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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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eine Frau beauftragt, die neue Glocke zu gießen. Natürlich handelte es sich um eine entfernte Verwandte des britischen Glockengießers,
der in jener Zeit die Liberty Bell gegossen hatte.
    Unter anderen sollte auch mein Taskforce-Team vor Ort sein, um für die Sicherheit der Teilnehmer zu sorgen. Aber die Hauptfäden hatte wie immer der Secret Service in der Hand. Wir würden nur bessere Türsteher abgeben. Es konnte ja schließlich sein, dass Osama bin Laden plötzlich mit einem Zentner C4 um die Hüften auftauchte. Das Leben im Post-9/11-Amerika. Herrlich, ein Feiertag für die ganze Familie.
    Ich schaltete den Fernseher aus und schloss die Augen. Was hatte Church gesagt? Mr. Ledger, wir sind sehr daran interessiert, dem Terrorismus Einhalt zu gebieten. Dieses Land ist Bedrohungen ausgesetzt, die weitaus schlimmer und fürchterlicher sind als alles, was Sie bisher in den Zeitungen zu lesen bekommen haben – was Sie sich vorstellen können.
    »Ach was!«, sagte ich laut.
    Was sollte ich machen? Ich wusste durchaus, dass ich das hatte, was man gemeinhin als eine gebrochene Persönlichkeit bezeichnete. Nicht unbedingt gleich eine multiple Persönlichkeitsstörung, aber ich konnte doch nicht abstreiten, dass je nach Situation oder auch nach Erfordernis bei mir verschiedene Piloten im Cockpit saßen. Es hatte einige Jahre gedauert, bis ich drei dominante Persönlichkeiten ausgemacht und mich mit ihnen abgefunden hatte: Es handelte sich um den modernen Mann, den Krieger und den Polizisten.
    Der moderne Mann – mein zivilisiertes Ich – befand sich jetzt in der Verdrängungsphase. Er wollte an keine Monster glauben. Er fühlte sich auch nicht so sonderlich wohl, wenn es um geheime Regierungsbehörden ging. Dieser ganze James-Bond-Mist war ihm eher unheimlich.
    Der Krieger hingegen hatte keine Probleme mit Nacht-und-Nebel-Aktionen, Spionage und Geheimniskrämerei. Er
definierte sich vielmehr dadurch, denn das erlaubte ihm, das zu sein, was er in Wirklichkeit war: ein Killer. Bei tätlichen Auseinandersetzungen war er wirklich gut, aber dafür umso miserabler, wenn es um harmloses Geplauder ging.
    Und dann gab es noch den Polizisten. Er hatte in den letzten Jahren die Oberhand gewonnen. Er war es, der die besseren Seiten des Kriegers förderte: Ethik, Regeln, Verhaltensnormen.
    Die Augen noch immer geschlossen, lehnte ich mich nach hinten und fing an, tief ein- und auszuatmen. Sollten die drei es doch unter sich ausmachen. Meist war es sowieso der Polizist, der die beiden anderen zur Ruhe brachte. Der Polizist war der Denker. Ich zerlegte die Angelegenheit in ihre Einzelteile, so dass sich der Bulle in mir alles in Ruhe betrachten konnte.
    Doch in diesem Fall gab es einige Puzzleteile, die einfach nicht passen wollten. Am offensichtlichsten war die Tatsache, dass die Terroristen in der Lagerhalle ein multinationaler Club gewesen zu sein schienen. Normalerweise waren solche Typen aber nicht gerade für ihre Toleranz und ihren Teamgeist berühmt.
    Auch der Selbstmordplan kam mir merkwürdig vor. Jeder der Männer in der Lagerhalle war mit einer Krankheit infiziert worden und musste regelmäßig ein Gegenmittel einnehmen, um nicht ins Gras zu beißen. Das an sich mochte beeindruckend sein, kam mir aber gleichzeitig als zu viel des Guten vor. Es war irgendwie zu clever und zu ausgefeilt. Es bedeutete außerdem, dass ein ziemlich hoher Grad an technischem Wissen vorhanden sein musste. Und das überstieg definitiv die Köpfe einer durchschnittlichen Terroristenzelle. Wenn also alles stimmte und diese Wiedergänger-Idee von demselben Kopf oder denselben Köpfen ausgearbeitet worden war wie diese ausgeklügelte Vorgehensweise, dann könnte man es mit einem verrückten
Wissenschaftler zu tun haben, sagte ich mir. Unter anderen Umständen hätte das sogar lustig sein können. Aber das war es nicht. Die ganze Sache jagte mir vielmehr eine Heidenangst ein.
    Dann gab es da noch Javad. War er wirklich tot und nur wieder animiert worden?
    War das nicht unmöglich? Eigentlich schon. Aber trotzdem wusste ich, was ich gesehen hatte.
    Von nun an, hatte Church gesagt, sollten wir »tot« als relativ betrachten.
    Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Javad der einzig Infizierte war. Die Lagerhalle war nur eine Lagerhalle gewesen, kein Labor weit und breit. Church musste sich dessen auch bewusst gewesen sein, und ich hätte nachhaken sollen.
    Die Uhr am Ofen läutete, und ich öffnete die Augen. Ich holte die Pizza heraus und setzte mich in

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