Patient Null
dem damit verbundenen möglichen Gewinn unterrichtet – und zwar noch bevor al-Qaida die Ausbildung des Piloten begonnen hatte.
Amirah führte Gault an mehreren Technikern vorbei, die in ihre Arbeit vertieft waren. Sie spielte ihre Rolle als gehorsame Ehefrau des großen Anführers weiterhin ausgezeichnet. Und das, obwohl jeder Einzelne in diesem Bunker ihr gehörte . Nur Abdul, der Leutnant ihres Mannes und eine kleine Anzahl seiner persönlichen Garde unterstanden nicht ihrer Befehlsmacht. Aber selbst diese Loyalitäten würden sich bald ändern. Wie sich überhaupt alles bald ändern würde.
Sie geleitete Gault in den Konferenzraum, schloss die Tür hinter sich und versperrte das Zimmer, so dass draußen auf dem Korridor eine rote Lampe aufleuchtete. Hier gab es keine Fenster. Nur einen großen Tisch und mehrere Stühle.
Amirah drehte sich zu ihm um, riss sich die Burka vom Leib und stürzte sich auf Gault.
Sie war schnell, wild und gierig .
Rücksichtslos drängte sie ihn zurück, bis er mit dem Rücken auf dem Tisch lag. Dann zog sie ihn aus und biss in seine nackte Haut, während er sie an sich zerrte und ihren Rock über ihre Beine schob. Er wusste, dass sie nichts darunter anhatte. Sie hatten beide auf diesen Augenblick gewartet, ja sich nach ihm gesehnt. Er war genauso für sie bereit wie sie für ihn. Sie stieg auf ihn. Als er sie zu sich herunterzog, ließ sie sich langsam auf ihm nieder. Es fühlte sich heiß und sinnlich, schmerzhaft und verrucht zugleich an – eine fantastische Mischung. Ihre Körper mahlten förmlich gegeneinander.
El Mudschahid war manchmal genauso heftig, genauso intensiv, wie das Gault sein konnte. Aber er war immer schnell bei der Sache, und das Ganze konnte in wenigen Minuten vorüber sein. Amirah hingegen konnte jeden Mann an Ausdauer übertreffen. Beinahe jeden. Mit Gault war das anders. Statt eines rasenden Galopps bis zum Abgrund und dem obligatorischen Sturz in ein langweiliges Nichts ritten die beiden weiter und weiter, bis ihre Körper von Schweiß überzogen waren, ihre Herzen so laut wie Trommeln schlugen, und ihr Atem die Haut des anderen versengte.
Als sie schließlich kamen, stießen beide einen Schrei aus. Der Konferenzraum war schalldicht isoliert. Darauf hatte Gault geachtet.
14
Baltimore, Maryland Samstag, 27. Juni / 19:46 Uhr
Ich brachte Rudy zu seiner Praxis. Als er aus dem Wagen gestiegen war, drehte er sich noch einmal zu mir um und meinte: »Joe … Ich weiß, wie sehr du dich in Sachen hineinsteigern kannst.«
»Ich? Ehrlich?« »Ich meine es ernst. Church kommt von irgendeiner unheimlichen Regierungsebene und hat dir ziemlich eindeutig zu verstehen gegeben, dass du keine Alleingänge machen sollst. Ich finde, dass du auf ihn hören solltest.«
»Ja, du hast ja Recht. Gib mir nur etwas Zeit, darüber nachzudenken.«
»Was willst du denn tun? So lange herumstochern, bis die Hornissen aus ihrem Nest kommen? Denk doch mal nach … Church hat dich durch keine offiziellen Kanäle kontaktiert. Das heißt, dass nichts in irgendwelchen Akten steht. De facto ist also nichts passiert. Das macht mir Angst, Cowboy, und dir sollte es auch Angst machen.«
»Ich bin momentan zu erregt, um Angst zu haben … Verdammt, ich glaube, heute muss ich mich noch ins Koma saufen. Da führt kein Weg dran vorbei.«
Rudy warf die Beifahrertür zu und beugte sich durch das offene Fenster zu mir herein. »Jetzt hör mir mal zu, Joe … Treib es nicht zu wild mit dem Alkohol. Keine wilden Spielchen. Du hast bereits zwei größere Traumata innerhalb weniger Tage durchlebt. Ganz gleich, wie dick diese Machofassade ist, hinter der du dich versteckst – ich weiß, dass die Sache mit der Lagerhalle nicht spurlos an dir vorübergegangen ist. Schließlich hast du dort Menschen getötet.«
»Die haben damit angefangen.«
»Welchen Unterschied macht das? Nur weil die anderen etwas getan haben, was falsch ist, heißt das noch lange nicht, dass du dich emotional unbeteiligt aus der Affäre
ziehen kannst. Das soll natürlich auch nicht heißen, dass du falsch gehandelt hast. He, ich wünschte, ich hätte denselben Mut wie du. Du bist ein echter Held, Joe. Aber diese Bezeichnung kommt mit einem hohen Preis. Du hast ein Herz und Hirn, und eines Tages wirst du nicht mehr länger verdrängen können. Dann wirst du dir alles genau anschauen müssen und sehen, was es mit dir gemacht hast.«
Ich antwortete nicht.
»Das sage ich dir als Freund und als Therapeut.«
Ich schwieg noch
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