Patient Null
drinnen versagt, Church. Die Methode Leise-rein-und-wieder-raus hat nicht so richtig funktioniert. Stattdessen hatten wir es mit einem Rieseneinsatz aller verfügbaren Truppen zu tun, außerdem mussten Menschen sterben. Sie heuerten mich an, um das Echo-Team zu führen, und ich habe meine Leute in eine Falle geführt.«
Er blickte mich durch seine getönten Brillengläser an. »Was wollen Sie von mir hören? Dass ich enttäuscht bin? Dass es eine schlecht vorbereitete Mission war? Dass ich Ihre Kündigung morgen früh auf meinem Schreibtisch erwarte?«
Ich schwieg.
»Tut mir leid«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. »Aber Sie sind und bleiben der Leiter des Echo-Teams. Versuchen Sie nicht, sich herauszureden. Sie haben trotz allem hervorragende Arbeit geleistet – gerade auch was die Wiedergänger angeht. Wenn es den Bravo- und Charlie-Teams ähnlich ergangen wäre … Nun, das lässt sich nicht mehr
ändern. Das Alpha-Team musste die Hälfte der Mannschaft einbüßen. Das Echo-Team ist weiterhin vollständig. Muss ich noch weiterreden?«
»Das muss noch nicht heißen, dass ich der Richtige für den Job bin …«
Er seufzte genervt. »Falls Sie Absolution wollen, sollten Sie die nächste Kirche aufsuchen. Wenn Sie sich die Sache von der Seele reden wollen, gehen Sie zu Ihrem Freund Dr. Sanchez. Wenn Sie es aber ernst meinen und wirklich etwas ändern wollen, dann helfen Sie mir, diese Sache ein für alle Mal zu bereinigen. Vergangene Nacht meinten Sie außerdem, dass wir warten sollten, bis Ihr Team ausgeruht sei. Nun – das ist nicht passiert. Wenn Ihnen also daran liegt, jemandem die Schuld zuzuweisen, dann können wir sie uns getrost teilen.«
»Wie sieht es mit Verstärkung aus? Ich dachte, Sie hätten weitere Kandidaten, um das Echo-Team zumindest zu verstärken«, verlangte ich.
»Einige sind schon vor Ort und werden in diesem Moment eingeführt. Sie schauen sich die Aufzeichnungen und Ähnliches an. Sobald Sie ausgeschlafen sind, können Sie mit deren Training beginnen.«
»Ich würde vorschlagen, dass wir Top Sims sofort zu ihnen schicken. Er kann mit den Neuen schon einmal anfangen. Ihn und Bunny.«
»Und was ist mit Brown und Tyler?«
»Die möchte ich mir erst noch einmal unter vier Augen vorknöpfen.«
Wieder klingelte Churchs Handy. Er blickte auf das Display. Sein Mund zuckte ungeduldig. Er klappte das Telefon auf und meldete sich. »Ja, Mr. President?« Ich zog die Augenbrauen hoch, aber Church verzog keine Miene. Er hörte einen Augenblick zu und sagte dann: »Mr. President, ich habe weder die notwendigen Fakten noch die Zeit, um Ihnen sofort Bericht erstatten zu können. Was ich Ihnen
allerdings sagen kann, ist, dass sich die Krebsfabrik als eine gut vorbereitete Falle herausstellte.« Er hörte wieder zu. »Ja, Sir. Wir erlitten schwere Verluste.« Dann gab er in groben Zügen die Geschehnisse der letzten Stunden wieder. Der Präsident unterbrach ihn mindestens sechsmal. »Wir haben einen Gefangenen, Mr. President … Ja, Sie haben richtig gehört, Sir. Einen einzigen Gefangenen, mehr nicht. Ich befinde mich gerade auf dem Weg zu ihm. Sie werden sicherlich verstehen, dass die Zeit drängt, Mr. President.« Am anderen Ende der Leitung wurde weiter auf ihn eingeredet, und ich sah deutlich, wie ihm allmählich die Geduld ausging.
Nach einer Weile tat er etwas Ungeheuerliches. Church war vermutlich der Einzige, der es wagte, so etwas zu tun. »Mit dem größten Respekt, Sir, aber Sie verschwenden meine Zeit. Das Verhör des Gefangenen hat im Augenblick höchste Priorität, und die Uhr tickt. Und wenn Sie weiterhin Details hören wollen, dann verlieren wir unsere augenblicklich beste Chance, an mehr Informationen zu gelangen. Sir, ich schlage deshalb vor, dass wir uns an unsere Vereinbarung halten. Sie werden einen inoffiziellen Bericht erhalten, sobald er uns vorliegt. Ein offizieller wird folgen. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Sir.«
Dann legte er auf, klappte sein Handy zu und steckte es wieder in seine Tasche. Er bemerkte, wie ich ihn fassungslos anstarrte und fragte: »Was?«
»Church, Sie haben gerade den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika abgewürgt.«
Er starrte mich an, ohne mit der Wimper zu zucken.
»So etwas macht man nicht. Niemand darf so etwas tun. Wie zum Teufel haben Sie …«
Er winkte ungeduldig ab. »Das basiert auf einem gegenseitigen Einvernehmen. Das DMS wurde auf dieser Basis ins Leben gerufen und agiert auch auf dieser
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