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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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die Ecke in der Küche, wo auch mein Computer stand. Nachdenklich biss ich in ein Stück, während der Rechner bootete. Dann fing ich an zu surfen. Jetzt war der Polizist in mir in voller Fahrt. Church hatte erklärt, dass ich nichts über ihn oder das DMS finden würde. So eine Aussage musste natürlich erst mal überprüft werden. Ich blieb also die ganze Nacht über wach und durchforstete das Internet.
    Zuerst suchte ich nach dem Schuppen, den Church für unser Treffen auserkoren hatte. Oder war es mehr als nur ein Treffpunkt gewesen? Auf jeden Fall erwies sich Baylor Records als Sackgasse. Der Besitzer war ohne Erben verstorben. Also war das Gebäude an den Staat gefallen, da noch Steuerschulden offenstanden. Es musste also ein Leichtes für Church gewesen zu sein, sich das Haus unter den Nagel zu reißen. Ich forschte die Nacht über nach irgendeiner Verbindung zwischen Baylor Records und der alten Containerlagerhalle, die wir hochgenommen hatten, konnte aber nichts finden.

    Am frühen Sonntagmorgen rief Rudy an, um mitzuteilen, dass er sich die ganze Nacht über mit Prionen beschäftigt hatte.
    »Und was ist mit deiner Warnung, dass ich die Finger davon lassen solle?«
    »Ich gebe mich geschlagen«, meinte er müde. »Vielleicht brauchen wir beide eine Therapie.«
    »Hast du wenigstens etwas Interessantes herausgefunden?«, wollte ich wissen.
    »Ja, so einiges. Alles sehr interessant, aber leider nichts, was mit deiner Sache zu tun haben könnte. Diese ganze Prionen-Idee kommt mir inzwischen ziemlich unwahrscheinlich vor. So gefährlich sie auch sein mögen, so langsam ist auch ihre Infektionsrate. Es kann Monate, wenn nicht Jahre dauern, ehe sich die Infektion manifestiert. Aber ich bleibe am Ball. Ach, und vergiss unseren Termin am Dienstag nicht.«
    »Gut, Mutter.«
    »Fang bloß nicht damit an, Cowboy.« Er lachte und legte auf.
    Ich verbrachte den restlichen Sonntag im Netz. Stunde um Stunde verging, und Rudy und ich schickten einander URLs per E-Mail und IM, aber wir kamen im Grunde nicht weiter – von einer Erklärung für Javads Werdegang oder Zustand ganz zu schweigen. Gegen Mitternacht schaffte ich es endlich, den Rechner auszuschalten, und duschte mich, ehe ich erschöpft ins Bett fiel. Wohin ich mich auch wandte, ich stieß nur auf Mauern. Jeder andere hätte wahrscheinlich aufgegeben, aber so war ich nicht veranlagt. Ich musste mich nur etwas ausruhen und wollte dann wieder mit neuem Elan die Sache herangehen.

16
    Gault und Amirah / Im Bunker Sechs Tage zuvor
     
    Sie lagen erschöpft auf dem Tisch, die Kleidungsstücke um ihre Taille und seine Fesseln gewickelt. Sein Körper war vor Anstrengung gerötet und mit Bisswunden und Spuren ihrer Fingernägel übersät. Er hütete sich, ihr auch nur einen Kratzer zu machen, ja nicht einmal einen winzigen Knutschfleck. Dann hätte er ebenso gut gleich seine Hinrichtung unterschreiben können.
    Danach sprachen sie nie von Liebe. Sie erzählten einander nie, wie wichtig das Ganze für sie war oder wie sehr sie einander vermisst hatten. Jeder wusste sowieso, was der andere gesagt hätte. Es war bereits alles gesagt worden und zwar gleich beim ersten Mal, als sie ein – ander erblickt hatten. Kopfkissengeplauder hätte die Gefühle entwürdigt, die sie füreinander empfanden. Sie hätten etwas zerredet, was nicht festgemacht werden durfte und es dadurch zu einer x-beliebigen Lovestory à la Romeo und Julie gemacht. Aber was sie hatten, war wichtiger und würde – so hoffte Gault zumindest – mit weniger Toten enden.
    Amirah ergriff als Erste das Wort. »Ich habe vage Gerüchte gehört – in puncto Baltimore?«
    »Mm, ja«, murmelte er und blinzelte verträumt. »Sieht ganz so aus, als ob wir unsere Lagerhalle komplett abschreiben können.«
    »Und was ist mit Javad?«
    Er hielt inne. Nachdenklich blickte er zu den unebenen akustischen Deckenfliesen hinauf und überlegte, welche Version der Wahrheit er ihr auftischen sollte. Er liebte Amirah zwar, aber das bedeutete nicht, dass er ihr alles offen sagte. Er behielt sich vielmehr eine gewisse Privatsphäre vor, in die selbst sie nicht eindringen durfte. Das würde es eines Tages leichter machen, sie zu töten, falls es nötig sein
sollte. Gault legte großen Wert darauf, sich alle Möglichkeiten offenzuhalten. »Unsicher.«
    »Auf jeden Fall ist er nicht auf freiem Fuß. Ich habe die Nachrichten verfolgt und …«
    »Ich weiß. Was auch immer mit ihm sein mag, es bedeutet lediglich, dass wir den Plan

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