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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Flussblindheit, einen mutierten Stamm des Choleravirus und zwei verschiedene Formen der Tuberkulose – auszulöschen. Sein Beitrag zum World-Health-Gipfeltreffen in Oslo war nicht nur ein gut klingender Spruch, sondern wurde auch zum Motto jeder unabhängigen Gesundheitsorganisation: »Die Menschheit kommt immer zuerst. Immer. Politik und Religion, so wertvoll und nützlich sie auch sein mögen, sind sekundär. Wenn wir nicht danach streben, Leben zu retten, Leben zu schätzen und daran festzuhalten, dann wird alles nichtig, wofür wir uns einsetzen.«
    In Wahrheit lautete jedoch der klügste Spruch, den Gault jemals gehört hatte – und er hatte ihn von seinem Vater -, dass jeder Mensch seinen Preis hat. Sein alter Herr hatte ihm noch zwei weitere Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Der Erste lautete: »Wenn dir jemand sagt, er könne nicht gekauft werden, dann hast du noch nicht den richtigen Preis genannt.« Der Zweite war nicht minder wichtig: »Wenn du ihn nicht kaufen kannst, dann kauf sein Laster.«
    Sebastian Gault hatte seinen Vater geliebt. Zu schade, dass der Mann wie ein Schlot geraucht hatte. Sonst hätte er jetzt gemeinsam mit seinem Sohn die Früchte seiner Arbeit genießen können, anstatt in einer kalten Gruft im Friedhof in Bishopsgate zu liegen. Der Krebs war schnell gewesen; er hatte keine sechzehn Monate gebraucht, um ihn zu zerfressen. Gault hatte am Tag vor der Beerdigung
seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert und konnte so direkt die Leitung des väterlichen Geschäfts übernehmen.
    Er verkaufte die Firma, ohne mit der Wimper zu zucken, ging zur Universität und investierte seinen letzten Heller und Pfennig in Pharma-Aktien. Natürlich waren damit große Risiken verbunden. Immer wieder landete er ein Schnäppchen und war stets auf der Suche nach etwas Neuem, das den Markt beeinflussen könnte. Im Gegensatz zu vielen anderen kam er nie auf die Idee, nach dem Goldenen Vlies, einer angeblichen Wunderdroge, in der Pharmaindustrie zu suchen, sondern konzentrierte sich auf neue Heilansätze für Erreger, die bisher nicht bekämpft werden konnten. Erst nachdem er seine erste Milliarde in der Tasche hatte, kam es ihm in den Sinn, sich nach konkreten Heilmitteln umzuschauen und zwar für Viren, für die sich sonst niemand interessierte, da sie Krankheiten auslösten, die nur in irgendeinem gottverlassenen Dorf in der hintersten Ecke der Welt ausgebrochen waren. Hätte er nicht Zugang zum Internet gehabt, wäre das Ganze vielleicht nie passiert. Aber auf einmal hatte er eine Vision – und was für eine! Er wollte eine Krankheit in der Dritten Welt heilen und jedem unter die Nase reiben, wie viel Geld ihn das gekostet hatte. Dann würde ihn die Welt als Retter, als Heiland feiern.
    Er versuchte es – und es klappte! Das Ganze war sogar einfacher, als er gedacht hatte. Die meisten Krankheiten in der Dritten Welt waren relativ einfach in den Griff zu bekommen. Es gab sie im Grunde nur, weil sich niemand in der Pharmaindustrie um die sterbenden Massen in Afrika scherte. Außerdem veränderten sich immer wieder die Machtverhältnisse in den betroffenen Ländern. Wer sollte da noch den Überblick behalten?
    Als Gaults erste Firma, PharmaSolutions, ein Mittel gegen eine wenig verbreitete, auf Somalia begrenzte Krankheit fand, lieh er sich Geld und produzierte es am Fließband,
um es der WHO zur Verfügung zu stellen. Die WHO war voller Leute mit den besten Intentionen. Allerdings konnte man sie auch leicht hinters Licht führen, denn sie lechzten förmlich nach Unterstützung. Also verbreitete Gault die Nachricht, dass seine neue Firma beinahe in den Ruin getrieben worden sei und alles dafür gegeben habe, um eine fürchterliche Krankheit auszurotten. Am Dienstagmorgen gab es bereits die ersten Berichte im Internet. CNN brachte sie am Mittwoch, und am Donnerstag konnte man bereits nicht mehr das Radio einschalten, ohne über Gaults aufopfernde Tat zu hören. Bei Börsenschluss am Freitag hatte sich der Wert seiner Aktie verdoppelt, und eine Woche später konnte man den Gewinn kaum noch in normalen Zahlen ausdrücken. Das war das erste Mal, dass er es – im zarten Alter von zweiundzwanzig Jahren – auf die Titelseite von Newsweek geschafft hatte.
    Im Alter von sechsundzwanzig war er bereits mehrfacher Milliardär. Er verbreitete immer wieder, Millionen in Forschung und Entwicklung zu pumpen. Auch seine Erfolge im Kampf gegen bestimmte Krankheitserreger feierte er ausgiebig. Doch erst als er Gen2000

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