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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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einen oder höchstens zwei der Gegner zu erwischen, aber der dritte hätte ihn bestimmt umgenietet. Zwischen Ledger und den drei Kerlen gab es keine Möglichkeit, in Deckung zu gehen. Trotzdem schlich er so leise es ging an der Wand entlang.
    Als er nur noch drei Meter von ihnen entfernt war, eröffnete er das Feuer. Die erste Kugel traf einen der mutmaßlichen Terroristen in den Nacken. Der Aufprall schleuderte den Kerl gegen die Kisten. Als sich die anderen beiden zu ihm umdrehten, kam er direkt auf sie zu und feuerte einen zweiten Schuss ab. Der Getroffene stolperte und fiel nach hinten. Erst jetzt bemerkte Ledger, dass es seine letzte Kugel gewesen war. Ihm blieb allerdings keine Zeit, das Magazin zu wechseln, denn der Dritte stürzte sich auf ihn und richtete die Mündung seines Gewehrs auf ihn. Ledger schlug es mit der Pistole beiseite. Dann wurde das Bild unscharf.
    Resultat: Alle drei Gegner waren außer Gefecht gesetzt.
    Grace runzelte die Stirn, zog es aber vor, nichts zu sagen, als Church die Szene noch einmal in Zeitlupe abspielte. Sie lehnte sich vor, als Ledger bewusst wurde, dass das Magazin leer war. Die Zeitlupe zeigte deutlich die Eleganz, mit der die letzte Patronenhülse in perfektem Bogen ausgeworfen wurde. Ledger hielt die Pistole so, dass er seine Situation sofort erkannt haben musste. Eine Reaktion wie Schock oder Ähnliches war nicht zu erkennen. Wie selbstverständlich benutzte er die leergeschossene Pistole, um den Lauf des angreifenden Gewehrs wegzuschlagen. Gleichzeitig nutzte er die Kante der linken Hand, um die Luftröhre des Gegners mit voller Wucht zu treffen. Im selben Augenblick setzte Ledger mit dem linken Fuß zu einem
Sprung an und trat mit der Spitze seines Stiefels genau unter die Kniescheibe seines Gegenübers. Mitten im Sprung und nur einen Sekundenbruchteil später traf der Lauf seiner Waffe mit voller Wucht das linke Auge des Verdächtigen.
    Der Angreifer stürzte nach hinten, als ob er von einer großkalibrigen Kugel getroffen worden wäre. Bevor Ledger seinen Schritt vollendet hatte, war es ihm gelungen, seine Waffe in einer fließenden Bewegung zu laden. Dann schaltete sich das Video aus.
    »Wow!« Grace war so beeindruckt, dass sie den Ausruf der Bewunderung nicht unterdrücken konnte.
    »Von dem Moment, als er bemerkte, dass seine Waffe leer ist, bis zu dem Moment, in dem er seinen Gegner getötet hatte, sind genau 0,031 Sekunden vergangen«, meinte Church. »Jetzt erklären Sie mir, warum ich ihn für das DMS will.«
    Sie hasste es, wenn er diese Spielchen mit ihr trieb. Schließlich war sie nicht mehr in der Schule. Aber sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. »Er hat keinen Augenblick lang gezögert. Er ist noch nicht einmal zusammengezuckt, als er merkte, dass er keinen Schuss mehr übrig hat. Stattdessen ging er sofort in den Nahkampf über. Es sah so geschmeidig aus, als ob er diesen Bewegungsablauf über Jahre hinweg geübt hätte. Wie eine Katze.«
    »Angesichts dieser Aufnahme und Ihrer jetzigen Beurteilung – sprechen Sie sich immer noch gegen ihn aus?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Seine psychologischen Bewertungen lesen sich wie ein Horrorroman.«
    »Das ist alles Schnee von gestern. Seine dissoziative Phase stand in direktem Zusammenhang mit einem traumatischen Ereignis in seiner Jugend. Seitdem gibt es keine Spur mehr von einer instabilen Persönlichkeit.«
    Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Die Traumatisierung fand in einer kritischen Phase seines Lebens statt. Sie hatte direkten Einfluss auf seine darauffolgende Entwicklung.
Nur darum hat er Kampfsport gemacht. Darum ist er zur Armee gegangen, und darum ist er der Polizei beigetreten. Er sucht kontinuierlich nach Möglichkeiten, seine Wut zu beherrschen.«
    »Mir kommt es so vor, als ob ihm das auch gelungen wäre. Wenn seine Wut gewonnen hätte, sähe sein Krankheitsbild anders aus, Grace. Jemand, der seinem Zorn freien Lauf lässt, wäre eher auf Konfrontationskurs gegangen und hätte nach einer besonders direkten Art des Zuschlagens gesucht. Ledger hingegen hat seine Fähigkeiten verfeinert, in bestimmte Bahnen gelenkt und weiter ausgebaut.«
    »Was man auch als die Entscheidung eines Menschen betrachten kann, der verzweifelt versucht, nicht die Kontrolle zu verlieren.«
    »So könnte man es auch sehen, ja. Eine andere Betrachtungsweise ist, dass er jetzt weiß, wie er sich beherrschen kann, und das hat ihn gerettet.«
    Grace fing wieder an, mit den Fingern auf die Tischplatte zu

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