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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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zeigte auf einen Eintrag des Logs. »Wie es der Zufall so will, waren Sie der zuständige Agent für den verlorenen Transport.«
    Ich schnappte mir das Papier, überflog es und legte es dann wieder auf ihren Schreibtisch. »Verdammt nochmal, Major. Wenn die Qualität Ihrer anderen Informationen ähnlich schlecht wie diese ist, dann bleibt mir nichts anderes übrig, mir meine Familie zu schnappen und mich schnellstens aus dem Staub zu machen.«
    »Streiten Sie etwa ab, dass Sie die Aufgabe hatten, diesem Laster zu folgen?«
    »Nein, ich war damit beauftragt, ihm zu folgen, Major. Aber ich habe ihn nicht verloren. Nach vier Häuserblocks wurde ich angehalten und von einem anderen Agenten abgelöst. Mein Lieutenant hatte die Kommandozentrale unserer Einsatzgruppe über einen sicheren Kanal benachrichtigt und mich zum Überwachungswagen beordert, weil es mehr Persisch über Handy zu belauschen gab. Ich bin leider der Einzige gewesen, der bei uns Persisch verstand. Also verbrachte ich die nächsten zwanzig Minuten damit, einem der Verdächtigen zuzuhören, wie er einer Irakerin die Vorzüge von Philadelphia erläuterte. Hauptthema war, dass sie ihm einen blasen sollte. Also eine topgeheime Spionagegeschichte.« Ich hielt inne und blickte sie an. »Aber Sie können mir glauben: Ich verliere niemanden, wenn ich ihn verfolge.«

    Grace Courtland lehnte sich zurück, und wir starrten einander an wie zwei Pistolenhelden aus einem Western. Sie war am Zug. Was immer sie jetzt antworten würde, es würde höchstwahrscheinlich die Basis für unsere zukünftige Zusammenarbeit bilden. »Mist«, murmelte sie. »Nehmen Sie eine Entschuldigung an?«
    »Nur wenn Sie aufhören, mich mit eisigen Blicken einzuschüchtern.«
    Ihr Lächeln war anfangs noch etwas zaghaft und spitz. Dann aber breitete es sich über ihr Gesicht aus, bis sie mich geradezu anstrahlte. Sie stand auf und streckte mir ihre Hand über den Schreibtisch hinweg entgegen. »Waffenstillstand? Was meinen Sie?«
    Ich erhob mich ebenfalls und schüttelte ihre kleine, warme Hand. Der Druck war nicht von schlechten Eltern. »Wir haben sowieso schon genügend Feinde, Major. Es ist besser, uns gegenseitig zu unterstützen, anstatt einander an die Gurgel zu springen.«
    Sie drückte nochmal zu, ließ dann los und setzte sich wieder. »Da haben Sie Recht.« Sie räusperte sich. »Da wir jetzt also den Laster … äh … verloren haben, tun wir natürlich unser Bestes, ihn wiederzufinden. Die Operation hat absoluten Vorrang.«
    »Was wissen wir über die Zelle an sich?«, fragte ich.
    »Nicht viel. Wir wissen zum Beispiel, dass sie Zugang zu besserer Hardware haben, als das sonst bei Terroristen der Fall ist. Das ist auch einer der Gründe, warum DMS existiert. Sie müssen verstehen: Die Gründung von DMS wurde etwa zur gleichen Zeit wie die der Homeland beschlossen, aber anfangs sträubte man sich dagegen. Wegen der Kosten, versteht sich. Zudem fand man eine weitere Abteilung überflüssig. Die vorherrschende Meinung damals lautete, dass Terroristen vielleicht fähig waren, Flugzeuge zu entführen, aber nicht, hoch komplexe biologische Waffen zu konzipieren.« Man konnte die Verachtung
in ihrer Stimme deutlich hören. »Solche Überlegungen sind natürlich rassistisch motiviert. Die hohen Tiere in London und Washington sind noch immer der Meinung, dass jeder im Mittleren Osten ungebildet und wie im Mittelalter lebt.«
    »Das ist natürlich totaler Schwachsinn«, sagte ich.
    »Totaler Schwachsinn«, wiederholte sie. »Aber dank MindReader, einer speziellen Software, die Mr. Church entweder entwickeln ließ oder sich irgendwie beschafft hat, ist es uns gelungen, die zuständigen Herrschaften vom Gegenteil zu überzeugen. Mr. Church spricht nicht viel über MindReader. Ich kann Ihnen also keine Details nennen, außer dass es sich um ein kaskadierendes Analysepaket handelt, das keine andere Organisation besitzt – nicht einmal Homeland oder Barrier. Es sucht sämtliche Geheimdienstdatenbanken nach Mustern und Strukturen anhand versteckter Links ab. Das Knifflige dabei ist, mit verschiedenen Betriebssystemen und Sprachen – sowohl Computer- als auch menschliche Sprachen – zurechtzukommen. Von verschiedenen Kulturen, Zeitzonen, Währungsschwankungen, Messeinheiten, Transportwegen und so weiter ganz abgesehen. MindReader lässt das alles souverän links liegen. Außerdem benutzen wir die Software, um die beschädigten Daten zu dechiffrieren.«
    »Nettes Spielzeug.«
    »Das stimmt.

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