Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten
Heirat ihren Mädchennamen bei, unter dem sie ihre Karriere begonnen und sich einen Namen gemacht hatten. Elizabeth hatte ihren Mädchennamen jedoch abgelegt und ganz von vorn angefangen. Anselm setzte sich ganz aufgeregt hin, weil noch eine Person den gleichen Fehler gemacht hatte wie er, nur hatte sie nicht die Entschuldigung, es nicht besser zu wissen. Da seine Gedanken sich verhedderten, griff er zum Telefon und rief den Prior an.
»Schwester Dorothy spulte die Geschichte ab von Mr. Glendinning, dem frustrierten Erfinder, und seiner Frau Mrs. Glendinning, die sich nie beklagte.« Anselm stockte. »Aber sie hat die Namen verwechselt. Es hätten Mr. und Mrs. Steadman sein müssen.«
»Lehrer verfolgen, was aus ihren Schülern wird«, antwortete Pater Andrew überzeugt. »Vielleicht hat sie von Elizabeth’ Hochzeit erfahren und versehentlich die Namen verwechselt.«
Ein Mönch kann seinem Prior durchaus widersprechen. Aber es ist doch immer etwas ganz Besonderes. »Das war auch mein erster Gedanke«, sagte Anselm herzlich. »Aber sie hatte vierzig Jahre nichts mehr von Elizabeth gehört und gesehen. Eigentlich konnte sie nicht einmal den Namen Glendinning kennen.«
Es war nicht gerade Kaviar, aber die Pause war köstlich. Anselm sagte: »Aber warum sollte Schwester Dorothy lügen?«
»Vielleicht hatte sie, genau wie du, ihr Wort gegeben«, sagte Pater Andrew. »Und vielleicht war es das erste der zahlreichen Versprechen, die erbeten und gegeben wurden.«
17
RILEY FUHR MIT dem Bus nach Hause, weil die Faschisten, die seinem Auto die Parkkralle verpasst hatten, nicht ans Telefon gingen. Er kam von hinten ans Haus und blieb an Nancys Backsteinen stehen: Sie sammelte sie schon, seitdem sie verheiratet waren. Sie stöberte im Gras am Limehouse Cut und brachte einen nach dem anderen nach Hause. Er war erschöpft von der Besprechung mit Wyecliffe, fertig von den Schikanen der Stadtverwaltung und durchgefroren bis auf die Knochen und spürte eine plötzliche Anwandlung von Schwäche: Zuneigung brannte in ihm wie ein Schluck von Berties Gift.
Das Verhältnis zwischen Riley und Nancy hatte etwas von Ironie des Schicksals: Vor dem Prozess hatte er Nancy weggestoßen, aber sie war immer wiedergekommen; nach dem Prozess hätte er sie gern bei sich gehabt, aber sie hielt sich fern. Als Riley ihr nun erzählte, was mit seinem Transporter passiert war, hatte sie viel Verständnis; sie sagte die richtigen Dinge, war aber weit weg. Sie fragte nicht einmal, was er auf der Cheapside gemacht hatte. Später saß Riley in seinem Schaukelstuhl und hörte sich ein Geplauder völlig anderer Art an. Während Nancy das Geschirr abräumte, fragte sie Arnold, wie es ihm ging, ob er sein Laufrad nicht leid sei und ob es ihm in seinem Käfig nicht zu einsam sei. Rileys Stuhl quietschte, als er immer schneller schaukelte und sein Neid wuchs.
Nachdem Nancy zu Bett gegangen war, blieb Riley noch auf und schaute zu, wie das Feuer im Kamin niederbrannte. In der Stille der Nacht holte er das Foto von Walter aus seiner Tasche. Ohne es anzuschauen, warf er es in die schwindende Glut. Er hörte, wie es in Flammen aufging. Als er auf den Kaminrost schaute, war nur noch ein Aschekringel übrig.
Wer hat es geschickt? Bis zu diesem Abend hatte Riley nur an Lebende gedacht, aber der Anwalt hatte ihn auf die Toten gebracht. Wen hatte er gemeint? Oder war es bloß ein Seitenhieb, mit dem er ihm sagen wollte, dass er ihm bei der Sache mit John Bradshaw nie geglaubt hatte?
Plötzlich begann Arnold, in seinem Rad zu laufen.
Jahre nach dem Prozess entrümpelte Riley gerade ein Haus, als sein Handy die nervige Melodie leierte, die er nicht ändern konnte, weil er nicht wusste, wie es ging. Er drückte auf einen Knopf, damit es aufhörte.
»Helfen Sie mir, den Pieman zu finden?«
Riley war verdutzt. »Wer ist da?«
»Jemand, der weiß, dass Sie nicht allein schuld sind.«
Riley konnte nicht antworten.
»Wenn Sie es mir sagen, kann ich die Polizei informieren«, sagte die junge Stimme. »Ich bin dann nur die Schaltstelle. Und wenn sie ihre eigenen Beweise gefunden haben, können sie zugreifen, ohne einen von uns zu behelligen. Sie haben nichts zu befürchten.«
In der Ecke hüpfte ein Wellensittich von Stange zu Stange und bimmelte mit einem Glöckchen. Er gehörte zum Inventar. »Wer ist da?«, fragte Riley noch einmal.
»Ich bin der Sohn von George Bradshaw.«
Riley schaute zu, wie der Vogel Körner pickte und dabei mit seinem grüngelben
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