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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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wohl kaum weiter als Mr. Lawtons Buchhalterin arbeiten. Sie kündigte. Mr. Wyecliffe fand es »vernünftig, aber außerhalb des Schadensersatzrahmens«.
    Von dem ganzen Geld kaufte ihr Mann einen Schuppen auf einem Schuttplatz gegenüber von einer schäbigen Fischbude.
    »Was willst du damit?«, fragte Nancy.
    »Wir machen ein Geschäft auf«, sagte Riley, als würden sie auswandern. Er war gereizt. Es war, als würde er alle Brücken hinter sich abbrechen … außer der zu Nancy. Er fragte nicht mal, was sie wollte. Sie war ein Teil von ihm wie seine Hände und Füße. Sie waren Mann und Frau.
    Was Riley betraf, so kaufte er sich einen großen Transporter ohne Fenster. Er kleidete ihn innen mit Sperrholz aus – Boden, Decke und Seiten – und brachte Regale und Spanngurte an. Er setzte eine Annonce in die Lokalzeitungen und bot an, Häuser zu entrümpeln. Und es lief gut. Zwei Jahre später musste er sogar Garagen als Lager anmieten. Wer mit einem Schein der Heilsarmee kam, durfte mitnehmen, was er wollte. Er war ein guter Mann, ihr Riley, auf seine Weise.
    So sah es aus, nachdem ihr Mann vom Old Bailey zurückgekommen war. Tagein, tagaus saß Nancy an einem Gasofen und arbeitete sich durch ein dickes Rätselheft. Das fröhliche Geplänkel mit Babycham bei Lawtons lag eine Ewigkeit zurück. Sie fing an, von einem Haus am Meer in Brighton zu träumen, davon, an den Ort ihrer Kindheitsferien am Pier zurückzukehren, zu den Zauberern und der mitreißenden Musik. Aber ihr Mann wollte nichts davon hören. Sie hatten ein neues Leben: Riley auf der Straße, Nancy im Laden. Er musste ständig auf Achse sein, sie immer stillhalten. Wenn das heißt, einen Prozess zu gewinnen, möchte ich mir nicht vorstellen, wie es ist zu verlieren, dachte sie oft.
     
    Ein paar Monate später kaufte Nancy sich mit schlechtem Gewissen, aber fest entschlossen Stallone, ihren ersten Hamster: mit schlechtem Gewissen, weil sie sich einen Herzenswunsch erfüllte; fest entschlossen, weil Riley die Wunde nicht heilen konnte. Schließlich hatte er sie ihr geschlagen. Als sie mit ihrem neuen Freund, einem Käfig und einer Tüte getrockneter Körner an der Theke stand, fühlte sie sich nicht einmal gedemütigt. Im Gegenteil, sie zitterte fast vor Erregung, weil etwas so Kleines, so Unbeachtetes ihre schlichte Zuneigung bekommen sollte. Das Komplizierte war ihrem Mann vorbehalten.
    Das Problem war nur, dass Riley nicht dumm war. Er spürte, dass er Nancys Wärme teilen musste. Und er war eifersüchtig … eifersüchtig auf einen Hamster. Nancy hätte es genossen, im Mittelpunkt von Rivalitäten zu stehen, hätte sie nicht tief im Inneren gewusst, dass die Situation einfach erbärmlich war. Auch in der Praxis war es bedrückend, weil Hamster leider nicht lange leben. (Stallone hielt sich drei Jahre, aber Mad Max und Bruce gaben schon nach zweieinhalb Jahren den Löffel ab.) Und man durfte nicht zeigen, dass man um sie trauerte, wenn man nicht als Narr dastehen wollte. Also tat sie, als ob sie nichts empfände, kümmerte sich um die Beerdigung und holte sich in der Tierhandlung einen neuen. Es war ungehörig. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig.
    Riley sah die Hamster kommen und gehen, ohne etwas dazu zu sagen – bis auf ein einziges Mal.
    Als Nancy Bruce tot daliegen fand, sagte sie wehmütig: »Ach. Wo bist du hin?«
    »Nirgendwohin«, sagte Riley von seinem Schaukelstuhl im Nebenzimmer.
    »Wie meinst du das?«, fragte Nancy scharf. Sie mochte solches Gerede nicht.
    »Wir kommen von nirgendwo, aus dem Nichts, und enden im Nirgendwo, wieder im Nichts«, antwortete er wie ein alter Mann, der Holz schnitzte, »und dazwischen leben wir.«
    Nancy schaute auf Bruce und wünschte sich, dass er in einer anderen Welt weiterlebte … zusammen mit Onkel Bertie, ihrer Mum und ihrem Dad, mit allen, die sie liebte … auch wenn sie alle nicht miteinander geredet hatten.
    »Was soll’s«, sagte Riley leise.
    Er war irgendwie aufgeregt, und Nancy fragte sich, was er machen konnte – was überhaupt jemand machen könnte –, wenn er denn tatsächlich gar keinen Glauben hatte, der dem Leben Sinn gab. Aber so war Riley. Er meinte es eigentlich gar nicht so. Er sagte das eine und meinte das andere. Er liebte Nancy – auch wenn er es nie sagte und nicht zeigen konnte.
    Riley zog ab zur Arbeit, und Nancy ging und kaufte Arnold. Sie dachte an ihren Mann und sagte (nicht zum ersten Mal): »Wie ist er nur so geworden?« Aber die Frage war bloß so dahingesagt, ohne

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