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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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versinken wollte.
    Ich ging zu Tops Gruppe. Die Kinder hinter ihm schreckten vor mir zurück und heulten noch lauter. Sie hatten mit eigenen Augen gesehen, wie ich mindestens zwei ihrer Freunde getötet hatte. Sie waren noch zu jung, um zu verstehen, was hier vor sich gegangen war. Infektion hin oder her – woher sollten sie wissen, dass ich nicht auch ein Monster war? Top nahm einige in die Arme und versuchte, sie mit sanften Worten zu beruhigen. Bunny schaute unbeholfen und hilflos zu, während ich mich nicht mehr vom Fleck rührte.
    Dann vernahm ich ein Geräusch und sah auf. Das Alpha-Team stürmte die Halle, die Waffen gezückt und entsichert. Major Courtland kam als Erste mit erhobener Pistole herein, Gus Dietrich an ihrer Seite. Sie hielten abrupt inne, als sie die Szene vor sich sahen.
    »O mein Gott«, murmelte Courtland.
    Dietrich klappte die Kinnlade herunter, und der Rest des Alpha-Teams starrte ebenfalls fassungslos auf die zahlreichen Leichen und die heulenden Kinder. Schließlich richteten sich ihre Blicke auf die blutverschmierten Mitglieder des Echo-Teams.
    Courtland fing sich als Erste wieder. Sie drückte einen Knopf auf ihrem Walkie-Talkie. »Alpha-One an Basis. Wir brauchen ein Sani-Team hier unten – und zwar schnell. Zahlreiche zivile Opfer, die sofortige Hilfe und Evakuierung benötigen.« Sie machte eine Pause und sah sich noch einmal um. »Die Zivilisten sind ausnahmslos Kinder. Wiederhole,
Zivilisten sind Kinder, siebzehn insgesamt. Alle zur Verfügung stehenden medizinischen Einheiten hierher.«
    Ich stieß mich vom Tisch ab und trat zu ihr. Meine Augen brannten.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, hielt dann aber inne. Nach einer Weile fragte sie: »Alles in Ordnung, Captain?«
    Ich hätte sie in der Luft zerfetzen können. Was sollte diese schwachsinnige Frage in einer solchen Situation? Doch ich riss mich zusammen. Was hätte sie sonst sagen sollen?
    »Ich werde es überleben«, antwortete ich. »Sagen Sie Ihren Leuten … Sagen Sie ihnen, dass es keine infizierten Kinder gibt. Alle Bissopfer wurden …« Ich konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
    Sie schluckte und gab die Informationen weiter. Dann schaltete sie das Walkie-Talkie aus. »Und Ihre Truppe?«
    »Keine Verletzten.«
    Courtland nickte, und für einen Augenblick sahen wir einander an. Von Soldat zu Soldat oder von Krieger zu Krieger. Wir beide wussten, dass es Verletzte unter meinen Männern geben würde. Dieser Vorfall würden jeden einzelnen von ihnen bis ins Innerste verändern und seine Narben hinterlassen.
    Als die ersten Sanitäter in die Halle gerannt kamen, drehte sie sich um. Die Kinder weinten noch immer. Einige von ihnen rannten auf die uniformierten Männer und Frauen zu, die sie in die Arme nahmen. Selbst einige der Erwachsenen wurden von den vielen Tränen überwältigt und fingen zu weinen an. Andere Kinder wichen jedoch erschreckt zurück. Jegliches Vertrauen, das sie einmal in die Erwachsenen gehabt haben mochten, war ihnen geraubt worden. Wieder andere saßen nur teilnahmslos auf dem Boden und starrten regungslos vor sich hin. Ich wollte mir
gar nicht vorstellen, welche Verletzungen ihre Seelen davontragen würden.
    »War St. Michael’s so ähnlich wie das hier?«, wollte ich wissen.
    Courtland schüttelte den Kopf. »Nein. In St. Michael’s gab es keine Überlebenden. Mein Team hat das Krankenhaus nie betreten.«
    Ich nickte. »Und heute Morgen war ich noch ein gewöhnlicher Polizist«, murmelte ich vor mich hin.
    »Ich weiß.«
    Ich wollte noch mehr sagen, aber es war gar nicht nötig. Wir verstanden uns auch so.
    »Hier lebt noch einer!«, rief Dietrich. Wir drehten uns um. Ein Laborassistent versuchte, sich von einem inzwischen endgültig toten Wiedergänger zu befreien, der auf ihm lag. Mit schmerzverzerrtem Gesicht streckte er die Arme und wimmerte um Hilfe. Ollie Brown stand über ihn gebeugt, die Miene zu einer verächtlichen Grimasse geschnitten. Er zog seine Pistole und entsicherte sie.
    »Weggetreten!«, brüllte ich und rannte auf ihn zu. Aber Ollie hielt den Lauf weiterhin auf den Assistenten gerichtet. Es war offensichtlich, dass er abdrücken wollte. Plötzlich sprang Dietrich vor, packte Ollie am Handgelenk und riss dieses mit voller Wucht nach oben. Der Schuss, der sich löste, war ohrenbetäubend. Aber die Kugel schlug in einen Holzbalken über uns ein.
    Ich baute mich etwa drei Zentimeter vor Ollies Nasenspitze auf. »Weggetreten, Lieutenant! Auf der Stelle!«
    Sein Gesicht war

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