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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Krieg war erst drei Tage alt. Es war sechs Tage vor seinem neunzehnten Geburtstag.« Er hielt inne. »Meine Tochter Monique verlor beide Beine in Bagdad. Vergangenes Weihnachten ging eine Mine unter ihrem Bradley hoch. Ich habe keine Kinder mehr, die ich opfern kann. Also muss ich selbst ran.«
    »Aus Rache?«
    »Ich habe einen Neffen in der Highschool, der auch Soldat werden will. Es ist natürlich seine Entscheidung, aber vielleicht kann ich ihn beeinflussen, wie vielen Gefahren er sich aussetzen wird, wenn es einmal so weit ist.«
    Ich nickte und trat zum nächsten Mann. Narbengesicht. »Name und Rang.«
    »Zweiter Lieutenant Oliver Brown, Army, Sir.«
    »Einsätze?«
    »Zwei im Irak, einer in Afghanistan.«
    »Kampfeinsätze?«
    »Ich war bei der Schlacht um den Debecka-Pass dabei.«
    Das war eine der entscheidenden Schlachten des zweiten Irak-Kriegs gewesen. Irgendein General hatte auf CNN etwas von »Heldenmachern« gefaselt, obwohl die normalen Nachrichten kaum darüber berichtet hatten.
    »Special Forces?«

    Er nickte. Sofort und automatisch, nur eine Bejahung, ohne seinen Stolz zu zeigen. Das gefiel mir. »Haben Sie sich dort die Narbe geholt?«
    »Nein, Sir. Die stammt von meinem Vater, als ich sechzehn war.« Er wandte den Blick ab.
    Als Nächstes war Joker an der Reihe. »Heraus damit«, meinte ich.
    »CPO Samuel Tyler. U.S. Navy. Freunde nennen mich Skip, Sir.«
    »Wieso?«
    Er blinzelte. »Spitzname aus meiner Kindheit, Sir.«
    »Lassen Sie mich raten. Ihr Vater war Captain, und die nannten Sie ›Little Skipper‹.«
    Er lief rot an. Volltreffer.
    »SEALS?«
    »Nein, Sir. Während der Höllenwoche haben sie mich ausgemustert.«
    »Warum?«
    »Es hieß, ich sei zu groß und zu schwer, um bei den SEALS mitzumachen.«
    »Stimmt.« Dann munterte ich ihn auf. »Aber ich glaube nicht, dass wir Marathonschwimmen auf dem Programm haben. Ich brauche Hurensöhne, die hart und schnell zuschlagen können. Das Allerwichtigste ist allerdings, dass sie immer den letzten Schlag austeilen. Können Sie das?«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, schrie er mich an und fügte dann noch ein »Sir« hinzu.
    Dann knöpfte ich mir den Letzten vor: Hulk. Er war fast einen Kopf größer als ich und wog gute zweieinhalb Zentner. Alles Gewicht hatte sich um die Schultern und Brust angesammelt. Selbst Marilyn Monroe wäre auf eine solche Taille stolz gewesen. Trotz seiner Körpermasse machte er einen schnellen, geschmeidigen Eindruck. Nicht wie Affenmann. Die eine Seite seines Gesichts war noch immer rot und geschwollen. Ich hatte ihn gut erwischt.

    »Heraus damit.«
    »Bunny Rabbit, Force Recon, Sir.«
    Ich starrte ihn an. »Glauben Sie, hier ist der richtige Ort, um Witze zu machen?«
    »Nein, Sir. Mein Nachname lautet Rabbit. Jeder nennt mich Bunny.«
    Er hielt inne. »Es wird noch schlimmer, Sir. Mein Vorname ist Harvey.«
    Die anderen Typen taten ihr Bestes, nicht laut loszuprusten. Lange konnten sie sich allerdings nicht im Zaum halten.
    »Junge«, brachte Top Sims schließlich hervor, »haben dich deine Eltern gehasst oder was?«
    »Ja, Top. Ich glaube schon.«
    Da konnte auch ich nicht mehr an mich halten.

37
    Sebastian Gault / Hotel Ishtar, Bagdad Vier Tage zuvor
     
    Sämtliche Kugeln waren ins Rollen gebracht worden. Alles lief so reibungslos, dass Gault mit sich und der Welt mehr als zufrieden war. Er und Toys waren stets vor Ort gewesen, wenn es sich um systemkritische Phasen gehandelt hatte, und alles war wie am Schnürchen gelaufen. Niemand – wirklich niemand -, den Gault kannte, konnte sich so frei und unbeschwert im Mittleren Osten bewegen wie er. Sogar Botschafter mussten sich an ein Vielfaches von Regeln halten. Er hingegen war schlicht und ergreifend ein Sonderfall. Er galt als der großzügigste Geldgeber des Roten Kreuzes, der World Health Organisation und einem halben Dutzend weiterer humanitärer Einrichtungen. Er pumpte zig Millionen in jede dieser Organisationen und konnte ruhigen Gewissens behaupten, dass er allein mehr dazu beitrug,
Schmerz und Leid zu lindern als jeder andere Mensch in der nördlichen Hemisphäre.
    Niemand hätte es gewagt, ihm zu widersprechen. Schließlich handelte es sich hierbei um unantastbare Fakten. Ohne den Klotz einer Regierung am Bein, ohne den Beistand einer Armee, ohne jegliche politische oder ideelle Motivation hatte es Gault durch Gen2000 und das eine oder andere seiner Geschäfte geschafft, achtzehn Krankheitserreger – darunter eine neue Form der

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