung nach vorn. »Das heißt, dass die Zahlen, die Sie bekommen haben, für sich sprechen.«
    »Stimmt, aber das tun sie nicht – jedenfalls für mich nicht. Das Zeug vom Handelsregister habe ich schon gesehen, deshalb nehme ich an, dass der Trick in den Rechnungsbelegen steckt.«
    Anselm blätterte die Seiten mit einer Miene tiefster Konzentration durch. Ohne seine Brille konnte er die Zahlen jedoch nicht richtig erkennen. Er schnitt eine vielsagende Grimasse.
    »Würden Sie sich die Unterlagen mal genauer ansehen«, bat Inspector Cartwright mit einem Blick auf die Uhr. »Vielleicht haben Sie ja eine Ihrer Visionen.«
    Nachdem sie fort war, fragte Anselm sich, wieso er Inspector Cartwrigt nichts von dem Brief erzählt hatte, den er bekommen hatte. Nichts deutete darauf hin, dass der Besuch bei Mrs. Dixon vertraulich bleiben sollte. Aber ihm war klar, dass er nichts davon sagen sollte. Wieso? Er schlug einen schönen Weg zwischen georgianischen Gebäuden ein, wo er als Student von großen Taten geträumt hatte, und kam zu dem merkwürdigen Schluss, dass er sich allmählich in Elizabeth hineinversetzte und intuitiv spürte, was sie gewollt hatte, auch wenn er die Gründe nicht begriff.
     
    Auf der High Holborn stieß Anselm mit einer Nonne zusammen, die nicht darauf achtete, wo sie ging. Dabei kam ihm eine vernünftige Idee, die ihn umkehren und zum Gray’s Inn zurückgehen ließ. Da er nicht recht wusste, an wen er sich mit seiner Frage wenden sollte, ging er in die Bibliothek am South Square. Eine kleine Frau am Hauptschalter war es, wie sich herausstellte, gewohnt, Ratlosen weiterzuhelfen.
    »Die Kammer hat umfangreiche Archive«, erklärte sie, »und es ist noch nicht alles auf Computer erfasst. Wir arbeiten uns rückwärts vor.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Anselm. »Man sollte nie am Anfang anfangen.«
    Es war nett gemeint, klang aber grauenhaft. Da er in kleinen Dingen weise war, sagte er nichts mehr. Und da sie scharfsinnig war, lächelte sie.
    »Die Sache ist, dass Material über Mrs. Glendinning überall sein kann«, erklärte sie. »Wenn Sie mir eine Telefonnummer da lassen, grabe ich heute Nachmittag mal danach. Bis dahin, schlage ich vor, blättern Sie ein paar ältere Ausgaben von Graya durch.«
    Diese Publikation berichtete über diverse Ereignisse im Leben der Kammermitglieder. Es bot sich an, dort zu suchen. Anselm schrieb seine Faxnummer in Hoxton auf und setzte sich dann an einen Tisch gleich neben den entsprechenden Zeitschriftenbänden. Über eine Stunde ging er sämtlichen Hinweisen auf Elizabeth nach. Er fand eine kleine Notiz über ihre Ernennung zur Kronanwältin und einen längeren biographischen Artikel nach ihrer Ernennung zur stellvertretenden Richterin am Obersten Gerichtshof. Sämtliche Hintergrundinformationen deckten sich mit den Angaben von Schwester Dorothy: Geburt in Manchester, Schule in Carlisle, Studium in Durham.
    Anselm war jedoch enttäuscht, denn er vertraute auf seine ungestümen Intuitionen. Irgendetwas stimmte nicht. Von einer Telefonzelle vor der Bibliothek rief er bei der Verwaltung von Elizabeth’ Universität an. Er gab die Einzelheiten an, die er in Graya gelesen hatte. Noch während er sprach, hörte er leises Tippen, gefolgt von einem Klappern der Zeilensprungtaste, und dann eine Pause.
    »Tut mir leid«, sagte der Mann gleichmütig, »im angegebenen Zeitraum hat niemand namens Elizabeth Glendinning die Universität besucht.« Das Tippen fing wieder an. »Wir hatten nie eine Studentin dieses Namens.«
    Anselm überquerte den Gray’s Inn Square, als ob Pater Andrew neben ihm ginge. Suche das Kind, das heranwuchs, um eine Robe zu tragen, die zu schwer für seine Schultern war.
    Keiner von ihnen hatte an

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