Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
Vom Netzwerk:
immer.
    »Ich will dir nichts einreden, Joe. Aber das kannst du wirklich nicht so einfach von dir abschütteln. Dein Arbeitgeber will, dass du noch zwei Sitzungen bei mir zu dem Vorfall in der Lagerhalle wahrnimmst. Ehe ich meinen Bericht abliefere, kannst du sowieso zu Hause bleiben. Weil du bisher beide Termine sausen gelassen hast, habe ich zudem noch nichts, was ich schreiben könnte. Wir müssen darüber reden, Joe.«
    Ich starrte aus dem Fenster vor mir. »Okay.«
    Mit weicherer Stimme fügte er hinzu: »Pass auf dich auf, Cowboy. Ich weiß, wie hart du im Nehmen bist … Aber glaube mir: Niemand kann so viel einstecken, ohne dass etwas zurückbleibt. Eine Abkoppelung von deinen Gefühlen hat nichts mit Männlichkeit zu tun … Das ist etwas anderes und zwar ein großes Warnsignal in grellen blinkenden Farben. Ich weiß, dass du mich heute angerufen hast, um mit einem Freund und Fachmann über die Sache zu reden. Aber als Fachmann muss ich das Ganze auch aus dieser Warte betrachten: Du versuchst, Kontakt mit mir aufzunehmen, um deine Erfahrungen zu verarbeiten. Und was diese Geschichte mit Javad und Mr. Church angeht … Nun, wenn dich das alles kaltlassen würde, dann müsste ich entweder Angst um dich oder Angst vor dir haben.«
    »Es lässt mich nicht kalt«, erwiderte ich.

    Rudy musterte mich eingehend. »Wie wäre es mit Dienstag um zwei?«
    Ich seufzte. »Okay, dann also Dienstag um zwei.«
    Er nickte befriedigt. »Alles klar, bringe mir einen Starbucks-Kaffee mit.«
    »Welchen?«
    »Wie üblich. Iced halbentkoffeinierten Ristretto vierfach mit zwei Schuss Himbeersirup und zweiprozentiger, nicht geschlagener Sahne. Dazu Karamellstreusel und dreieinhalb Schuss weißen Mokka.«
    »Ist da auch Kaffee drin?«
    »Könnte sein.«
    »Und du fürchtest, ich sei krank.«
    Er grinste, und ich fuhr los. Im Rückspiegel sah ich, wie er mir nachsah, bis ich um die Ecke bog.

15
    Baltimore, Maryland Samstag, 27. Juni / 19:53 Uhr
     
    Ich fuhr nach Hause. Als ich meine Wohnungstür aufgeschlossen hatte, ging ich schnurstracks ins Badezimmer. Meine Klamotten einschließlich der Boxershorts warf ich in den Müll, ehe ich mich unter die heißeste Dusche aller Zeiten stellte. Ich versuchte, den Tag mit seinen schrecklichen Bildern von mir abzuwaschen. Je gründlicher, desto besser.
    Cobbler, mein braunweiß getigerter Kater, sprang auf den Spülkasten der Toilette und schaute mir mit seinen gelben Augen gebannt zu.
    Ich schlang mir ein Handtuch um die Hüften und spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Aber obwohl mein Adrenalin mittlerweile wieder auf normal zu sein schien, spürte ich doch,
wie das Zittern noch knapp unter der Haut lauerte. Ich verzichtete also auf ein Bier und schob stattdessen eine gefrorene Pizza in den Ofen, bevor ich den Fernseher einschaltete. Wie immer zappte ich mich eine Weile durch die Kanäle und pendelte dann zwischen einem Horrorfilm und einem Sci-Fi-Sender hin und her, um zu sehen, wer gerade wen verspeiste. Aber heute machte mir nicht einmal das sonderlichen Spaß. Ich würde jetzt nur so etwas wie Zombie sehen müssen, und es wäre um mich geschehen gewesen. Also schaltete ich die Nachrichten ein. Es ging gerade um ein Feuer im St.-Michael’s-Krankenhaus, das in der gleichen Nacht ausgebrochen war, in der auch unser Überfall auf die Lagerhalle stattgefunden hatte. Es hatte über zweihundert Tote gegeben, und das halbe Krankenhaus war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Angeblich hatten wir es mit dem schlimmsten Krankenhausfeuer in der Geschichte der Vereinigten Staaten zu tun.
    Mehr deprimierende Nachrichten! Genau, was ich jetzt brauchte. Ich zappte weiter. Auf einem anderen Nachrichtenkanal sah ich mir einen Bericht über die bevorstehende Feier zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli in Philadelphia an. Sie wollten die Liberty Bell neu einweihen und eine neue einweihen – die sogenannte Freedom Bell -, die alten Originalvorgaben nach gegossen worden war. Eine weitere Schnapsidee der First Lady und der Frau des Vizepräsidenten, um für ihren Verein patriotischer Amerikanerinnen zu werben. Nichts als heiße Luft, um die Moral der Truppen im Ausland zu stärken. Die ganze Feier sollte ihren Höhepunkt im Läuten der Freedom Bell haben, einem Symbol für die amerikanische Demokratie und die Freiheit der ganzen übrigen Welt. Vor dem Kongress hatte sich das wahrscheinlich gut angehört, denn die Abgeordneten hatten das Ganze abgesegnet und

Weitere Kostenlose Bücher